Grundstücksversteigerung Albrechtshaus: Berliner Ausktionshaus bietet Klinik-Ruine im Oberharz zur Versteigerung an
Für die Stabkirche in Stiege wurde gerade Richtfest gefeiert. Gibt es auch Hoffnung für ihren Erbauungsort – die Lungenheilanstalt Albrechtshaus im Oberharz?

Stiege/Berlin - Mindestgebot 580.000 Euro: Für diesen Preis wird das Albrechtshaus nahe Stiege zur Versteigerung angeboten. Aufgelistet als Objekt Nummer 19 von 56 ist das Gelände der ehemaligen Lungenheilanstalt Teil der Herbst-Auktion des renommierten und in Berlin ansässigen Auktionshauses Karhausen AG am 24. September.
Per Telefon, online oder auch schriftlich können sich Interessenten ein Bietergefecht für das laut Katalog gut 13,8 Hektar große Bauareal im Harz mit gültigem Bebauungsplan (B-Plan) liefern. Es wird zudem auf die gute Verkehrsanbindung und Nähe zu Touristen-Magneten wie Thale, Braunlage und Wernigerode hingewiesen.
Platz für 299 Ferien-Gäste
Wie die Fläche, die sich nur wenige Kilometer vom Erholungsort Stiege im Wald befindet, genutzt werden kann, darüber wird im Auktionskatalog mit einem Auszug aus dem B-Plan informiert: So sei eine zwei- bis viergeschossige Bebauung in überwiegend offener Bauweise vorgesehen. Es gebe die Möglichkeit, ein Hotelgebäude und Appartementhäuser samt Wellnessanlage zu errichten. Platz sei zudem für Sport-, Fitness- und Entertainmentbereiche, Verwaltungsgebäude, einen Wirtschaftshof, Gastronomie, Seminarräume sowie für Wohnungen. Die mögliche Kapazität des Komplexes wird mit maximal 299 Betten in maximal 199 Gästezimmern angegeben.
„Für die Region wäre es super, wenn die Anlage touristisch genutzt werden würde“, sagt Stieges Ortsbürgermeister Marko Brandt (WG Heimat Stiege). Er habe erst aufgrund der Volksstimme-Nachfrage von der Auktion erfahren, auch seien ihm bislang keine Interessenten für das ehemalige Klinik-Areal bekannt. Ihn persönlich würde es freuen, wenn es nach den Jahrzehnten des Verfalls nun in absehbarer Zeit positive Aussichten für die Ruine gebe. Allerdings, so gibt er zu bedenken, sei es fraglich, ob etwa die alten Zuleitungen für Strom, Wasser und Co. zu reaktivieren seien. Das und die eventuellen Mehrkosten müsse ein potenzieller Interessent bei seinen Plänen beachten. „Aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt“, so Brandt. Er wolle die Ohren offen halten, was Entwicklungen für das Areal angeht.
Stabkirche an neuem Standort wieder aufgebaut
Auch die Mitglieder des Vereins Stabkirche Stiege verfolgen dies gespannt. Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Holzkirche, die 1905 auf dem Heilstätten-Gelände errichtet wurde, vor dem Verfall zu retten. Für den symbolischen Preis von einem Euro hat der Verein von einer Berliner Immobilienfirma, der das Albrechtshaus gehört, die Kirche abgekauft. Trotz mehrfacher Versuche war die Firma bislang nicht für die Volksstimme für Nachfragen zum Verkauf des restlichen Geländes erreichbar.
Dank der Unterstützung von Spendern und Sponsoren ist es den Kirchen-Förderern mittlerweile gelungen, die Kapelle ab- und im Ortskern Stieges wieder aufbauen zu lassen. Gerade erst fand das Richtfest für die Holzkirche statt .
Dass die Immobilienfirma nun auch das Gelände loswerden will, ist für Regina Bierwisch, die Sprecherin des Kirchenvereins, keine Überraschung. Sie habe schon vor Monaten gehört, dass eine Ausschreibung für den Verkauf laufe – bislang erfolglos. „Für Stiege und die Region ist es sicherlich gut, wenn etwas auf dem Gelände passiert“, sagt Regina Bierwisch. „Aber wer sich darauf einlassen will, muss alles sehr genau prüfen. Ringsherum befindet sich Naturschutzgebiet“, gibt sie zu bedenken.
Großbrand im Jahr 2013
Es wäre nicht das erste Mal, dass Umweltaspekte die Pläne von Investoren für das Albrechtshaus durchkreuzen: 2003 gab es Ambitionen, die 1897 errichtete Lungenheilanstalt in ein Fünf-Sterne-Haus für die Kempinski-Gruppe umzubauen. In diesem Zuge, geht aus dem Katalog der Auktionshauses Karhausen AG hervor, wurde der B-Plan aufgestellt, der bis heute rechtsgültig ist und das Areal als Sondergebiet „Hotel- und Tourismusprojekt Albrechtshaus“ ausweist.
Diese Pläne verliefen ebenso im Sande wie die, die zur Zeit der Schließung der Klinik 1993 aufkamen. Schon damals sollte das historische Gemäuer als Wellness-Hotel oder Ferienanlage wiederbelebt werden.
Stattdessen verfielen die Häuser zusehends. Trauriger Höhepunkt: In der Nacht zum 22. August 2013 wurde das Hauptgebäude bei einem Brand stark beschädigt. Feuerwehrkameraden mussten im Dezember 2019 erneut zu der Ruine ausrücken, damals gab es einen Schwelbrand. Die Baustruktur wurde so sehr beschädigt, dass das Albrechtshaus laut der Karhausen AG 2020 aus der Denkmalliste gestrichen wurde.
