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Gemüseanbau Essbarer Garten an Blankenburgs Schlossberg

Der Expertenblick in Gärten von Blankenburg ist eröffnet. Der erste Besuch eines Teilnehmers der Gemeinschaftsaktion ist ein Volltreffer.

Von Regina Urbat 01.07.2018, 01:01

Blankenburg l Regina Steinbach und Ehemann Bertwin stehen am Zaun. Das Ehepaar ist aufgeregt. „Schade, dass die Sonne nicht scheint“, sagt die Blankenburgerin, während ein Juror nach dem anderen den Garten am Schlossberg betritt und mit den Worten „herein spaziert“ herzlich begrüßt wird.

„Na, schau, was für ein interessanter Garten“, sagt Hanns-Michael Noll und löst die Spannung. Der Vorsitzende des Fördervereins „Blankenburg blüht auf“ vertritt bei dem Besuch des ersten Teilnehmers der Gemeinschaftsaktion „Schau in den Garten“ gleichzeitig die Stadt. „Es sind alle wegen Urlaub verhindert“, begründet Noll. Für den Partner Harzsparkasse ist Blankenburgs Filialleiter Steffen Raßfeld dabei, als Expertin Sandra Thormeier.

Während für den Bankchef das Ganze zuerst „ziemlich durcheinander erschien“ und er später aber feststellt: „hier hat alles seine Ordnung und macht Sinn“, erkennt die Landschaftsgestalterin sofort die Qualität. „Das Ehepaar Steinbach hat einen toll angelegten Bauerngarten“, sagt die 29-jährige Fachfrau. Alles sei in „guter Nachbarschaft, wie man heute sagt, angepflanzt“.

Die Aufregung bei dem Rentnerehepaar ist längst gewichen, auch blinzelt hin und wieder die Sonne durch die Wolken. Regina Steinbach führt die Jury durch ihren „Nutzgarten“, wie sie sagt, und erklärt voller Stolz: „Wir legen wert auf gesunde Ernährung und erfreuen uns von Frühjahr bis Herbst an der Blumenpracht.“ So findet sich auf der Pachtparzelle, die unterhalb der Bartholomäuskirche liegt, „alles, was das Herz begehrt“, betont die 78-jährige Blankenburgerin.

Es gedeihen Kräuter wie Majoran, Thymian, Estragon, Rosmarin, Melisse, Petersilie und verschiedene Minze. Ebenso Zucchinis, Kartoffeln, Knollensellerie, Stangenbohnen, Tomaten, Erdbeeren, Salate und selbst Porree - geschützt vor den Angriffen lästiger Minierfliegen unter einem engmaschigen Netz. Zwischen prächtigen Zwiebeln wächst Dill, und immer wieder sind auf den Beeten sogenannte Opferpflanzen zu sehen. Beispielsweise die Studentenblumen, die Schnecken anziehen und dann aber selbst Opfer der gefräßigen Weichtiere werden.

Unter den vielfarbigen Stauden und Blumen finden sich einige Raritäten wie Strauchpfingstrose, Trompetenbaum, rot-blättrige Dahlien und Echinacea, auch Sonnenhut genannt. Regina Steinbach ist in ihrem Element. Bei ihren Erklärungen wird deutlich, dass die frühere Konstrukteurin mehr als eine Hobbygärtnerin ist.

All das Wissen von Mischanbau und „wer sich mit wem verträgt“ habe sie von ihrem Vater gelernt. Er sei Diplom-Landwirt gewesen „und hat uns neun Kindern viel erklärt“. Von ihrer Leidenschaft sei ihr Ehemann Bertwin längst angesteckt. Der 86-jährige Diplom-Ingenieur für Speicherbauten, der unter anderen den Bau der Rappbodetalsperre mit leitete, genieße wie seine Frau das fast tägliche Kaffeetrinken nach getaner Arbeit. Von der Sitzgruppe vor der kleinen Laube „können wir den Blick über unser kleines Paradies bis hin in die Naturumgebung schweifen lassen“, schwärmen die Steinbachs.

Also rundum sorgenfrei? Nicht ganz. Das Angebot, dass die Teilnehmer gratis Tipps und Anregungen von Experten bekommen, nimmt das Ehepaar an. So erfährt es von Sandra Thormeier, dass die Stangenbohnen Sonnenbrand haben und deshalb einige Blätter welk sind. Für die Kräftigung der Himbeeren empfiehlt die Fachfrau Hornspäne. Vielmehr helfen müsse sie nicht, „sie machen dass hier alles sehr gut“.

Das möchten Regina und Bertwin Steinbach auch noch lange tun. Viele Spaziergänger am Schlossberg würden am Zaun stehen bleiben und ihren Garten bewundern. „Zu ihnen gehöre auch ich“, gibt Juror Hanns-Michael Noll unumwunden zu.