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Harz-Tourismus Kaum Besucher aus dem Ausland

Mit nur sechs Prozent ausländischen Urlaubern liegt Wernigerode unter dem Landesschnitt.

Von Holger Manigk 29.02.2016, 00:01

Harz l Die meisten Sachsen-Anhalter zieht es in ihren Ferien in den Süden. Laut einer Studie der Ferienhaus-Suchmaschine Holidu buchen die meisten Urlauber aus dem Bundesland Ferienwohnungen und -häuser in Italien. Doch woher kommen die Urlauber im Harz?

„Rund ein Viertel unserer ausländischen Gäste stammt aus den Niederlanden“, sagt Axel Gebhardt von der Wernigeröder Tourist-Information. Auf Platz zwei und drei folgten Dänemark und die Schweiz mit Anteilen von 20 und 12 Prozent. „Doch auch immer mehr Engländer reisen zu uns – sie sind anscheinend von der Harzer Schmalspurbahn begeistert“, sagt Gebhardt. Insgesamt stammen sechs Prozent der Touristen in der bunten Stadt aus dem Ausland. Dieser Anteil sei seit Jahren konstant.

Damit liegt Wernigerode in der Region eher hinten. Zum Vergleich: In Goslar stammt jeder fünfte Übernachtungsgast aus dem Ausland. Das teilte Melanie Dannhauser auf Volksstimme-Nachfrage mit. „Wir profitieren davon, dass wir Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft der Neun Städte sind“, sagt die Sprecherin der Goslar Marketinggesellschaft. In der Arbeitsgemeinschaft sind neben Goslar zum Beispiel Göttingen, Hildesheim und Hannover organisiert. Dank dieser Plattform erhalte die Stadt mehr Werbung im Ausland. Die meisten der dadurch angezogenen Touristen stammen aus den Niederlanden, Dänemark und Großbritannien.

Dass die Niederländer den Harz mögen, bestätigt Erik Voigt, Geschäftsführer des Hasseröder Ferienparks. „Über die Landesgrenzen hinaus kamen 2015 die meisten Gäste aus den Niederlanden, gefolgt von Dänemark und Belgien.“ Die Mehrheit der Gäste habe im vergangenen Jahr erstmals aus Sachsen-Anhalt gestammt. Es folgten Sachsen und Niedersachsen.

Der Harz als erstes Gebirge im Norden Deutschlands sei als Reiseziel über die Landesgrenzen hinaus bekannt, so der Chef der Ferienwohnungsanlage. „Dank der B 6n sind wir aus fast allen Himmelsrichtungen gut erreichbar.“ Insgesamt hätten im Ferienpark im vergangenen Jahr 45 000 Gäste übernachtet. „Damit haben wir eine Auslastung von rund 70 Prozent und sind mehr als zufrieden“, sagt Voigt.

Auf der Reise-Plattform Tripadvisor wird Wernigerode gelobt. „Ein Juwel im Harz“ sei die Stadt. Doch gleichzeitig fällt ein Kritikpunkt auf: Kaum jemand spricht Englisch. Ein Tourist aus Großbritannien schreibt, dass während seiners gesamten Aufenthaltsselbst in der Tourist-Information kein Mitarbeiter mit Englischkenntnissen anzutreffen war.

In dieser Hinsicht ist das Hotel „Weißer Hirsch“ gerüstet. Zumindest die Mitarbeiter, die mit den Gästen in Kontakt kommen, sprechen Englisch, sagt Hotelchef Christian Wieland. „Um die drei Prozent“ seiner Gste stammen aus dem Ausland. Genaue Statistiken führt das Haus allerdings nicht. Die meisten ausländischen Gäste stammen aus den Niederlanden, Dänemark, Großbritannien und Japan, sagt Wieland.

Eine ganz andere Klientel als das Vier-Sterne-Haus in bester Lage hat die Jugendherberge in Hasserode. Etwa fünf Prozent ausländische Besucher schätzt Herbergsvater Lutz Meier. Allerdings arbeite die Jugendherberge eng mit der benachbarten Hochschule zusammen. Deren Gäste werden oft in den Räumen der Herberge untergebracht. Mit Sprachkenntnissen ihrer Mitarbeiter hat die Jugendherberge keine Probleme, so Meier. Das liegt zu einem guten Tal daran, dass auch Studierende der Hochschule in der Herberge arbeiten.

Das Hotel Altora gegenüber den Rangiergleisen der HSB ist die erste Adresse für Eisenbahnbegeisterte. Ungefähr jeder fünfte Gast kommt aus dem Ausland, so Inhaber Maurice Fritschler. Jeder zweite von ihnen aus Großbritannien, einem Land voller Bahnfans. Die haben vor allem einen speziellen Geschmack beim Frühstück. Doch statt britisch-deftig mögen es die Trainspotter von der Insel eher süß. „Wir haben es auch schon mit Bohnen und Speck versucht, aber das ging nicht“, sagt Fritschler. Bei den Sprachkenntnissen der Mitarbeiter sieht es trotz der vielen britischen Gäste durchwachsen aus. „Leider kann das nicht jeder“, so der Hotelchef.

Weniger um den Harz, sondern vielmehr um Western-Freizeit gehe es seinen Gästen, sagt Wofgang Hagenberger, Chef von Pullmann City bei Hasselfelde. Jeder zehnte Besucher der Westernstadt komme aus dem Ausland. „Die meisten sind aus den Benelux-Ländern.“ Er wünsche sich noch mehr Urlauber aus dem Ausland. „Sonst würde ich als Geschäftsmann etwas falsch machen.“

Wernigerode liegt mit sechs Prozent ausländischen Touristen unter dem Landes-Schnitt von gut acht Prozent. Dass die wichtigste Tourismusregion Sachsen-Anhalts unterdurchschnittlich abschneidet, dürfte vor allem an Wittenberg liegen. Die Lutherstadt verzeichnete von Januar bis November 2015 104 000 Ankünfte von Übernachtungsgästen, Über 15 500 davon stammten aus dem Ausland, knapp 2000 allein aus den USA. Mit seinen knapp 15 Prozent ausländischen Besuchern treibt Wittenberg damit den Landesschnitt deutlich nach oben.