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Opernpremiere Närrisches Drama auf Schloss Wernigerode

Der Fluch, der auf der Hauptfigur lastet, hat die "Rigoletto"-Premiere nicht getroffen. Die Oper auf Schloss Wernigerode hat begeistert.

Von Holger Manigk 11.08.2018, 16:08

Wernigerode l Zum Finale der Rigoletto-Premiere blitzt und donnert es doch noch über Schloss Wernigerode. Aber das Publikum auf dem restlos ausverkauften Innenhof blickt weiter gebannt Richtung Bühne – denn das Gewitter gehört zum dramatischen Höhepunkt der Verdi-Oper, dem Kern der 23. Auflage der Schlossfestspiele.

Wenige Minuten später tosender Applaus, die Anspannung fällt von Regisseur Oliver Klöter ab. „Während der Vorstellung wusste ich nicht, wohin mit meiner Energie – und bin die ganze Zeit durch das Schloss gewandelt“, verrät der „Kontrollfreak“, wie er sich selbst nennt.

Umso glücklicher sei der international erfahrene Regisseur, dass der Funke von der Bühne auf das Premierenpublikum übergesprungen ist. „Da wir uns komplett an den italienischen Originaltext halten, müssen die Sänger jede Regung so intensiv spielen, dass der Zuschauer sie spürt“, erläutert Klöter. Nachdem er und sein Team bis zuletzt an kleinsten Details feilten, wolle er den Darstellern nun freien Lauf lassen.

Darauf setzt auch Christian Fitzner. „Die Premiere ist immer etwas verkrampft und überspannt“, sagt der Organisator und Chef des Philharmonischen Kammerorchesters. Dennoch sei er „sehr zufrieden“ nach der ersten „Rigoletto“-Vorstellung. „Die Sänger und das Orchester haben sich gefunden, in diesem Jahr sind unsere Solisten außerordentlich gut.“

Diese bekommen an ihrem ersten Abend auf dem Schlosshof immer wieder Sonderapplaus und geben das Kompliment an das Harzer Publikum gern zurück. „Durch die Enge des Schlosshofes entsteht eine besondere Verbindung zu den Zuhörern“, sagt Victor Campos Leal. Der Tenor aus Mexiko gibt im Sück den Herzog von Mantua – Alleinherrscher und Herzensbrecher aller Frauen.

Unglücklicherweise verfällt dem charmanten Macho auch die unschuldige Gilda (Katharina Melnikova), Tochter des Hofnarren Rigoletto. Der verkrüppelte und scharfzüngige Hauptcharakter – gesungen vom Bariton Johannes Beck – hat für alles und jeden nur Spott übrig. Nur seine Tochter ist ihm lieb und teuer. So schwört er dem frivolen Herzog Rache...

Damit ziehen die Schlossfestspiele inzwischen ein Publikum weit über den Harz hinaus nach Wernigerode. „Wir haben Fans aus Hamburg und München, die extra anreisen, um mehrere Vorstellungen sehen zu können“, berichtet Musikdirektor Fitzner. Die Oper „Rigoletto wird“ erneut am 17., 18., 24. und 25. August aus dem Schlosshof aufgeführt. Beginn ist jeweils um 19.30, Ausweichspielstätte bei schlechtem Wetter der Fürstliche Marstall. Dort geben Sänger, Kammerorchester und Singakademie zudem eine Nachmittagsvorstellung am 20. August.