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  7. Säure-Havarie in Ilsenburg löst Fischsterben aus - Hunderte tote Fische In der Ilse - Stadt warnt vor Wasserentnahme

Hunderete Tote Fische in der Ilse Säure-Havarie löst Fischsterben aus - Stadt Ilsenburg warnt vor Wasserentnahme

Nach einer Havarie auf dem Areal der Ilsenburger Grobblech GmbH ist Schwefelsäure in die Ilse gelangt. Die Stadt warnt vor der Wasserentnahme aus dem Fluss.

Von Jörg Niemann Aktualisiert: 13.07.2023, 12:50
Im Fluss Ilse entdeckten Anwohner tote Fische. Offenbar gab es eine Havarie in einem Werk.
Im Fluss Ilse entdeckten Anwohner tote Fische. Offenbar gab es eine Havarie in einem Werk. Symbolfoto: Matthias Bein/dpa

Ilsenburg - Eine Panne beim Umpumpen von Schwefelsäure hat am Mittwoch (12. Juli) wohl einige hundert Fische in der Ilse das Leben gekostet. Alarmiert wurden die Behörden durch die Anrufe von aufmerksamen Bürgern.

„Gegen 9.30 Uhr gingen in unserem Ordnungsamt die ersten Anrufe ein, in denen von einem toten Schwan und mehreren toten Fischen die Rede war“, sagte Ilsenburgs Bürgermeister Denis Loeffke (CDU). Der schickte umgehend einen sich ohnehin im Außendienst befindlichen Ordnunsgamt-Mitarbeiter zu der Stelle, an der die Bürger die toten Tiere bemerkt hatten.

„Ich konnte im Bereich der Fußgängerbrücke an der Pulvermühle die Wahrnehmungen der Bürger bestätigen und habe sofort über die Einsatzleitstelle unsere Ortsfeuerwehr alarmiert“, berichtet Steffen Waack aus dem Ordnungsamt. Noch ehe die Kameraden mit ihren Probenentnahmen beginnen konnten, erreichte Waack eine weitere Meldung: In der Ilsenburger Grobblech GmbH habe es eine Havarie gegeben, bei der unkontrolliert Schwefelsäure ausgetreten sei.

Leck in Schwefelsäuretank bei Ilsenburger Grobblech GmbH

Dies bestätigte das Unternehmen auf Volksstimme-Nachfrage am Mittwochnachmittag. „Gegen 3.30 Uhr wurde eine Leckage an einem Schwefelsäuretank der Ilsenburger Grobblech GmbH festgestellt. Die Schwefelsäure wird für die Wasseraufbereitung des Kreislaufwassers der Betriebsanlagen verwendet“, berichtete Olaf Reinecke.

Wie der Konzernsprecher der Salzgitter AG erläutert, wurde der austretende Tankinhalt – wie bei solchen Anlagen vorgeschrieben – in der unmittelbar unter dem Behälter befindlichen Auffangwanne aufgenommen.

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In einem weiteren Schritt sei dann laut Reinecke vorgesehen gewesen, die Säure in ein Neutralisationsbecken zu bringen, um diese abgeschlossen bis zur fachgerechten Entsorgung zwischenzulagern. Die Werksfeuerwehr unterstütze derartige technische Hilfeleistungen.

Beim Umpumpen versagt Schlauch, Säure sickert in den Fluss Ilse

Dann aber geschah laut dem Salzgitter-Sprecher das Unerwartete: Beim Umpumpen der aufgefangenen Säure in das Neutralisationsbecken habe ein Schlauch versagt, wodurch eine geringe Menge der Schwefelsäure auf eine Werkstraße und von dort in Teilen in die Oberflächenentwässerung gelangte.

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Werksfeuerwehr und betriebliche Spezialisten hätten umgehend das Erforderliche zur Minimierung des Schadens eingeleitet. Sie konnten aber offensichtlich nicht ganz verhindern, dass Säure über die Kanalisation in die Ilse gelangte.

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Das Ereignis wurde nach Reineckes Angaben den zuständigen Behörden unverzüglich und proaktiv angezeigt. Eine Begehung durch die Untere Wasserbehörde sowie durch das Ordnungsamt fand noch am selben Tag statt. Dies bestätigte Michael Randhahn-Schülke auf Nachfrage. Der Sprecher der Harzer Landkreis-Verwaltung berichtete allerdings davon, das sich das Ganze erst um 8.30 Uhr ereignet habe.

Landkreis Harz geht von bis zu 50 Litern Säure in der Ilse aus

Nach seinen Angaben habe die vom Unternehmen kommunizierte „geringe Menge Schwefelsäure“ einen Umfang von 30 bis 50 Litern der toxischen Säure. Diese Menge würde auch die Zahl der vielen toten Fische erklären.

Während die Kreisverwaltung von toten Fischen bis zur Pulvermühle sprach, wurden weitere verendete Tiere bis kurz vor der Grovesmühle festgestellt. Am Nachmittag wurden erneut Wasserproben entnommen. Je nach deren Ergebnis sollen weitere Schritte festgelegt werden.