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Seilbahn Gemischte Reaktionen auf Winterberg-Drohung

In Wernigerode gibt es gemischte Reaktionen auf die Drohung von Oberbürgermeister Peter Gaffert. Das Winterberg-Projekt könnte platzen.

Von Ivonne Sielaff 12.09.2018, 01:01

Wernigerode l Paukenschlag im Wernigeröder Rathaus. Oberbürgermeister Peter Gaffert (parteilos) droht mit dem Aus für das Winterberg-Projekt. Dem Umweltministerium unter Führung von Claudia Dalbert (Bündnis 90/ Die Grünen) wirft er „Blockadehaltung“ vor.

Der Grund für Gafferts Ärger: Das Ministerium habe Ersatzaufforstungen auf landeseigenen Flächen verboten, heißt es im Statement des Oberbürgermeisters. Die Stadt, die für die Umsetzung des Seilbahnprojektes mehr als 20 Hektar Wald bei Schierke roden will, muss diese Ersatzflächen aber nachweisen.

Zudem plane das Ministerium, das FFH-Schutzgebiet genau dort zu erweitern, wo die Erlebniswelt am Winterberg entstehen soll. Gaffert fordert nun ein klares Bekenntnis von der Landesregierung, sonst „ist das touristisch so bedeutende Projekt für das Land sowie für den Harz gestorben“.

Bei den Fraktionschefs im Stadtrat stoßen Gafferts Worte auf geteiltes Echo. „Ich kann versteht, dass der OB Druck macht“, sagt Roland Richter (CDU). Es sei für ihn unverständlich, wie in Magdeburg agiert werde. Schierke brauche die Seilbahn als Magneten. Wichtig sei, den Fokus auf den Ganzjahrescharakter der geplanten Erlebniswelt zu richten. „Der Skihang ist nur ein kleiner Baustein.“ In Schierke müsse etwas passieren. „Sonst gibt es dort nur noch tote Wälder.“

Auch SPD-Fraktions-Chef Kevin Müller stellt sich hinter Gaffert und schießt scharf gegen Ministerin Dalbert, fordert sogar ihren Rücktritt. Dalberts „Tricksereien“ würden auf allen Seiten zu Frustrationen führen und das Vertrauen in die Landesregierung schwächen. „Der Ball liegt nun beim Ministerpräsidenten“, so Müller weiter. „Er ist jetzt in der Pflicht, sich eindeutig für oder gegen das Projekt auszusprechen.“

„Es wird Zeit, dass sich der OB wieder um die echten Probleme in der Stadt kümmert“, heißt es von Thomas Schatz (Linke). „Es nützt nichts, so zu tun, als säßen in Magdeburg nur blindwütige Verhinderer.“ Das Beispiel Moorwald habe gezeigt, dass die Belange des Naturschutzes schwerer wiegen, als Peter Gaffert die Wernigeröder glauben machen will, so Schatz.

Gafferts Darstellung sei falsch, darauf weist Sabine Wetzel hin. Der Auftrag für die Neukartierung des FFH-Gebietes sei vom Verkehrsministerium gekommen und nicht vom Umweltministerium, so die Chefin der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen/Piraten. „Die Ergebnisse liegen der Stadt seit Wochen vor. Komisch, dass jetzt der große Aufschrei kommt.“

Der Oberbürgermeister und Investor Gerhard Bürger hätten versucht, „uns weis zu machen, dass sich Naturschutzregeln beugen lassen, wenn man nur mit großen Scheinen winkt“.

Mit der Konzentration auf den Massentourismus habe die Stadt „jahrelang aufs falsche Pferd“ gesetzt, so Sabine Wetzel. „Und es gibt keinen Plan B. Das fällt uns jetzt auf die Füße.“ Für Schierke verlangt sie nun ein neues Konzept. Der Ort könnte von naturnahem Tourismus profitieren. Zudem sollte die Entwicklung des Ortskerns vorangetrieben werden.

Gleichzeitig kritisiert Wetzel das Vorgehen von Peter Gaffert. „Er riskiert die politische Handlungsunfähigkeit des Landes, denn er fordert zum Koalitionsbruch auf.“ Eine solch desolate politische Lage sollte man in diesen Tagen nicht forcieren.

Für Schierkes Ortsbürgermeisterin Christiane Hopstock (CDU) dagegen ist es die richtige Zeit für „klare Worte“. „Wir dürfen uns nicht ewig hinhalten lassen“, so Hopstock Die Haltung des Landes sei weder nachvollziehbar noch zeitgemäß. Rund um Schierke würden die Wälder vom Borkenkäfer zerfressen werden. „Es ist doch ein Geschenk des Himmels, dass wir die Möglichkeit haben, dort etwas Schönes hinzubauen.“

Hintergrund: Die Stadt Wernigerode will mit Investor Gerhard Bürger am Schierker Winterberg eine Ganzjahres-Erlebniswelt schaffen. Neben Skipisten im Winter sind Attraktionen wie Aussichtsplattform, Spielplatz und eine Luchsausstellung geplant. Das Projekt hängt seit zwei Jahren an der ersten Hürde, dem Raumordnungsverfahren, fest.