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Fast 100 000 Euro Sachschaden nach Feuer in Schmatzfeld / Indizien sprechen für Brandstiftung / Burscheit: "Selbstentzündung ausgeschlossen"

Von Rainer Marschel 20.07.2010, 05:49

Zwölf Stunden nach dem Brand auf dem Schmatzfelder Amtshof ist die Freiwillige Feuerwehr am Sonntagmittag immer noch damit beschäftigt, die qualmenden Rundballen Heu abzulöschen (Harzer Volksstimme berichtete). Der angerichtete Schaden könnte sich allein für die Agrargenossenschaft Bundschuh auf über 70 000 Euro belaufen.

Schmatzfeld. Im Fall "Feuers in Schmatzfeld" gibt es gleich mehrere Indizien dafür, dass auf dem Areal der einstigen LPG Sonnabendnacht ein Brandstifter sein Unwesen getrieben haben könnte. Übereinstimmend seien gleich zahlreiche Personen zu dem Schluss gekommen, dass ein technischer Defekt ebenso ausgeschlossen werden kann, wie eine Selbstentzündung der bereits vier Jahre alten 150 Heuballen. "Die Ballen müssen wegen der Vermischung mit den Wellasbestsplittern vom eingestürzten Dach jetzt sogar als Sondermüll entsorgt werden", so Winfried Burscheit, Geschäftsführer der Agrargenossenschaft "Bundschuh" und Ortsbürgermeister in Schmatzfeld, gestern auf Volksstimme-Nachfrage.

Allein für sein Unternehmen gehe er von einem angerichteten Sachschaden in Höhe von mindestens 70 000 Euro aus. Allerdings sei das Gebäude ebenso versichert gewesen, wie das dort eingelagerte und zu einem großen Teil auch verbrannte Heu.

"Im Nordharz brennt‘s immer, wenn irgendwo Schützenfest ist"

Burscheit: "Ich habe die Nachricht vom Brand noch in der Nacht mit Entsetzen aufgenommen. Zunächst hatte ich gedacht, dass es sich um eine Übung handelt. Eine Selbstentzündung schließe ich definitiv aus."

Auch der stellvertretende Ortswehrleiter von Schmatzfeld, Torsten Lührmann, hält Letzteres für höchst unwahrscheinlich. Ähnlich äußerte sich noch vor dem gestrigen Eintreffen des Brandursachenermittlers der Halberstädter Polizei die Inhaberin des Reifenservice sowie der Spedition, Birgit Gocke (48). Deren Firma, die auf diesem Gelände erst seit dem 1. Januar 2010 ansässig ist, hatte in der abgebrannten Halle unter anderem Paletten sowie Regale eingelagert – darunter jede Menge Kundenware wie Gießerei-Schablonen. Da die Halle komplett niedergebrannt ist, sprach Burscheit von einem "gewaltigen moralischen und materiellen Schaden". Die 1966 gebaute Halle soll gegebenenfalls an gleicher Stelle wieder errichtet werden. Letztlich müsse das aber mit der Versicherung abgestimmt werden.

Den Alarm ausgelöst hatte um 23.36 Uhr der Ortswehrleiter Ingo Gericke persönlich. Er hatte zunächst ein Reifenquietschen wahrgenommen. Wenig später sah er vis à vis die Flammen aus seinem Küchenfenster. An dem kurz vor Mitternacht begonnenen Einsatz waren die Freiwilligen Feuerwehren aus Schmatzfeld, Langeln, Wasserleben, Veckenstedt sowie Heudeber mit insgesamt 60 Brandbekämpfern beteiligt. Zusätzlich wurde wegen eines leicht verletzten Veckenstedter Kameraden ein Krankenwagen herbeigerufen. Dieser litt während des Einsatzes an Kreislaufproblemen.

Birgit Gocke: "Ich bin kein Experte, aber merkwürdig ist das schon, dass es immer brennt, wenn irgendwo im Umkreis Schützenfest ist. Das war in Wasserleben so, in Veckenstedt, und jetzt waren wir halt dran. Es war stets an einem Sonnabend, beinahe sogar zur gleichen Zeit." Alles nur Spekulation? Der in ihrem Unternehmen angerichtete Schaden könnte sich auf weitere 20 000 Euro belaufen. Das stehe aber noch nicht fest.