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Wohnungsbau "Küchengarten" auf dem Prüfstand

Seit Jahren dauert das Tauziehen um ein neues Wohngebiet im Küchengarten in Wernigerode an. Nun liegen die Pläne für Wohnungsbauprojekt aus.

Von Regina Urbat 27.02.2019, 00:01

Wernigerode l Der Bebauungsplan für ein neues Wohngebiet auf dem Gelände der ehemaligen Gorki-Schule geht in eine neue Runde. Für 30 Tage wird nach mehrheitlichen Ratsbeschluss der Plan nun öffentlich in der Wernigeröder Stadtverwaltung ausgelegt. Den Behörden, Trägern öffentlicher Belange und auch Bürgern wird so erneut Gelegenheit zur Stellungnahme gegeben. Damit findet die Fortsetzung eines beschleunigten Verfahrens statt, das gemessen am bisherigen Zeitumfang alles andere als beschleunigt erscheint.
Seit 2013 beschäftigen sich Stadtverwaltung und Stadtrat mit der Bebauung der Brache zwischen Walther-Rathenau-Straße und Lindenallee. Damals wurde für die Bebauung des sogenannten Filetstücks extra ein Architekturwettbewerb unter dem Titel „Mut zur Lücke“ ausgelobt. Dem damaligen Siegerkonzept wurde Täuschung nachgewiesen, der Zweitplatzierte machte das Rennen. Entstehen sollen sieben Mehrfamilienhäuser mit maximal je sechs Wohnungen und acht Einzelhäusern mit jeweils bis zu zwei Wohnungen. Mit dem Aufstellungsbeschluss Mitte September 2015 wurde das Bebauungsplanverfahren Wohngebiet „Küchengarten“ eingeleitet. Bei der ersten Auslegung gab es zahlreiche Anregungen und auch Einsprüche, allen voran von Bürgern aus der Nachbarschaft. Die Anlieger schlossen sich zu einer Bürgerinitiative zusammen. Sie fürchten vor allem um die Sicherheit ihrer Gebäude und lehnen den Bau einer Tiefgarage strickt ab.
Nach Abwägung der Stellungnahmen wurde der Bebauungsplan überarbeitet und vom Stadtrat Ende September 2018 beschlossen. Da die Ergebnisse der Abwägung die Grundzüge der Planung maßgeblich beeinflussen, ist nun eine nochmalige Beteiligung der Öffentlichkeit und Billigung erforderlich. Generell gegen den Bebauungsplan sprach sich in der Stadtratssitzung die Fraktion Bündnisgrüne/Piraten aus. Deren Vorsitzende Sabine Wetzel bemängelte unter anderem eine mangelnde Überarbeitung des hydrogeologischen Gutachtens und eine unzureichende Beweissicherung von Bauschäden. „Deshalb kann ich die Proteste der Bürgerinitiative gut verstehen.“ Sie könne ebenso wie die besorgten Anwohner nicht nachvollziehen, „warum auf eine Tiefgarage nicht verzichtet werden kann“. Sabine Wetzel vermisst die Suche nach Varianten für Parkflächen und sieht zudem den Artenschutz vom beispielsweise bedrohten Vögeln wie Mauersegler und Haussperling zu wenig berücksichtigt.
In die Debatte mischten sich Baudezernent Burkhard Rudo und Ratsmitglied Siegfried Siegel (SPD) ein. Beide wiesen darauf hin, dass zum einen zahlreiche Änderungen laut der Gutachten und nach juristischen Prüfungen in der überarbeitete Fassung berücksichtigt wurden und zum anderen die Auslegung des B-Planes und nicht die Gestaltung des Wohngebietes Gegenstand der Ratssitzung sei.
Burkhard Rudo versicherte zudem, die Bedenken und Befürchtungen der Anwohner „sehr ernst zu nehmen“, während Siegfried Siegel betonte: „Die Verwaltung hat nach den vielen Einwänden regelrecht Kopfstände gemacht. Das sollten man würdigen.“ Und: Sollte es weiter Einwände geben, so könnten diese in der neuerlichen vierwöchigen Auslegungsphase angezeigt werden.