Dreiköpfige Familie verbrachte die Nacht in einer Notunterkunft Feuerwehreinsatz: Zigarette entzündete vermutlich den Hausrat auf dem Balkon
Am Montagabend gegen 21.30 Uhr wurde die Feuerwehr zu einem Wohnungsbrand gerufen. In der Triftstraße hatte offenbar eine schlecht ausgedrückte Zigarette einen Blumenkasten auf dem Balkon in Brand gesetzt. Personen wurden nicht verletzt.
Wolmirstedt l Großeinsatz in der Triftstraße. Vier Feuerwehrfahrzeuge und vier Polizeiautos rücken an. Auf einem Balkon in der vierten Etage brennt es. "Schon von weitem sahen wir Flammen", sagt Einsatzleiter Dirk Bischoff. Die Kameraden haben zwar die Drehleiter dabei, gelangen jedoch durch das Treppenhaus in die Wohnung. "Unsere Kameraden haben die Familie aus der Wohnung gebracht, der Brand wurde schnell mit einem Kleinlöschgerät und relativ wenig Wasser gelöscht", so Bischoff. Die anderen Bewohner des Hauses mussten nicht evakuiert werden. Es habe keine Gefahr für andere Mieter gegeben, so Bischoff. Dennoch beobachteten viele Menschen die Löscharbeiten von der Straße aus. "Obwohl es draußen schon dunkel war, kamen viele Anwohner der umliegenden Häuser auf die Straße", hat Annett Giersch beobachtet, die mit ihren Kindern auf der anderen Straßenseite wohnt.
Mit dem Eintreffen der Feuerwehr ist über die Rettungsleitstelle auch die Rufbereitschaft des Rathauses informiert. Eine Mitarbeiterin des Amtes für Service- und Ordnungsangelegenheiten kommt zum Unglücksort, schaut nach den Mietern. In der Wohnung leben ein Mann, eine Frau und ein dreijähriger Junge. Es sind Marcel (34) und Mandy (35) mit ihrem Sohn. (Die Nachnamen wollen wir hier nicht nennen) "Es wurde veranlasst, dass die Familie mit einem Taxi in eine Notunterkunft gebracht wird", sagt Dirk Illgas vom Ordnungsamt. "Wir haben die Nacht von Montag zu Dienstag in einem Familienzimmer in der Obdachlosenunterkunft Haldensleben übernachtet", erzählt Mandy, "unser Sohn hat zwischen uns geschlafen." Sie hat Tränen in den Augen, während sie spricht. Dirk Illgas hatte sie am Vormittag wieder aus Haldensleben zurück nach Wolmirstedt geholt. Zuvor hatte er sich überzeugt, dass die Wohnung von der Polizei nicht mehr versiegelt war. Das Paar ist wieder in seine Wohnung zurückgekehrt. Der Junge ist vorerst bei Verwandten untergebracht. "Wir haben der Familie Ersatzwohnraum angeboten", sagt Dirk Illgas. Doch das Paar lehnt nach einer Besichtigung ab. "Die Wohnung hat noch eine Kohleheizung", begründet Mandy. Marcel und Mandy wollen ihre Wohnung in der Triftstraße wieder herrichten. Ihr erster Weg, nachdem sie aus Haldensleben zurückgekehrt waren, war der Weg in den Supermarkt. Mülltüten und Putzmittel tragen sie nach Hause. Zuerst muss der auf dem Balkon gelagerte Hausrat entsorgt werden, der mit dem Blumenkasten in Brand geraten war. "Die Wolmirstedter Wohnungsbaugesellschaft (WWG), der diese Wohnung gehört, wird einen Container zur Verfügung stellen", sagt Illgas. "Dahinein kann die Familie entsorgen, was nicht mehr zu gebrauchen ist."
Marcel ist Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr. "Allerdings ein sehr passives Mitglied", gesteht er. Er habe am Abend mit seiner Lebenspartnerin noch eine Zigarette auf dem Balkon geraucht und sei dann schlafen gegangen. Bis er das Feuer bemerkt habe. Zunächst haben sie versucht, die Flammen selber zu löschen. "Der Notruf ging aus der Nachbarschaft bei uns ein", war aus der Rettungsleitstelle zu erfahren. Dann ging alles ganz schnell. "Unser Sohn fand das spannend", sagt Mandy und lächelt. Sie ist froh darüber, dass dem Knirps die Aktion keine Angst eingejagt hat. Dennoch, den beiden Erwachsenen steht die Angst noch immer im Gesicht. "Wir wollten bald heiraten", sagte Mandy, "aber das wird wohl nun nichts." Marcel fürchtet: "Wir müssen wohl den Einsatz bezahlen." Er flucht: "Blöde Raucherei!"
Frank Schröder vom Ordnungsamt schlägt beruhigende Töne an. "Ich gehe nicht davon aus, dass die Familie den Einsatz bezahlen muss", sagt er, "das kann nur sein, wenn vorsätzlich oder grob fahrlässig gehandelt wurde. Davon gehe ich in diesem Fall nicht aus." Doch selbst wenn, gäbe es immer noch einen Ermessensspielraum des Ordnungsamtes. "Wir prüfen stets, ob die Verhältnismäßigkeit gegeben ist."
Spenden braucht die Familie übrigens nicht. "Uns ist schon so viel geholfen worden", sagt Mandy. Außerdem sind Möbel und Haushaltsgeräte nicht zu Schaden gekommen.