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Soziales Bald zu wenige Kinder

Der demografische Wandel trifft Tagesstätten und Jugendclubs in Zerbst und Umgebung. Bald gibt es zu wenige Kinder.

Von Nadin Hänsch 16.06.2017, 01:01

Lingenau/Zerbst l Einig waren sich am Mittwochabend die Mitglieder des Jugendhilfeausschusses des Kreises in ihrer letzten Sitzung vor der Sommerpause. Zehn von insgesamt 15 Ausschussmitgliedern stimmten im Landgasthof in Lingenau über die Fortschreibung des Jugendhilfeplanes Teilplan II, der die Kindertagesbetreuung im Landkreis Anhalt-Bitterfeld regeln soll, ab. Ebenso wurde die Anpassung des Jugendhilfeplanes Teilplan I zum Beschluss gebracht. Letzterer beinhaltet die neue Regelung für Jugendarbeit, Jugendsozialarbeit sowie den Erzieherischen Kinder- und Jugendschutz.

Hintergrund der Fortschreibungen sind der demografische Wandel und die neue Regionalisierte Bevölkerungsprognose, veröffentlicht vom Statistischen Landesamt Sachsen-Anhalt.

Mit der Veröffentlichung der 6. Regionalisierten Bevölkerungsprognose von 2014 müssen die Bedarfe nun an die neuen Zahlen angepasst werden. Zudem haben Kapazitätsveränderungen in den jeweiligen Einrichtungen für die Kinderbetreuung stattgefunden. Die aktuellen Belegungszahlen wurden ermittelt. Somit war die Grundlage und die Notwendigkeit, den Jugendhilfeplan Teilplan II anzupassen notwendig geworden.

„Nach der aktuellen Bevölkerungsprognose im Landkreis Anhalt-Bitterfeld wird die Einwohnerzahl (0 bis 3 Jahre) von 3551 (Stand 2016) auf 2576 im Jahr 2030 zurückgehen“, nahm Christine Bölling, Jugendhilfeplanerin des Jugendamtes, noch einmal Bezug auf die Zahlen. Prognostiziert wird damit ein Rückgang von rund 1000 Einwohnern im Alter von 0 bis 3 Jahre.

Bei den Drei- bis Siebenjährigen sei es sogar noch drastischer. Diese Altersgruppe schrumpft bis 2030 um rund 1200 Einwohner – von 4851 auf 3698. Wesentlich geringer sei der Rückgang bei den Hortkindern (7 bis 11 Jahre). Nach Stand von 2016 leben 4948 Kinder im Landkreis. Bis 2030 schrumpft diese Altersgruppe um 777 Einwohner.

„Bis 2030 müssen wir gegebenenfalls Einrichtungen schließen oder schauen, wie diese wirtschaftlicher betrieben werden könnten“, fügte Bölling hinzu. Um dem Verlust von Betreuungsangeboten besonders in strukturschwachen Regionen entgegenzusteuern, sei es notwendig, über Individualangebote und Alternativen nachzudenken. Ein Ausbau von Tagespflegestellen sei eine Möglichkeit. Somit würden Kriterien, wie die unterschiedlichen pädagogischen Konzepte, Öffnungszeiten oder bauliche Beschaffenheit, bei der Wahl des Betreuungsplatzes immer wichtiger werden.

Auch die Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtungen sind vom demografischen Wandel betroffen. Der Jugendhilfeplan Teilplan I geht in seiner Fortschreibung darauf ein. Im Landkreis leben 21 509 junge Menschen im Alter zwischen 10 bis 27 Jahre (Stand 2016). bis 2030 wird mit einem Rückgang von 2,6 Prozent (rund 550) gerechnet. Wie sich dieser Rückgang auf die täglichen Besucherzahlen in den insgesamt 33 Jugendhilfeeinrichtungen im Landkreis auswirken werde, sei heute noch ungewiss, heißt es im Teilplan I.

Auch hier werde über Alternativen nachgedacht. Im ländlichen Raum werde untersucht, ob mobile Jugendarbeit als Ersatz für Jugendfreizeiteinrichtungen breiter aufgestellt werden solle, sieht der Teilplan I vor.

„Das Hauptaugenmerk soll zukünftig darauf liegen, ob sich andere Orte finden, an denen Angebote stattfinden können“, sagte Bölling. Zudem würden die Jugendlichen das Angebot in den Jugendclubs nicht mehr in ausreichender Form wahrnehmen. „Wir müssen schauen, woran das liegt.“ Das sei der allgemeine Trend.

Ausschussvorsitzende Monika Reinbothe, (Fraktion CDU/FDP) : „Wir müssen uns Gedanken machen, ob die Angebote noch zeitgemäß sind und uns fragen, ob die Jugendlichen überhaupt in der Woche Zeit haben, diese zu nutzen.“ Viele Schüler seien nach der Schule anderweitig beschäftigt oder in Vereine integriert.

Die Mitglieder des Jugendhilfeausschusses beschlossen einstimmig die Fortschreibung des Jugendhilfeplanes Teilplan I und Teilplan II. Die nächste Sitzung findet am 20. September statt.