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Wasserhaushalt Zur Errichtung von Wehren: Wasserhaltung wurde auch schon früher in dem Ort Lindau betrieben

Die Wasserhaltung wurde früher mehr gesteuert, sagt der Lindauer Ortsbürgermeister Helmut Seidler. Die Anlagen seien aber nicht gepflegt oder zurückgebaut worden.

Von Thomas Höfs 14.06.2021, 00:00
Renaturierung statt Rückbau ist aktuell beim Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft angesagt. Die Nuthe hat davon bereits profitiert.
Renaturierung statt Rückbau ist aktuell beim Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft angesagt. Die Nuthe hat davon bereits profitiert. Foto: Thomas Höfs

Lindau - Nicht weit von Lindau entfernt fließt die Nuthe wieder wie vor vielen Jahrhunderten. Sperren und Wehre, die das Wasser zurückhielten, wurden zuletzt abgebaut. Die Fische, vor allem die Forelle, die ihren Ursprung in den kleinen Bächen hat, sollte die Nuthe wieder nutzen können und nicht an unüberwindlichen Hindernissen stehen. Früher hat dies die Wasserwirtschaft wenig interessiert. Wehre wurden errichtet, als man den Zusammenhang noch nicht kannte. Das Wasser konnte so in der Fläche gehalten und wirkungsvoll reguliert werden. Doch die Anlagen von einst seien lange nicht gepflegt worden, sagt der Lindauer Ortsbürgermeister Helmut Seidler. In den feuchten Jahren war es vor allem wichtig, dass die Flächen zügig entwässert werden, damit die schweren Maschinen die Böden wieder befahren können. In den vergangenen trockenen Jahren hat sich das Bild nun gewandelt. Selbst die tiefen Gräben führen bislang kaum Wasser aus der Fläche ab, weil vor allem die tiefer liegenden Bodenschichten immer noch sehr trocken sind und sich erst nach und nach wieder füllen.

Der Wassermangel ließ sich auch an der Nuthe gut sehen. Der Bach kam in den vergangenen Jahren kaum über Lindau hinaus und versiegte im Ort. Die Wasserhaltung rückte seit den trockenen Sommern in den Fokus von Land- und Forstwirten. Sie sind darauf angewiesen, dass es ausreichend Wasser gibt, damit die Bäume und Kulturen auf den Feldern nicht vertrocknen. Die Wasserhaltung ist dabei ein Schlüssel für den Erfolg. Über die Nuthe mit ihren Armen wird der Fläming zur Elbe entwässert. Je nach Niederschlagsmenge befördert die Nuthe mal mehr oder weniger Wasser. Dabei entwässert der Bach nicht nur den Fläming, er sorgt auch über eine große Fläche für die Wasserversorgung der angrenzenden Flächen. Um den Wasserhaushalt in der Region besser zu kontrollieren und zu überwachen, müssten die alten Rückhalteeinrichtungen wieder aufgebaut werden, meint Helmut Seidler. Das habe es alles schon gegeben und es habe funktioniert. Nicht erst die gegenwärtige Generation stehe vor dem Problem, sagt er. Schon früher hatten die Bauern mit trockenen Jahren zu kämpfen.

Große Wärme bleibt dieses Jahr bisher aus

Vor allem sagen die Klimamodelle für den Bereich voraus, dass in Zukunft die Niederschläge gerade in den Monaten des Pflanzenwachstums geringer ausfallen könnten. Allerdings weiß niemand, wann das Szenario eintritt oder ob es überhaupt in der berechneten Konsequenz eintreten wird. Das bisherige Jahr zeigt, dass die Trockenheit auch durchbrochen werden kann. Viel regelmäßiger kommen in diesem Jahr die Niederschläge. Außerdem bleibt bislang die große Wärme aus. Vor allem der Mai war sehr kühl und ideal für das Wachstum der Feldkulturen. Dennoch bleibt die Sorge gerade in der Landwirtschaft bestehen, wie es in der Zukunft wird und wie sich die Landwirtschaft auf die sich ändernden Klimabedingungen anpassen muss.

Längst diskutieren die Landwirte über die Wasserverteilung. Allerdings gibt es hier nicht mehr viel zu verteilen, hatte die Kreisverwaltung auf Nachfrage bestätigt. Die verfügbaren Mengen des Grundwassers sind bereits verteilt. Mehr werde in Zukunft nicht genehmigt. Selbst mit den Rechten an der Nutzung von Grundwasser gibt es keinen Freifahrtsschein in trockenen Jahren. Dann müssen alle Landwirte auf die Entnahme verzichten.

Trockenheit prägt auch die Wälder

Während sich die Landwirte schon längere Zeit damit befassen, rückt die Verfügbarkeit von Wasser zunehmend auch bei den Waldbesitzern in den Fokus. Die Trockenheit der jüngeren Vergangenheit hat gezeigt, wie anfällig die Wälder auf trockene Jahre und das Ausbleiben von Niederschlägen über einen längeren Zeitraum reagieren.

Auf der Suche sind die Forstfachleute nach Baumarten, die in Zukunft besser mit den sich ändernden klimatischen Bedingungen auskommen. Ein Patentrezept gibt es hier nicht. Je nach Standort werden hier verschiedene Arten getestet. Vor allem in der Forstwirtschaft müssen die Waldbesitzer hier einen sehr langen Atem haben. Stehen ihre Bäume doch in der Regel bis zur Ernte viele Jahrzehnte und werden meist von mehreren Generationen betreut. Der Ausgang der Experimente ist daher offen.