Kanu David Töpel vom SCM: Augen zu und durch zum Gold
Die Nachwuchskanuten des SCM gewinnen drei Medaillen bei der JWM in Szeged. Vor allem die Jungen überzeugen bei ihren Auftritten – die sie unter widrigen Umständen im Vorfeld der Finals absolviert haben.

Szeged/Magdeburg - David Töpel hatte auch am Sonnabend noch nicht fassen können, was ihm tags zuvor gelungen war. Er ist Weltmeister geworden. Nach einer Corona-Erkrankung mit schwerem Verlauf. Nach einem Wiederaufbau seiner Form in kleinen Schritten. Er ist von den Fans am Steg in Szeged empfangen worden. „Da musste ich weinen“, berichtete Töpel. Nach 1000 Metern im Einer-Canadier, die der 18-Jährige vom SC Magdeburg erst taktisch klug und dann mit Tunnelblick absolviert hatte. „Es war ein unbeschreibliches Gefühl“, sagte Töpel. Und bestätigte: „Ich kann es noch gar nicht richtig fassen.“
Im Vorlauf gewonnen, im Zwischenlauf „mit einem starken Endspurt ins Ziel gerettet“. Und im Finale dieser Junioren-WM in Ungarn? Sieben Anwärter auf den Titel hatte Töpel gezählt. Und selbst auf eine Medaille gehofft. „Ich hatte einen guten Start, habe nach 250 Metern gesehen, dass ich vorne mitfahre. Nach 500 Metern habe ich den ersten Zwischenspurt gezogen und mich etwas abgesetzt. Nach 600 Metern rief meine Bundestrainerin Lisa Schiffer: ,David, fahr’ los’“, berichtete der Schützling von Heimtrainer Tino Hoffmann über das Rennen. Und Töpel fuhr los. „Ich dachte nur noch: Augen zu und durch.“ Doch als er sich der Bühne im Kanu-Mekka Szeged näherte, da vernahm er die frenetischen Anfeuerungen der deutschen Mannschaft.
Und er kämpfte sich nach 3:56,15 Minuten ins Ziel – 0,83 Sekunden vor dem Polen Kacper Sieradzan und 1,48 Sekunden vor dem Moldawier Mihail Culcea. „Ich habe mir gesagt, ich will, ich muss“, erklärte David Töpel, der noch im Juni coronaerkrankt pausieren musste, der lange Zeit nicht voll trainieren konnte. „Die Trainer haben mir immer das Vertrauen geschenkt, sie haben gesagt: Du bist unser Einerfahrer. Ich war ihnen etwas schuldig.“
Bronze für Tillmann Sommer
Tatsächlich war David Töpel niemandem etwas schuldig. Das war auch Tillmann Sommer nicht, als er sich am Sonnabend zum Finale mit Jonas Borkowski aus Essen im Zweierkajak über 500 Meter ins Boot setzte und um die Medaillen paddelte. In den zwei Tagen zuvor hatte der 18-Jährige krankheitsbedingt im Bett gelegen und musste mit Borkowski um seinen Start zittern – um dann zum Endlauf einen derart engen Kampf zu führen.
Gegen die siegreichen Ungarn wurde es schwer, deren Endspurt mitzugehen. Bence Ozsgyani/Gergo Keller zogen ab der 250-Meter-Marke alle Register und siegten nach 1:31,50 Minuten. Aber der Kampf gegen das polnische Boot mit Alex Borucki und Jaroslaw Kajdanek entwickelte sich zu einem harten Duell um die Medaillen, in dem das deutsche Duo (1:32,32) nur um 0,02 Sekunden das Nachsehen hatte. Sommer blickte also mit gemischten Gefühlen auf seine WM-Premiere zurück. „Aufgrund meiner Krankheit konnten wir nicht alles zeigen, aber natürlich sind wir im gewissen Maße zufrieden“, erklärte Sommer nach dem Bronzegewinn bei seiner WM-Premiere.
Silber für Josefine Landt
Im gewissen Maße zufrieden wird auch Josefine Landt aus dieser WM gegangen sein. Mit jungen 20 Jahren hatte sie sich in diesem Jahre bereits einen Start in der Elite erhofft, nun durfte sie in Szeged um Edelmetall in der U 23 kämpfen und hatte zumindest am letzten Tag doch noch einen Erfolg zu feiern. War sie mit dem Viererkajak über 500 Meter zu langsam beim achten Platz des deutschen Quartetts, ist ihr gestern mit Leonard Busch (Potsdam) Silber im K2 mixed über 500 Meter freuen. Nur 19 Hundertstel fehlten dem Duo zum Titel, den sich Martyna Klatt und Jakub Stepun aus Polen sicherten.