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Wohnungsgenossenschaften und -gesellschaften in Sachsen-Anhalt stellen Jahresbericht 2009 vor Wohnungsunternehmen kommen gut durch die Krise

Von Andreas Stein 07.05.2010, 07:18

Die Wohnungswirtschaft in Sachsen-Anhalt ist bislang unbeschadet durch die Finanz- und Wirtschaftskrise gekommen. Neun von zehn Wohnungsgesellschaften und -genossenschaften schätzten ihre Lage Ende 2009 zumindest als befriedigend ein. Die Zukunft sehe aber weniger rosig aus, so die Verbandsdirektoren Jost Riecke (vdw) und Ronald Meißner (vdwg) bei der Vorstellung des Jahresberichtes der Wohnungswirtschaft für 2009.

Magdeburg. Meißner und Riecke haben gute Gründe, mit gemischten Gefühlen in die Zukunft zu blicken. Vor allem der demografische Wandel mit Bevölkerungsschwund und Überalterung macht den Wohnungswirtschaftlern Sorgen. "Wir nehmen die Zahlen ernst, der Handlungsdruck ist hoch", sagt Ronald Meißner mit Blick auf die vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten dramatischen Prognosen für Sachsen-Anhalt.

So soll sich die Zahl der Haushalte im Land in den nächsten 15 Jahren um 150 000 reduzieren, bis 2060 nur noch 1,3 Millionen Menschen zwischen Arendsee und Zeitz leben. Heute sind es noch rund 2,3 Millionen. Den Stadtumbau will Ronald Meißner deshalb weiter vorantreiben, Wohnungen sollen zurückgebaut, aber auch altersgerecht saniert werden, wo das möglich ist. "Aber", betont Jost Riecke, "wir können nicht alles erhalten, müssen Prioritäten setzen." Die Wohnungswirtschaft könne nur da investieren, wo es sich rechnet, und speziell für Wohnraum auf dem Land sehen die Experten mitunter schwarz. Denn die Mieterschaft wird nicht nur immer älter, es kommen auch immer weniger junge Mieter nach. Und wer es sich leisten kann, zieht ins Eigenheim, wie die starke Nachfrage auf dem Immobilienmarkt zeigt.

Dazu kommen steigende Energiepreise, aus Sicht der Verbände regulierend eingreifende Gesetzgeber und in Folge der Bankenkrise unzuverlässige Geldgeber. "50 Prozent unseres Anlagevermögens stammt aus Krediten, da brauchen wir stabile Partner", fordert Meißner.

Wohnraum zweiter Klasse darf nicht sein

25 Prozent der Mieterschaft sind ALG-II-Empfänger. "Hartz IV subventioniert nicht die Wohnungswirtschaft, die von Arbeitslosigkeit Betroffenen sind Mieter wie alle anderen", betont Ronald Meißner. Man stelle sich den Anforderungen des sozialen Wohnens, wünsche sich aber auch entsprechende Anerkennung von der öffentlichen Hand. "Wir fordern die vollständige Erstattung der Kosten der Unterkunft für ALG-II-Empfänger. Die Herabsetzung von Angemessenheitskriterien muss verhindert werden", sagt Jost Riecke. Sonst bleibe Arbeitslosen der Zugang zu modernisierten Wohnungen versperrt, es entstünde Wohnraum zweiter Klasse.

Den Staat sehen Meißner und Riecke außerdem in der Pflicht, für eine verlässliche Finanzausstattung der Städte- und Wohnungsbauförderung in den Haushalten von Bund, Ländern, Städten und Gemeinden zu sorgen. Kommunen sollen ihren Eigenanteil zur Aufwertung von Wohnquartieren absichern, auch eine gesetzliche Regelung zur Altschuldenhilfeentlastung halten die Wohnungswirtschaftler für längst überfällig, um weiter ihre Rolle als Hauptakteur beim Stadtumbau zu erfüllen.

Die Wohnungsunternehmen setzen weiter auf Investitionen, um zukunftsfähig zu bleiben – 381,2 Millionen Euro steckten sie 2009 in Bestand, Umfeld und Neubau, hauptsächlich aus Eigenmitteln. Das war mehr als geplant und so viel wie seit 2001 nicht mehr. Es helfe nichts, den Kopf in den Sand zu stecken, sind sich Ronald Meißner und Jost Riecke einig und wollen sich mit ihren Mitgliedern auf die Zukunft einstellen.