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16-jähriger Diabetiker aus Magdeburg fährt mit einem "Büffel" / Verein "wünschdirwas" sucht weiter Mitarbeiter Schüler erfüllt sich mit Panzerfahrt Herzenswunsch

Von Tobias Dachenhausen 15.03.2013, 02:14

Für den 16-jährigen Frank Julius Schäfer war es der große Wunsch, einmal in seinem Leben in einem Panzer mitzufahren. Mit Hilfe des Vereins "wünschdirwas" wurde dieser dem an Diabetes erkrankten Schüler am Mittwoch in der Burger Clausewitz-Kaserne erfüllt.

Burg l Seine Wangen sind ganz rot von der Kälte und dem Fahrtwind. Zunächst ist er sprachlos. Dann nimmt er Helm und Schutzbrille ab und sagt begeistert: "Das war einfach beeindruckend. Ich habe mich immer gefragt, wie es wohl ist, in einem Panzer zu fahren und jetzt habe ich es, am eigenen Leib erfahren", sagt Frank Julius freudestrahlend. Knapp 30 Minuten ging es mit der Panzercrew der Burger Clausewitz-Kaserne über den schneebedeckten Truppenübungsplatz Krähenberge.

Den wohl unvergesslichen Tag des 16-jährigen Schülers aus Magdeburg machte der Verein "wünschdirwas" aus Köln möglich. Seit 24 Jahren erfüllt dieser Herzenswünsche von schwer erkrankten Kindern und Jugendlichen. Frank Julius leidet an der Stoffwechselkrankheit Diabetes Typ I und ist auf Insulin angewiesen. "Im Krankenhaus haben uns die Ärzte auf den Verein angesprochen und dann haben wir uns das mal näher angeschaut", erzählen die Eltern Frank und Sylvia Richter. Dann fiel die Wahl auf den Wunsch einer Panzerfahrt. Warum? "Frank ist schon so recht abenteuerlustig und das war etwas, wo er glaubt, dass er nie in die Gelegenheit kommt, das mal zu machen", erzählt die Mutter. "Ich habe mich schon immer für die Bundeswehr und im Besonderen auch für Panzer interessiert", ergänzt der 16-Jährige.

54 Tonnen rasen mit 50 Stundenkilometer durchs Gelände

Mit knapp 50 Stundenkilometer rast der 54 Tonnen schwere "Büffel"-Bergepanzer über das Gelände des Truppenübungsplatzes. Extreme Steigungen lässt er problemlos hinter sich. Dabei bleiben riesige Furchen entlang der Strecke sichtbar. Panzerfahrer Sebastian Kleemann und sein Kollege Daniel Fiola haben sichtlich Spaß und nutzen den gesamten Übungsplatz aus. Abseits des Geschehens sieht man den Eltern an, wie sie sich für ihren Sohn freuen. "Das ist schon etwas ganz Besonderes", sagt Mutter Sylvia Richter.

Für die Burger Clausewitz-Kaserne war es das erste Mal, dass so ein Wunsch erfüllt werden konnte. "Es ist ja nun nicht alltäglich, dass sich jemand eine Panzerfahrt wünscht", sagt auch Pressesprecherin Anja Reinholz. An das Büro für territoriale Aufgaben wurde der Wunsch des Zehntklässlers herangetragen. "Diese schauen dann, wo so etwas möglichst heimatnah umgesetzt werden kann und so wurden wir kontaktiert", erzählt Anja Reinholz. Dabei ging alles auch sehr schnell. Bereits nach eineinhalb Wochen konnten sie dem Wunsch nachkommen und Frank Julius in der Kaserne begrüßen. Dabei war das Timing einfach perfekt. "Unsere Panzer waren gerade zur Überprüfung und nächste Woche sind sie wieder weg, so dass tatsächlich nur diese Woche in Frage gekommen ist", informiert Reinholz.

Bevor es aber ans Eingemachte ging, wurde der Schüler des Hegel-Gymnasiums in Magdeburg in die Technik der Panzer eingewiesen. "Der Büffel fährt vorwärts genauso schnell wie rückwärts", erklärte ihm Stabsunteroffizier Kleemann. Mit großen Augen folgte Frank Julius den Informationen und Erklärungen des Fachmanns. Zum Abschluss wurde er für die anschließende Fahrt entsprechend eingewiesen und eingekleidet.

Doch das war noch nicht alles am Tag der Wunscherfüllung für den 16-Jährigen. Nach einer weiteren Fahrt mit dem Schützenpanzer "Marder" durch die Burger Kaserne, schaute er beim Formaldienst der Soldaten, die gerade für die Vereidigung üben, vorbei. Nach der Vorführung weiterer Fahrzeuge und einem Rundgang durch die Kaserne bekam er noch eine kleine Erinnerung an die Panzerfahrt mit auf dem Weg. "Im Sommer wurden wir darauf aufmerksam gemacht. Er hat sich so lange drauf gefreut und dass es nun so geklappt hat, ist einfach wunderschön", fasst Sylvia Richter den Tag zusammen.

Wunschbegleiterin und Vorstandsmitglied des Vereins "wünschdirwas", Stephanie Krapp, konnte aufgrund des Wetters leider nicht mit anwesend sein, teilt aber im Volksstimme-Gespräch ihre Freude über den gelungenen Tag mit. "Es ist immer wunderschön, wenn etwas von langer Hand Geplantes so aufgeht", sagt sie. In den 24 Jahren des Bestehens des Vereins wurden mittlerweile 6500 Wünsche von schwer erkrankten Kindern und Jugendlichen erfüllt. 140 Ehrenämtler unterstützen den Verein bei der Umsetzung der jeweiligen Wünsche. Nur Mitarbeiter in der Region rund um Magdeburg werden noch gesucht (siehe Kurzinterview). "Die Bandbreite geht von einem Tag im Ferienpark über ein Tag Prinzessin sein bis hin zum Treffen mit dem Lieblingsstar aus Sport, Musik oder Fernsehen", berichtet Krapp aus ihrer alltäglichen Arbeit. Ihre Motivation? "Jeder erfüllte Herzenswunsch kann dazu beitragen, den Lebensmut der kleinen und großen Patienten zu stärken und die Krankheit einmal vergessen zu lassen."

Seine Krankheit für den Moment kurz vergessen, hat sicher auch Frank Julius Schäfer, der bei Minus fünf Grad Celsius aus dem Bergepanzer schaut und lächelt, so wie er es schon den ganzen Tag über getan hat.