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Schulleiter Gotthard Wienmeister im Bismarck-Gymnasium verabschiedet Mit dem Hühnerschreck in den Ruhestand

Von Mike Fleske 13.07.2013, 03:17

Für die Schüler des Bismarck-Gymnasiums war es der letzte Schultag vor den Sommerferien. Für ihren Schulleiter Gotthard Wienmeister war es der letzte Schultag seines Arbeitslebens. Grund genug, ihn mit einem fröhlichen Fest in den Ruhestand zu verabschieden.

Genthin l Am letzten Schultag vor den Ferien hatte sich auf dem Schulhof des Bismarck-Gymnasiums noch einmal eine große Runde eingefunden. "450 Bismarckianer sind angetreten", verkündete Schulkoordinatorin Kerstin Mosig zu Beginn. Der Anlass für die Versammlung war die Verabschiedung des Schulleiters Gotthard Wienmeister in den Ruhestand. 23 Jahre hatte er die Geschicke der Einrichtung in den Händen, nun geht eine Ära zu Ende. Wienmeister hatte sich besonders für den kulturellen Bereich der Schule eingesetzt und trug auch einen großen Anteil an dem regen Austausch mit Partnerschulen in Polen, Frankreich und Ungarn.

Derzeit werde eine ganze Generation von langjährigen Schulleitern verabschiedet, machte Barbara Hoeft vom Landesschulamt deutlich, aus deren Händen Wienmeister seine Entlassungsurkunde aus dem Dienst erhielt. "Im Namen des Landes Sachsen-Anhalt versetze ich Herrn Oberstudiendirektor Gotthard Wienmeister mit Ablauf des 31. Juli in den Ruhestand", trug Hoeft den Wortlaut der Urkunde vor, die die Unterschrift von Ministerpräsident Reiner Haseloff trägt.

Neben ehemaligen Schülern und Lehrerkollegen waren auch die Direktorin der ungarischen Partnerschule Erzi Zatony sowie Genthins Bürgermeister Thomas Barz und Landrat Lothar Finzelberg Gäste der Feier. Im Vordergrund der Veranstaltung stand aber die Erinnerung an besondere Höhepunkte der Laufbahn des Schulleiters. Locker moderiert von den Gymnasiasten Jean-Colin Bäsler und Hannah Gehrmann. "Donnerstag um kurz nach drei, da haben doch schon alle frei, Herr Wienmeister kommt trotzdem noch vorbei", reimten die Beiden und spielten dabei auf ein großes Steckenpferd ihres Direktors an: den Schulchor. Dieser bedankte sich aufs Stichwort mit dem Lied "Thank you for the music" der Popgruppe Abba. Weil die Schüler wussten, dass ihr Direktor ein Beatles-Fan ist, durften Lieder wie "Yellow Submarine" oder "Let it be" nicht fehlen. "Eine Chorprobe ohne Herrn Wienmeister ist eigentlich keine Chorprobe", meinte Bäsler. Auch wenn an und für sich Lehrerin Anke Held die Fäden des Chores in der Hand halte - Wienmeister sei dort in der Rolle des Korrepetitors. "Er war stets der Mann am Klavier."

So kennen ihn auch viele Genthiner. Denn bei den Musical-Aufführungen des Gymnasiums hatte der Schulleiter ebenfalls diese Rolle inne. Auch an dieses Schaffen erinnerten die Schüler während der Feier. Ob Disco-Fever im Jahr 2001, Afrikas Feuer oder auch beim Mittelaltermusical "Wege aus der Finsternis", das im vergangenen Jahr im Kloster Jerichow aufgeführt wurde, stets begleitete Wienmeister die Darbeitungen als Pianist. "Welche Schule kann schon mit einem klavierspielenden Direktor aufwarten?", fragte das Moderatoren-Duo in einer ihrer launigen Conferencen rhetorisch. Zudem sei Wienmeister auch immer bestrebt gewesen, den Schülern Benimm beizubringen.

"Jeder Schüler weiß zumindest theoretisch, wie man mit Besteck bei Tisch umgeht", erinnerte Hannah Gehrmann. "Sie wollten aus uns allseits gebildete Menschen machen, die sich für ihre Gemeinschaft engagieren." Dies habe der Schulleiter zu vielen Anlässen vorgelebt. Beim alljährlichen Volleyballturnier gegen die 12. Klassen genauso wie im Rahmen des Schüleraustausches, den Wienmeister gefördert und unterstützt habe. Zum Schluss hatten die Schüler noch ein besonderes Geschenk für ihren scheidenen Schulleiter. "Leider ist es uns nicht gelungen, Ihr altes grünes Fahrrad wiederzubeschaffen", bedauerten sie. Das Markenzeichens Wienmeisters, mit dem er vielen Kanalstädtern auf den Straßen Genthins häufig begegnete, war im Februar gestohlen worden.

Deshalb bekam der Pensionär einen adäquaten Ersatz. "Eigentlich heißt es SR2, aber Hühnerschreck trifft es wohl besser", sagten die Schüler und überreichten Wienmeister ein fahrtüchtiges und zugelassenes Simson-Motorrad aus den späten 50er Jahren nebst passender Kluft.

Natürlich musste Wienmeister gleich auf dem Schulhof eine Runde mit dem Zweirad drehen - und blieb mit dem schwer in Gang zu bringenden Gefährt auf der Strecke liegen. Sehr zur Erheiterung der Anwesenden. Aber Zeit für Fahrübungen hat der Ruheständler nunmehr.

Wienmeister bedankte sich bei Schülern und Lehrern für das Geschenk und die Veranstaltung und bekundete: "Wenn man geht, geht man immer mit einem lachenden und weinenden Auge. Jetzt weinen beide Augen." Allerdings wechselt Wienmeister in den (Un)-Ruhestand, da er sich für den kommenden Lenbensabschnitt einiges vorgenommen habe.

Doch erstmal beginnt der Ruhestand durchaus gemütlich, denn Wienmeister kündigte an: "Als nächstes werde ich 14 Tage mit meiner Frau Urlaub machen."