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Emily Gillett wohnt und arbeitet für acht Wochen im Schloss - Beginn einer neuen Kooperation Globalisierung mit Stuck und Mörtel: Amerikanische Absolventin in Hundisburg

Von André Ziegenmeyer 22.05.2012, 05:24

Sie ist die Pionierin eines internationalen Projekts: Seit gestern ist die amerikanische College-Absolventin Emily Gillett zu Gast auf Schloss Hundisburg. Unter dem Titel "CHARME" soll sie dort acht Wochen lang wohnen und arbeiten.

Hundisburg l "Das ist eine Chance, die man nur einmal im Leben bekommt", freute sich die 26-Jährige aus South Carolina. "Ich danke allen, die das möglich gemacht haben." Emily Gilletts Besuch ist der offizielle Beginn einer Partnerschaft zwischen der Stadt Haldensleben, dem Verein Kultur-Landschaft Haldensleben-Hundisburg und dem American College of the building arts (ACBA) in Charleston.

Einmal pro Jahr soll künftig der Jahrgangsbeste des Colleges nach Hundisburg kommen, um dort sein Wissen anzuwenden und seinen Horizont zu erweitern. "Ich sehe mich ein bisschen in der Rolle der Botschafterin und freue mich auf die Eindrücke, die ich mit zurücknehmen werde", erklärte Emily Gillett.

Eine Chance, die man nur einmal im Leben bekommt

Dabei ist der 26-Jährigen Deutschland durchaus nicht fremd. "Wir hatten einen Gastprofessor am College. Letzten Sommer bin ich mit ihm nach Deutschland gegangen, um in seiner Firma zu arbeiten." Dabei war Emily Gillett auf Schloss Salem in der Nähe des Bodensees und in der Stiftskirche St. Johann im hessischen Amöneburg im Einsatz.

Der Projektname "CHARME" steht für "Charleston Haldensleben-Hundisburg American Restoration Art meets Europe". Um zu zeigen, dass die Kooperation auf Dauer angelegt ist, fand Emily Gilletts Begrüßung im Trausaal des Schlosses statt. "Trausaal und Charme, das passt gut zusammen", sagte Lutz Zimmermann, Sprecher der Stadt Haldensleben.

"Die Idee für das Projekt ist aus einem Gespräch in Charleston entstanden", erklärte Initiator Dr. Martin Sobczyk, der als Privatperson den Kontakt zum College herstellte und Emily Gillett vom Flughafen Berlin-Tegel abholte. "Hier haben wir ein Schloss, an dem viel zu renovieren ist. Und dort gibt es ein College, das in altem Handwerk ausbildet. Ich hoffe, dass dieses kleine Pflänzchen, das wir heute setzen, zu einem großen Baum heranwächst und zu einer transatlantischen Brücke wird", so Sobczyk. Gleichzeitig solle Schloss Hundisburg durch das Projekt ein Stück von seinem alten Glanz zurückerhalten.

Deutschland bietet besondere Möglichkeiten für Stuckateure

"Was wir heute machen, ist ein Zeichen der Globalisierung. Wir hoffen, dass Emily die gute Idee in die Welt hinausträgt", ergänzte Haldenslebens Bürgermeister Norbert Eichler.

Als ausgebildete Stuckateurin soll Emily Gillett am Treppenaufgang zum Hauptsaal arbeiten. "Aber als erstes gehen wir shoppen. Emily kann sagen, was sie benötigt, dann richten wir ihren Arbeitsplatz ein", erklärte Dr. Harald Blanke, Leiter der Schloss- und Gartenverwaltung Hundisburg. "Ich liebe den letzten Tag, wenn die fertige Arbeit als Ganzes vor mir liegt", verriet Emily Gillett. Doch bis dahin ist viel zu tun. Bevor die 26-Jährige mit den eigentlichen Stuck-Arbeiten beginnt, muss sie zunächst aus alten Bildern am Computer eine Vorlage rekonstruieren.

Die Vorstellung, für ihren Beruf auch künftig von Land zu Land zu reisen, macht Emily Gillett nichts aus. Dabei biete Deutschland aber ganz besondere Möglichkeiten: "Das liegt nicht nur an der Zahl der historischen Gebäude, sondern auch an dem Stolz, mit dem die Deutschen sie erhalten und pflegen."

Damit Emily Gillett auch die Region kennenlernen kann, bekommt sie für die Dauer ihres Aufenthalts unter anderem ein Auto gestellt. "An den Wochenenden möchte ich damit gerne auch Ausflüge nach Berlin und Hamburg machen", so die 26-Jährige.