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  7. Ehrensache: Werben biedermeiert in Gluthitze

Hoch "Annelie" bremst gewohnten Besucheransturm aus / Markt auf dem Kirchplatz ist dafür beschaulich schön. Von Karina Hoppe Ehrensache: Werben biedermeiert in Gluthitze

06.07.2015, 01:09

Die Füße im Wasser und Sprühnebel im Gesicht: Werben kann seinen Biedermeier-Sommermarkt auch in Gluthitze durchziehen, das steht seit dem Wochenende fest. Der gewohnte, große Besucheransturm blieb aus. Dafür bot sich den Gästen eine gemütliche Atmosphäre der Entschleunigung - so ganz ohne Anstehen.

Werben l Wollsocken verkaufen bei ungefähr 40 Grad Celsius, das funktioniert tatsächlich. Bei Lore Lepert vom Handarbeitskreis der Kirche gingen einige Paare über den Tisch. "Ich bin nicht unzufrieden", sagte sie deswegen am Sonnabend kurz vor Marktende. "Außerdem machen wir das hier ja für eine gute Sache." Auch die Berger Töpferin Astrid Reichhardt am Stand nebenan war alles andere als frustiert. "Ein bisschen was ging schon." Nachdem sie mehrere Stunden gezeigt hatte, wie man Schafwolle kardiert, musste sie allerdings pausieren. "Der Kreislauf." Die Händler kommen gern und immer wieder. "Hier sind die Leute so nett und herzlich miteinander", sagte Katharina Steinke aus Halle/Saale, die Silberschmuck und Papierarbeiten anbot.

Der 10. Werbener Biedermeier-Sommer ist über die Bühne gegangen. Für die Veranstalter, die Stadt und den Arbeitskreis Werbener Altstadt (Awa), ist es auch so etwas wie Ehrensache, unter allen Umständen die Fahne hochzuhalten. "Was sollen wir machen? Wir ziehen das durch. Wenn plus minus null bei rauskommt, sind wir zufrieden", sagte Werner Eifrig, erster Vorsitzender des Awa. "Den Händlern hätten wir natürlich mehr Umsatz gewünscht", so Bürgermeister Jochen Hufschmidt. Aber er habe auch von vielen gehört, dass sie die Atmosphäre angenehm fanden. "Das passt ja eigentlich zu dem, was wir wollen: ein bisschen Entschleunigung."

Hufschmidt hob die schönen Programmpunkte hervor. Diese waren gut besucht. Bei der Premiere des Stückes "Lumpazivagabundus" der Dilettantengesellschaft "Altmärkisches Treibgut" am Freitagabend war jeder Platz besetzt. Das Ehepaar Frontzek aus Havelberg kam rechtzeitig. "Als Havelberger hat man ja eine Affinität zu Werben, wir fanden das Stück wunderbar, wir sind schon das dritte Mal oder so hier", sagte Lothar Frontzek. Gut besucht war das Schattentheater im Speicher der Familie Eifrig, ebenso fanden die Drehorgelspieler Werner Jose (Werben) sowie Rosi und Frithjof Grögler aus Baden-Württemberg ihre Zuhörer.

Als eine Händlerin nicht wusste, wo sie am Sonnabend schlafen sollte, sagte die Werbenerin und Kölnerin Ingrid Bahß kurzerhand: "Dann kommen sie zu uns. Da machen wir jetzt gar nicht viel Aufheben." Katharina Steinke, die das mithörte, lachte nur und schüttelte ihren Kopf. "Das meine ich, das ist Werben."

Mehr Bilder gibt`s im Internet unter: www.volksstimme.de/biedermeier15