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Zuchauer hat eine eigenwillige "Gehweghecke" Warum es am Bordstein so duftet

Von Thomas Linßner 05.09.2011, 06:47

Burghard Ebert aus Zuchau hat wohl die einzige ordnungsamtlich genehmigte "Bordsteinhecke" weit und breit. Bei ihm sprießen die bunten Wildkräuter offiziell auf dem Gehweg.

Zuchau. "Ich habe mir, um sicher zu gehen, die Genehmigung vom Barbyer Ordnungsamt geholt", sagt Burghard Ebert und zeigt auf seinen Gehweg. Dort wuchern mehrere Pflanzenarten zwischen Bord und Betonsteinplatten. Was laut Gemeindeordnung nicht sein soll, wurde in der Damaschkestraße behördlich erlaubt.

Warum?

"Wir sind eine Einheitsgemeinde und blau-weiß sind die Barbyer Stadtfarben"

Burghard Ebert hat einen grünen Daumen. In Reih und Glied sprießen blau blühende Leinenblumen und weiße Margeriten um die Wette. Der 62-Jährige ringt dieser Kombination lächelnd etwas Kommunalpolitisches ab: "Wir sind seit 2010 eine Einheitsgemeinde und blau-weiß sind die Barbyer Stadtfarben."

Doch damit nicht genug. In weiterer Reihe steht Steinkraut, das Ebert mit seinem lateinischen Namen kennt: Lobularia Alyssum. Dahinter wiegt sich die gelb blühende Königskerze im Wind, der unvermeidliche Löwenzahn und die Gemeine Akelei leisten Gesellschaft. Zu einer regelrechten Mini-Hecke bringt es das duftende Bohnenkraut.

Eine originelle botanische Versammlung, die die Mitarbeiter des Ordnungsamtes als Straßenzier erkannten. Dagegen wirken andere Betonsteinplatten-Gehwege regelrecht steril.

Burghard Eberts grün-bunte Leidenschaft hat genetische Wurzeln. Vater Heinrich (1916 bis 2005) wollte Medizin studieren, was der Krieg verhinderte. In Zuchau "familiär hängen geblieben", gründete der Altmärker nach 1945 eine Landwirtschaft auf eigener Scholle in der Damaschkestraße.

Neben notwendiger Volksversorgung widmete sich Heinrich aber einem Steckenpferd: Er begann vor 60 Jahren Päonien zu züchten, deren Samen er von einem Chinesen in Westberlin gekauft hatte. Eine bemerkenswerte Tatsache, da zur damaligen Zeit Lebensmittelkarten ungleich mehr gefragt waren, als exotische Blumen.

Noch heute werden seine Züchtungen in Fachbüchern genannt. Sogar in China. Zwischen allerlei chinesischen Buchstaben liest man da im besten Latein "Zuchau, Ebert". Soll heißen: Die Qualität der Zuchauer Ebert-Päonien hat sich bis ins ferne Mutterland dieser schönen Päonien-Blüten herum gesprochen.

Nun wird klar, warum in der Damaschkestraße diese Mini-Hecke steht.