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Stadt sucht nach Alternativen zur Erfüllung der Aufgabe, Obdachlosen eine Unterkunft vorzuhalten Pflicht oder Kür? Schönebeck kann sich nur das Muss leisten

Von Kathleen Radunsky-Neumann 15.12.2011, 05:22

Schönebeck l Mit einem diffizilen Problem schlägt sich Dezernent Joachim Schulke herum. Denn die Stadt Schönebeck soll von einem großen Kostenfaktor befreit werden. Deshalb steht seit geraumer Zeit das Obdachlosenheim zwischen Geschwister-Scholl-Straße und Streckenweg zur Diskussion. Rund 290000 Euro kostet diese gesetzlich vorgeschriebene Pflichtaufgabe die Stadt jährlich. Doch wie soll an diesem Haushaltsposten gespart werden?

Eine Frage, die der Dezernent jetzt an die Stadträte gegeben hat. Mit einem Nutzungskonzept (Volksstimme berichtete) hat er die Kommunalpolitiker über den Stand der Dinge informiert. Um sich selbst ein Bild von der jetzigen Situation zu machen, waren gestern die FDP-Politiker und Ursula Schall (UWG/Grüne/Schall) selbst vor Ort.

Dabei interessierte die Stadträte vor allem, was gegen das bisher einzig vorliegende Konzept des Vereins "Vigaro" spreche. "Dieser Entwurf enthält mehr, als es unsere Pflicht ist", sagt Joachim Schulke bei dem Termin klar. Die Stadt sei ausschließlich zur Unterbringung von Obdachlosen verpflichtet, macht er deutlich. Nicht aber zur Betreuung und Therapie, wie es "Vigaro" vorhabe. "Persönlich finde ich das Konzept gut, aber als Verwaltung muss ich auf die Kosten schauen und da ist es eben nicht finanzierbar", erklärt der Dezernent den interessierten Politikern.

Da eine Lösung trotzdem gefunden werden müsse, haken die Stadträte weiter nach. Demnach sei das jetzige Gebäude zu groß. "Die zweite Etage wird schon nicht mehr genutzt", erinnert FDP-Chef Reinhard Banse. Und Schulke ergänzt, dass dadurch bereits Kosten gespart werden, da Strom etc. dort nicht mehr verbraucht werden. Also sei das Gebäude grundsätzlich zu groß, man könne ein anderes, kleineres nutzen, lautet ein Vorschlag aus der Runde. Doch Joachim Schulke verweist erneut auf das diffizile Problem: "Momentan haben wir hier wenige Obdachlose." Acht Menschen seien es. Das könne sich jedoch schlagartig ändern. "Die demografische Entwicklung und der rückläufige soziale Wohnungsbau spielen da eine wesentliche Rolle", appelliert Schulke daran, weitsichtig zu denken.

Er hofft, dass das Gespräch gestern keine Eintagsfliege war. Eine Diskussion mit allen Fraktionen im nichtöffentlichen Teil im Stadtrat wäre beispielsweise ein Anfang, schlägt Joachim Schulke vor.