1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wanzleben
  6. >
  7. Buntmetalldiebe legen immer häufiger Baustellen lahm

Täter gehen mit brachialer Gewalt vor / Der Polizei fehlt jede Spur Buntmetalldiebe legen immer häufiger Baustellen lahm

Von Sabrina Trieger 02.11.2010, 05:17

Buntmetalldiebe gehen immer dreister bei ihren Beutezügen auch in der Einheitsgemeinde Stadt Wanzleben – Börde vor. So reißen sie auch immer häufiger bereits verbaute Elektrokabel aus der Wand und richten damit mehr Schaden an, als das Buntmetall Wert ist. Das aktuellste Beispiel ist die Wobau-Baustelle am Bahnhof Wanzleben, wo die Einbrecher bereits verlegte Elektro- und Telefonkabel wieder herausgerissen haben. Ein ähnlicher Schaden entstand im Sommer ebenfalls auf einer Wobau-Baustelle in der Roßstraße.

Wanzleben. "Inzwischen räumen alle Baufirmen ihre Materialien nach Feierabend sicher weg. Doch auch das nützt offensichtlich nichts mehr", erklärt Wanzlebens Wobau-Geschäftsführer Rainer Lippelt. Denn die dreisten Buntmetalldiebe machen sich nicht nur mehr an dem herumliegenden Material zu schaffen, sondern reißen bereits verbaute Kabel wieder aus den sanierten Wänden.

Der angerichtete Schaden steht dabei in keinem Verhältnis zu dem erbeuteten Wert des in den Leitungen vorhandenen Kupfers. Die Täter gehen mit brachialer Gewalt vor und machen damit die Arbeit der Handwerker wieder zunichte. "Wir werden dadurch mit dem Bauprojekt Bahnhof vermutlich erst Anfang Dezember fertig", erklärt Wobau-Geschäftsführer Rainer Lippelt. Er vermutete gestern, dass am Wochenende erneut in das Bahnhofsgebäude eingebrochen worden sei. Ob etwas entwendet wurde, war gestern unklar.

In einem anderen aktuellen Fall hatten die Buntmetalldiebe in der Nacht zum 14. Oktober in der Hauptstraße in Klein Wanzleben sogar von einem Dach eines leerstehenden Objektes eine Vielzahl von Kupferblechen abgebaut und entwendet. Die Täter waren in diesem Fall an einem Wasserschlauch auf den Balkon des Hauses geklettert, um so in das Innere des Hauses zu gelangen. Von dort aus stiegen die Einbrecher auf das Dach. Dort bauten die Metalldiebe sogar eine komplette Dachluke aus Metall ab und nahmen diese mit. Die Höhe des Schadens steht auch hier noch nicht fest, er dürfte aber ebenfalls den Wert des erbeuteten Kupfers weit überschreiten.

In einem weiteren Fall hatten die Diebe rund 50 Meter Starkstromkabel in der Bottmersdorfer Straße in Klein Wanzleben entwendet. Um an das Kabel zu gelangen, hatten die Täter extra einen Verteilerkasten gewaltsam geöffnet.

Die Polizei nahm zu den Diebstählen zwar die Ermittlungen auf, konnte aber bisher noch keine heiße Spur zu den Tätern aufnehmen. "Die Buntmetall-Fälle werden beim Revierkriminaldienst zentral zusammengefasst. Eine eigene Ermittlungsgruppe dafür gibt es aber nicht. Aus unserer Sicht ist das zurzeit in unserem Gebiet noch kein Schwerpunkt", erklärte gestern Polizeisprecher Joachim Albrecht. Für die Polizei sei es oft extrem schwierig solchen Ganoven das Handwerk zu legen, da es oftmals an Spuren mangelt und die Täter auch überörtlich agieren. Wenn es keine direkten Zeugenhinweise, zum Beispiel durch einen Schrotthändler gibt, der sich über die große Zahl von Stromkabeln bei der Anlieferung wundert, ist eine Aufklärung der Fälle selten.

Die Magdeburger Polizei hatte kürzlich wegen der vermehrten Zahl von Buntmetalldiebstählen eine gesonderte Ermittlungsgruppe gegründet, die auch erfolgreich eine Bande ausheben konnte. Hier hatten sich mehrere Täter zusammengetan und V2A-Stahl (Edelstahl) von mehreren Brücken abgeschraubt. Dieses tauchte anschließend bei einem Schrotthändler auf, der die Polizei informierte. Nach und nach konnten die Beamten die Beschuldigten ermitteln. Es stellte sich heraus, dass sie sich mit den Diebstählen den Lebensunterhalt finanzieren wollten.

Polizeisprecher Joachim Albrecht ruft dazu auf, aufmerksam das Umfeld der Baustellen zu beobachten. Zeugen, die etwas ungewöhnliches bemerken, werden gebeten, sich in jedem Fall bei der Polizei zu melden.

Denn, die Buntmetalldiebstähle sind alles andere als Kavaliersdelikte, wie Wobau-Geschäftsführer Rainer Lippelt weiß. Er hatte erst im Sommer auf der Baustelle in der Roßstraße einen immensen Schaden von mehreren tausend Euro zur Anzeige gebracht. Die Täter waren hier in dem Neubau vom Keller bis zum Dach im Rohbau unterwegs gewesen und hatten sämtliche Elektro- und Fernsehkabel herausgerissen.