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Klartext von Kösters Systemfeinde unter sich

Viel Blödsinn zur Intel-Förderung / Der Ost-West-Unterschied / AfD bekommt Recht

Aktualisiert: 22.02.2023, 17:32
Volksstimme-Chefredakteur Alois Kösters
Volksstimme-Chefredakteur Alois Kösters Foto: Oliver Schlicht

Der Präsident des Instituts für Wirtschaftsforschung in Halle, Reint Gropp, ist ein furchtloser Mann. Er war erst gerade im Amt, als er die Förderung des ländlichen Raumes generell in Frage stellte. Für ihn lohnt nur der Ausbau der Zentren. In ländlich geprägten Sachsen-Anhalt empörten sich nicht nur Politiker. Jetzt also die Förderung der Intel-Ansiedlung. Für Gropp ein Unding. Chips würden in aller Welt in ausreichenden Mengen gebaut. Die Fabrik in der Börde sei überflüssig. Die Milliarden sollten woanders hinfließen. Theoretisch hat der Wissenschaftler recht. Praktisch leben wir aber in einer Welt, in der die Arbeitsteilung global nicht immer funktioniert, wie wir schmerzlich erfahren durften. Und wir leben in einer Welt, in der die US-Regierung mit Subventionspaketen lockt und in China Wirtschaftslenkung gleich vom Staat übernommen wird. Theoretisch könnte auch alles in China hergestellt werden und wir schneiden uns nur noch gegenseitig die Haare, wie Alt-Kanzler Gerhard Schröder es mal auf den Punkt brachte, um zu verdeutlichen, dass Industrieproduktion die Basis des Wohlstands in Deutschland ist und Dienstleister Reichtum verteilen, der anderswo erzeugt wird. Die Bereiche Energie, Industrie und Bau stellten 1970 noch rund 55 Prozent der westdeutschen Arbeitsplätze. 2022 waren es nur noch rund 23 Prozent, während Banken und Versicherungen, allgemeine Dienstleister und Organisationen ohne Erwerbszweck und Gebietskörperschaften 75 Prozent der Erwerbstätigen aufsaugen. Irgendjemand muss aber auch etwas schaffen, damit wir uns das Haareschneiden leisten können und ein Heer von öffentlichen Bediensteten. Deshalb ist es richtig in den weltweiten Wettbewerb um Industrieproduktion zu gehen. Ganz abgesehen davon, dass es aus strategischen Gründen richtig ist, über Schlüsseltechnologien verfügen zu können. Oder, um es mit den Worten eines Mannes auszudrücken, der ganz bestimmt in der realen Welt zuhause ist: „Völliger Blödsinn“ kommentierte Magdeburgs Oberbürgermeister Lutz Trümper die Äußerungen des IWH-Präsidenten.