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Pflanzenart Geheimnisse des Löwenzahns

Der Gewöhnliche Löwenzahn ist ein häufig unterschätztes Wildkraut, welches nicht nur für Pesto oder als Heilmittel genutzt werden kann.

Von Christian Satorius 05.05.2018, 23:01

Berlin l Das Image des Löwenzahns ist heute eher durchwachsen, könnte man sagen. Dort, wo er stört, wird er gerne als „Unkraut“ beschimpft. Da, wo er Spaß macht, als „Pusteblume“ willkommen geheißen. Doch Löwenzahn kann sehr viel mehr als nur im Wege stehen oder schön fliegen. Seine Blätter geben einen nahrhaften Salat oder ein leckeres Pesto, seine gerösteten Wurzeln einen besonderen Kaffee, Blüten und Knospen lassen sich zu Brotaufstrich und Likör verarbeiten. Im Garten freuen sich Bienen und andere Insekten über seine frühe Blüte, Meerschweinchen und Kaninchen lieben ihn als frische Mahlzeit.

In der Heilkunde: Neben diesen und anderen Verwendungsmöglichkeiten ist der Löwenzahn aber vor allem in der Heilkunst seit Jahrhunderten beliebt. Schon der wissenschaftliche Name weist darauf hin: Taraxacum officinale, wobei der Zusatz „officinale“ bedeutet, dass es sich hierbei um ein Heilmittel handelt, das früher sogar in Apotheken verkauft wurde. Den Inhaltsstoffen des Löwenzahns wurden bereits im Altertum verschiedene Wirkungen zugeschrieben - einige davon sind inzwischen wissenschaftlich belegt, andere (noch) nicht. Fest steht, dass Löwenzahn die Verdauung auf Trab bringen kann und somit gut gegen Appetitlosigkeit hilft. Vor allem die enthaltenen Bitterstoffe bewirken eine vermehrte Sekretion der Verdauungsdrüsen, die Gallentätigkeit wird angeregt, die natürliche Funktion der Leber unterstützt.

Löwenzahn wird gerne als natürliches Diuretikum zur Entwässerung eingesetzt, da er zwar harntreibend wirkt, aber gleichzeitig dem Körper auch wieder verlorengegangene Mineralstoffe zuführt. Das Wildkraut ist nämlich überaus gehaltreich, was die Inhaltsstoffe anbetrifft. Neben den Bitterstoffen (darunter einige selten vorkommende wie das Eudesmanolid Tetrahydroiridentin B oder das Germacranolid Ainsliosid) und Flavonoiden sowie Inulin ist eine ganze Reihe von Vitaminen und Mineralstoffen enthalten, vor allem Provitamin A, Vitamin C, Kalium, Calcium und Magnesium, aber auch die Vitamine B1, B2, B6, D, sowie Eisen, Kupfer, Natrium und sogar Schwefel.

Was Löwenzahn sonst noch so alles kann, wird zur Zeit gerade intensiv erforscht, u.a. die Heilwirkung auf Krebs und Diabetes, ja sogar die Nutzbarkeit des Milchsaftes als Kautschuk.

In der Küche wird der Löwenzahn aktuell gerade wiederentdeckt. Inzwischen gibt es sogar einen milderen Zuchtlöwenzahn im Handel zu kaufen. In der freien Natur ist nämlich der Erntezeitpunkt ganz entscheidend dafür verantwortlich, wie mild oder würzig der Löwenzahn im Endeffekt schmeckt. Die Blätter erntet man am besten vor der ersten Blüte im April oder Mai. Dann sind sie noch besonders frisch und zart.

Im Laufe der Zeit sammeln sich vermehrt Bitterstoffe in ihnen an, was den Geschmack deutlich würziger werden lässt. In der Wurzel nimmt der Inulingehalt im Laufe des Jahres zu, so dass diese am besten im Herbst geerntet wird, wenn aus der gerösteten Wurzel ein besonderer Kaffee gebrüht werden soll. Das Inulin sorgt dabei für das Kaffeearoma, dass sich allerdings spürbar von herkömmlichem Kaffee unterscheidet, so dass hier oft lieber von „Kaffeeersatz“ gesprochen wird. Aber gut, wirklich allen kann es dann selbst der Löwenzahn nicht recht machen.

Im Garten: Nicht alles, was nach Löwenzahn aussieht, ist auch wirklich Löwenzahn. Nicht nur das Gewöhnliche Ferkelkraut (Hypochaeris radicata) sieht ihm zum Verwechseln ähnlich, gleich mehrere Korbblütler der Pflanzengattungen Taraxacum und Leontodon sind bei uns als „Löwenzahn“ bekannt. Das Wildkraut, das manche Gärtner als „Unkraut“ beschimpfen, hat lange Pfahlwurzeln, die bis zu zwei Meter tief ins Erdreich vordringen können, und ein dauerhaftes Entfernen enorm erschweren, da übriggebliebene Wurzelteile neu austreiben können.

Der erste Löwenzahn blüht bei uns gemeinhin im April (manchmal auch schon im März), spätestens aber im Mai und gibt somit eine frühzeitige und schön anzusehende Insektenweide ab. Wer die weitere Ausbreitung auf dem Rasen verhindern möchte, muss die Blüten nach dem Ausblühen und noch vor dem Aussamen abschneiden.

Gärtner, die den Löwenzahn lieber als Nutzpflanze anbauen möchten, brauchen eigentlich nichts weiter zu tun, als die Samen etwa einen Zentimeter tief einzupflanzen und anschließend gut zu wässern. Den Rest erledigt das Wildkraut von ganz alleine. Der Löwenzahn liebt übrigens sonnige und nährstoffhaltige Standorte.