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Klein-Paris auf Wallonisch Lüttich mausert sich zur Kulturmetropole

Neue Museen, eine renovierte Oper und ein spektakulärer Bahnhof: Seit Lüttich per Hochgeschwindigkeitszug zu erreichen ist, hat sich die wallonische Stadt rasant verwandelt.

Von Sabine Glaubitz, dpa 04.04.2017, 03:00
Das Museum La Boverie ist das jüngste kulturelle Schmuckstück in Lüttich. Foto: Patrice Fagnoul/WBT/dpa
Das Museum La Boverie ist das jüngste kulturelle Schmuckstück in Lüttich. Foto: Patrice Fagnoul/WBT/dpa WBT

Lüttich (dpa/tmn) – Es gab Zeiten, in denen Lüttich nur mit seinem Bier und seiner Treppe Montagne de Bueren warb. Doch seit man mit Thalys und ICE die wallonische Stadt von Köln, Brüssel und Paris mit 300 km/h ansteuern kann, ist auch Lüttich mit maximaler Geschwindigkeit in die Zukunft gestartet.

Innerhalb von nur wenigen Jahren hat sich die Stadt zu einer Kulturmetropole gemausert. Das Symbol für den kulturellen Neuanfang liegt von Lüttichs neu renoviertem und erweiterten Museum La Boverie keine 700 Meter entfernt: der Bahnhof Liège-Guillemins, eine Schöpfung des spanisch-schweizerischen Stararchitekten Santiago Calatrava. Mehr als 300 Millionen Euro wurden in die Konstruktion aus filigranen Bögen investiert. Ein Kunstwerk für sich.

Der Weg zum jüngsten Vorzeigemuseum führt über die Fußgängerbrücke Boverie, die das linke mit dem rechten Maasufer verbindet. Sie endet in dem Park gleichen Namens, nach dem auch das Museum benannt ist. Der Tempel für moderne und zeitgenössische Kunst wurde im Mai 2016 wiedereröffnet, nachdem Rudy Ricciotti radikal Alt und Neu verbunden hat. Im Stil des von ihm entworfenen Museums der Zivilisationen Europas und des Mittelmeers (MuCEM) in Marseille hat der 64-Jährige den ehemaligen Palast der schönen Künste aus dem Jahr 1905 um einen Neubau aus riesigen Fensterflächen bereichert.

Von La Boverie geht es auf dem Wasserweg zum Grand Curtius. Das Museum wurde 2009 eingeweiht und befindet sich mitten in der Altstadt. Unter seinem Dach sind die Sammlungen fünf verschiedener Museen vereint. Sie erzählen die jahrtausendalte maasländische Geschichte und zeigen archäologische Artefakte, Keramiken, religiöse und dekorative Kunst. Das Kontorgebäude aus dem 17. Jahrhundert gehörte einst Jean Curtius, damals einer der reichsten Männer der Stadt. Sein Vermögen hatte er mit Salpeter und Waffen erwirtschaftet.

"Lüttich wird allmählich zu einem Klein-Paris an der Maas", meint Agathe Lecouvreur. Die 20-Jährige studiert Kunst an der Académie Royale des Beaux-Arts. Sie kam vor einem Jahr aus Paris in die "Cité ardente", die glühende Stadt, wie Lüttich von den Bewohnern auch genannt wird. Der Spitzname ist eine Anspielung auf die zahlreichen Hochöfen, denn die Stadt war einst Zentrum der Schwerindustrie. Heute ist Lüttich, das auf Französisch und amtlich Liège heißt, kulturelles Zentrum Walloniens und die viertgrößte Stadt Belgiens.

"In den vergangenen Jahren ist nicht nur die Zahl der Touristen angewachsen", sagt Guillaume Kerkhof, der Leiter des städtischen Tourismusbüros. Auch die Einwohnerzahl sei gestiegen. "Heute leben rund 200 000 Menschen in der Stadt." Eine Bevölkerung, die sich gleichzeitig verjüngt. Die Hauptaltersgruppe liege zwischen 20 und 30 Jahren. Zu ihnen zählt auch Agathe Lecouvreur.

Innerhalb von fünf Jahren hat sich Lüttich ein neues Gesicht zugelegt. Den Startschuss zur Metamorphose gab der Calatrava-Bahnhof. Als nächstes Projekt plant Lüttich eine große Bibliothek. Geschätzte Kosten: mehr als 40 Millionen Euro.

Lüttich

Anreise: Mit dem Auto oder den Zügen ICE oder Thalys ab Köln.

Übernachtung: Lüttich bietet Hotels in allen Kategorien. Die Stadt verfügt vor allem über gute und preisgünstige Drei-Sterne-Hotels, die ab rund 60 Euro pro Nacht zu bekommen sind.

Informationen: Belgien Tourismus Wallonie-Brüssel, Stolkgasse 25-45, 50667 Köln, Tel.: 0221/27 75 90, E-Mail: info@belgien-tourismus.de

Der futuristische Bahnhof Liège-Guillemins wurde vom spanisch-schweizerischen Stararchitekten Santiago Calatrava entworfen - und ist ein Symbol für den kulturellen Aufschwung in Lüttich. Foto: Pascale Beroujon/WBT/dpa
Der futuristische Bahnhof Liège-Guillemins wurde vom spanisch-schweizerischen Stararchitekten Santiago Calatrava entworfen - und ist ein Symbol für den kulturellen Aufschwung in Lüttich. Foto: Pascale Beroujon/WBT/dpa
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Die Königliche Oper der Wallonie in Lüttich wurde ebenfalls renoviert - für 27 Millionen Euro. Foto: Denis Erroyaux/WBT/dpa
Die Königliche Oper der Wallonie in Lüttich wurde ebenfalls renoviert - für 27 Millionen Euro. Foto: Denis Erroyaux/WBT/dpa
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Die Cité Miroir ist eine ehemalige Badeanstalt, die zu einem Kulturzentrum umfunktioniert wurde. Foto: Denis Erroyaux/WBT/dpa
Die Cité Miroir ist eine ehemalige Badeanstalt, die zu einem Kulturzentrum umfunktioniert wurde. Foto: Denis Erroyaux/WBT/dpa
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Prachtvolle Exponate im Museum Grand Curtius zeugen von der reichen maasländischen Geschichte. Foto: Jean-Paul Remy/WBT/dpa
Prachtvolle Exponate im Museum Grand Curtius zeugen von der reichen maasländischen Geschichte. Foto: Jean-Paul Remy/WBT/dpa
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Beim Parc de la Boverie liegt das gleichnamige Museum für moderne und zeitgenössische Kunst. Foto: Denis Erroyaux/WBT/dpa
Beim Parc de la Boverie liegt das gleichnamige Museum für moderne und zeitgenössische Kunst. Foto: Denis Erroyaux/WBT/dpa
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Das Grand Curtius liegt mitten in der Altstadt Lüttichs - dort sind die Sammlungen aus fünf Museen vereint, die Exponate widmen sich der massländischen Geschichte und Kultur. Foto: Jean-Paul Remy/WBT/dpa
Das Grand Curtius liegt mitten in der Altstadt Lüttichs - dort sind die Sammlungen aus fünf Museen vereint, die Exponate widmen sich der massländischen Geschichte und Kultur. Foto: Jean-Paul Remy/WBT/dpa
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Altes Wahrzeichen Lüttichs: die Treppe Montagne de Buerenh - doch die Stadt hat heute viel mehr zu bieten. Foto: Sabine Glaubitz/dpa
Altes Wahrzeichen Lüttichs: die Treppe Montagne de Buerenh - doch die Stadt hat heute viel mehr zu bieten. Foto: Sabine Glaubitz/dpa
dpa-tmn
Stadt am Wasser: Lüttich wird von der Maas durchflossen. Foto: Jean-Paul Remy/WBT/dpa
Stadt am Wasser: Lüttich wird von der Maas durchflossen. Foto: Jean-Paul Remy/WBT/dpa
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