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Auktion 52 Fahrräder in Magdeburg versteigert

Bei einer Auktion der Deutschen Bahn kommen in Magdeburg 52 Fahrräder unter den Hammer. Wer Erfolg haben will, muss schnell sein.

Von Paul Schulz 15.08.2018, 01:00

Magdeburg l Kaum hat Auktionator und Bahnmitarbeiter Helge Bückner den Startpreis von 20 Euro ausgerufen, da prasseln die Gebote nur so auf ihn ein. Innerhalb weniger Sekunden treiben die Bieter den Preis in den dreistelligen Bereich. „100 Euro habe ich hier. 100 Euro. Wer bietet mehr als 100?“, ruft Bückner den etwa 70 Auktionsteilnehmern entgegen. Handzeichen werden gegeben, Gebote zugerufen. 130 Euro, 140 Euro, 150 Euro – der Preis steigt rasant. Die Bieter haben Blut geleckt. Bückner auch. „150 Euro habe ich hier! Wer bietet mehr als 150 Euro?“, ruft Bückner mit gerötetem Gesicht.

Das moderne Geländefahrrad ist eines von insgesamt 52 herrenlosen Rädern und zwei Kinderwagen, die bei der Fahrradversteigerung der Deutschen Bahn am Magdeburger Hauptbahnhof unter den Hammer kommen. In Sachsen-Anhalt finden diese Auktionen nur ein- bis zweimal im Jahr statt. Vom verrosteten Diamant-Damenrad bis zum modernen Mountainbike sind die unterschiedlichsten Räder dabei.

Es handelt sich um vergessene Fahrräder, die seit Januar an den Bahnhöfen und in den Zügen der Region gefunden wurden und deren Besitzer innerhalb von 90 Tagen nicht ausfindig gemacht werden konnten. Nachdem die Bundespolizei geprüft hat, ob die Räder als gestohlen gemeldet wurden, werden sie zur Auktion freigegeben.

Nur noch wenige der rund 70 Bieter sind im Rennen um das moderne Geländerad. In der Ferne sind Reste einer Lautsprecherdurchsage an den Gleisen zu hören. „160 Euro“, schallt es aus der Menge. „160 Euro! Ich habe hier 160 Euro. Na, wer hat noch was?“ Ein Arm hebt sich. „175 Euro“, sagt ein Mann mit Glatze. „175 Euro“, ruft Bückner und deutet mit einem Hammer auf den Bieter. „175 Euro zum Ersten. 175 Euro zum Zweiten. Letzte Chance!“ Bückner blickt in die Runde. Die Bieter sind still. Es wird kein Zeichen gegeben. „Und 175 Euro zum Dritten. Verkauft!“, ruft der Auktionator und lässt den Hammer scheppernd auf den Rollschrank vor sich niedersausen. Das nächste Rad wird hervorgeholt. Bückner macht keine Pause.

Der Magdeburger Christian Wittich hingegen kann jetzt gehen. Er hat, was er wollte: das Geländerad. „Das ist für meinen Sohn“, sagt Wittich. Er ist sich sicher, dass er ein Schnäppchen gemacht hat. „Das sieht doch ganz gut aus. Ich bringe es jetzt direkt in einen Fahrradladen und lasse es aufarbeiten. Ich glaube, der Sattel muss neu gemacht werden“, sagt er. Die 175 Euro bezahlt der Magdeburger bei Claudia Kraatz, Leiterin der Bahnhofsfundstelle Magdeburg, und bei Christine Gayda vom Bahnhofsmanagement.

Besonders häufig kriegen die beiden Frauen an der Kasse auch Sebastian Schultz und Roy Scholz zu Gesicht. Die zwei Magdeburger ersteigern neun Fahrräder und die beiden Kinderwagen.

Insgesamt geben sie 212 Euro bei der Auktion aus. Mit der Ausbeute sind Schultz und Scholz sehr zufrieden. „Günstiger kommt man kaum an Fahrräder ran“, sagt Schultz. Ziel der beiden ist es, die Fahrräder wieder aufzubauen und weiterzuverkaufen. Manche werden auch nur als Ersatzteilspender ausgeschlachtet.

Ein kleines Problem haben die beiden aber auch. „Wir haben leider keinen Parkplatz in der Nähe abgekriegt, das heißt, dass wir die Räder jetzt ein Stückchen schieben müssen“, sagt Scholz. Direkt fahrbereit war nämlich keines der von ihnen ersteigerten Räder. Helge Bückner zeigt sich nach der rund 90-minütigen Auktion zufrieden. „Wir sind alle Räder losgeworden und konnten auch die Kinderwagen an den Mann bringen. Und Spaß gemacht hat es auch – war ein erfolgreicher Tag“, resümiert der Bahnmitarbeiter.

Rund 2000 Euro kamen bei der Auktion zusammen. Nach drei Jahren geht diese Summe dann an die Bahn, um den Fundservice zu finanzieren. Sollte sich innerhalb dieser drei Jahre aber doch noch der ursprüngliche Besitzer melden, so erhält dieser zumindest das Geld, für das sein Fahrrad versteigert wurde.