Nach Weihnachtsmarkt-Anschlag Bau von Behelfsgericht für Prozess gegen Taleb A. beginnt im Osten Magdeburgs
Für den Mammutprozess gegen den Weihnachtsmarkt-Attentäter Taleb A. beginnen die Arbeiten für eine 5.000 Quadratmeter große Halle. Die Kosten werden auf drei bis fünf Millionen Euro geschätzt.

Magdeburg. - Sachsen-Anhalts Justiz bereitet sich auf einen Mammutprozess nach einem der folgenschwersten Anschläge in der deutschen Nachkriegsgeschichte vor. Nächste Woche sollen nach Angaben des Justizministeriums die ersten Arbeiten für einen provisorischen Gerichtssaal im Osten Magdeburgs auf der Wiese neben den Ministerien am Jerichower Platz beginnen.
Noch ist zwar keine Anklage erhoben. Die Generalstaatsanwaltschaft rechnet aber mit einer Abschlussverfügung noch im Sommer. Sie wirft dem Beschuldigten 50-jährigen Taleb A. aus Saudi-Arabien sechsfachen Mord und 329-fachen Mordversuch vor.
Anschlag auf Weihnachtsmarkt: Neues Gerichtsgebäude für Prozess gegen Taleb A.
„Für uns sprengt diese Größenordnung angesichts der vielen Verfahrensbeteiligten jede bekannte Größenordnung“, sagte Justizministerin Franziska Weidinger (CDU) gegenüber der Volksstimme. Die vorhandenen Gerichtssäle sind alle zu klein. Aus diesem Grund suchte seit Monaten eine Sonderarbeitsgruppe, bestehend aus Vertretern des Oberlandesgerichtes, der Justiz und des Magdeburger Landgerichtes nach einer Ausweichlösung.
Die Wahl ist nun auf das Angebot einer Limburger Spezialfirma (Hessen) gefallen. Diese hat bereits im vergangenen Jahr für das Oberlandesgericht in Frankfurt ein solches Behelfsgericht auf einen 3.000 Quadratmeter großen Parkplatz für einen Großprozess gebaut und mit entsprechender Ausstattung – wie geschützten Bereichen, Sicherheitsglas und Technik – versehen.
Für Sachsen-Anhalts Justiz hat dieses „Komplettpaket“ eine viel größere Dimension. Zur Verfügung steht eine größere Fläche auf dem landeseigenen Grundstück im Osten der Stadt.

Taleb-A.-Prozess: Behelfsbau bietet Platz für 700 Personen
Der eigentliche provisorische Verhandlungssaal in Leichtbauweise umfasst rund 2.000 Quadratmeter in dem knapp 5.000 Quadratmeter großen Interimsgericht. Die restlichen Bereiche sind für Beratungen der beteiligten Prozessparteien, den Zeugenschutz, Besucher- sowie Presseräume und einem Toilettentrakt gedacht.
Der Bau soll eine Platzkapazität für maximal 700 Personen haben, winterfest, sturm- und hagelsicher sein. Die Justiz rechnet mit Hunderten Besuchern und auch Journalisten aus aller Welt.
Die Planungen gehen zunächst von einem Jahr Prozessdauer aus. Justizministerin Weidinger erklärt: „Uns war es wichtig, dass die Rechte aller Beteiligten im Strafprozess, insbesondere die Betroffenen, berücksichtigt werden und wir rechtssicher durch diesen Prozess kommen.“ Außerdem sprachen auch die erhöhten Sicherheitsanforderungen für den ausgewählten Standort.
Weidinger: „Ein Eingreifen von außen muss verhindert werden.“ Der Beschuldigte Taleb A. gelte laut Justiz angesichts der zahlreichen Betroffenen bei dem Anschlag am 20. Dezember als Hochrisiko-Gefangener.
Prozess nach Weihnachtsmarkt-Attentat: Hohe Kosten für Behelfsbau
In der nächsten Woche sollen die Bauvorbereitungen auf dem Gelände beginnen und das Interims-Gebäude voraussichtlich im September einsatzbereit sein.
Die geschätzten Gesamtkosten für den Behelfsbau sollen sich nach Volksstimme-Informationen auf drei bis fünf Millionen Euro belaufen.