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Arbeitsmarkt Hohe Zahl an Langzeitarbeitslosen

Jeder dritte Arbeitslose ist in Sachsen-Anhalt länger als ein Jahr ohne Job. Knapp 6000 davon sind sogar mehr als fünf Jahre arbeitslos.

Von Petra Buch, dpa 26.03.2017, 00:00

Magdeburg (dpa) l In Sachsen-Anhalt wird die hohe Zahl an Langzeitarbeitslosen nach Ansicht des Landesarbeitsagentur-Chefs Kay Senius immer mehr zum Problem der Gesellschaft. Nötig sei ein erweiterter "Instrumenten-Kasten", um die Menschen möglichst dauerhaft zu beschäftigen, sagte der Leiter der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen der Bundesagentur für Arbeit. Dazu müssten die Erfahrungen bei der Integration anderer Personengruppen in den Arbeitsmarkt stärker berücksichtigt werden. "Sonst kommen wir bei dem Thema nicht weiter", sagte Senius.

Er sprach sich für eine stufen- und stundenweise Integration von Langzeitarbeitslosen aus, analog zu den Erfahrungen bei der betrieblichen Wiedereingliederung von Langzeiterkrankten. In Sachsen-Anhalt ist mehr als jeder Dritte Arbeitslose länger als ein Jahr ohne Job, knapp 6000 Männer und Frauen länger als fünf Jahre. Sie hätten meist eine abgeschlossene Berufsausbildung.

"Jemand, der lange zu Hause war, kann nicht sofort von Null auf 100 wieder im Job funktionieren, zumal sich die Anforderungen im Beruf rasant verändern", räumte Senius ein. Möglichkeiten, Arbeitgebern finanziell und mit der Qualifizierung von Langzeitarbeitslosen zu helfen, gebe es über die Arbeitsagenturen und Jobcenter.

Senius forderte zudem, die Erfahrungen beim Umgang mit Jugendlichen, die Schwierigkeiten bei der Ausbildung haben, zu nutzen. Für sie gebe es bereits die Möglichkeit, von Sozialarbeitern eines Bildungsträgers begleitet zu werden. "Als Integrationsbegleiter für Langzeitarbeitslose wären sie Ansprechpartner für Arbeitgeber und kümmerten sich gleichzeitig um die Probleme desjenigen während seines beruflichen Wiedereinstiegs", sagte Senius. Außerdem gelte es darüber nachzudenken, die Erfahrungen bei der Integration von Menschen mit Behinderung zu nutzen.

So sei es denkbar, Langzeitarbeitslosen einen Zugang zu "Integrationsbetrieben" zu ermöglichen. Dort könnten sie zunächst in einem "geschützten Raum" wieder an den Arbeitsprozess herangeführt werden. Sie hätten dabei auch die Perspektive, nach einer bestimmten Zeit wieder auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. "Damit reduzieren wir die Gefahr eines Scheiterns, die mit Enttäuschung und weiterer Isolation für die Betroffenen verbunden ist", sagte Senius.

Er bekräftigte seine Forderung nach einem "Sozialen Arbeitsmarkt". Ziel sei die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung für Langzeitarbeitslose mit Arbeiten, die dem Gemeinwohl dienten und für die den Kommunen das Geld fehle. "Denn wir können nicht zuschauen, dass soziale Infrastruktur abgebaut wird und gleichzeitig die Leute zu Hause sitzen", sagte Senius.