1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. Harzer Wanderer und Biker im Dauerstress

Bergsport Harzer Wanderer und Biker im Dauerstress

Spannungen sollen zwischen Fußgängern und Fahrradfahrern verringert werden. Im Harz werden immer mehr Wanderwege für Biker gesperrt.

Von Bernd Kaufholz 25.09.2018, 01:01

Wernigerode l Die Bandagen sind zum Teil hart: Da bleibt es oft nicht bei Beschimpfungen, wenn ein behelmter Biker den Bergwanderer fast von der Straße „schießt“. Der Rachedurst der Fußläufigen reicht bis zum Vergraben von Nagelfallen auf Strecken auf denen Biker besonders gern ihre Kräfte austesten – so geschehen bei Aichach in Bayern.

Das Pilotprojekt „Bergsport MTB“ soll nun im weißblauen Land für Ordnung sorgen. Die Staatsregierung lässt sich das Ganze 350.000 Euro kosten. Für Friedhart Knolle vom Nationalpark Harz „ein alter Hut“. „Wir sind an dem Thema schon eine Zeitlang dran“, sagt er. Es habe schon viele Gespräche mit Vertretern der Mountainbiker gegeben. „Wir sagen ganz klar: Die Natur und Fußgänger genießen immer Vorrang.“

Auch Knolle, der erster Anlaufpunkt für Beschwerden ist, kennt den Ärger der beiden Gruppen und die Ranger hätten alle Hände voll zu tun.

„Die Wanderer sind sauer und schimpfen darüber, dass sie höllisch aufpassen müssen, weil sie immer damit rechnen müssten, einen Biker im Nacken zu haben.“ Besonders an steilen Stellen seien Biker eine große Gefahr – auch für sich selbst – und es habe auch schon Unfälle gegeben. Zum Beispiel am 31. August, als ein 14-jähriger Däne zwischen Bremer Hütte und Ilsenburg vier Meter abstürzte. „ Der betreffende Harzer Mountainbike-Club“ ignoriere ständig die Sperrschilder, so Knolle. Allerdings verhielten sich die meisten Radfahrer ordentlich und nach den sogenannten Trail-Regeln der „Deutschen Initiative Mountainbike“.

Für die Nationalpark-Wächter ist es keine Frage, dass das Bergfahren Moore zerstört und die Erosion befördert. „Wie viele Salamander und Eidechsen unter die Räder kommen, ist gar nicht zu zählen“, so Knolle.

Der Fehler, der sich heute immer mehr auswirke, sei bereits zu einer Zeit gemacht worden, da das Mountainbiking noch keine Massenerscheinung war. „Damals hätten schon nur bestimmte Wege für die Bergfahrer freigegeben werden dürfen. Das fällt uns nun auf die Füße und wir müssen nachbessern.“ Ein Teil von Harzwegen sei schon tabu für Radler. Andere würden folgen. „Im Bayerischen Wald war man hingegen schlauer und hat von Anfang an ein Netz von Verbotsstrecken gespannt. Wir hinken hinterher.“

Knolle ist sich aber sicher, dass der „Nutzungskonflikt“ beendet werden kann: „Wenn alle – Wanderer, wie Radler – ein bisschen mehr Rücksicht aufeinander nehmen.“