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Engagierte Bürger aus Sachsen-Anhalt waren Sonnabend Gast in der Magdeburger Staatskanzlei Ehrenamt: 100 Geehrte stehen für 600000

Von Bernd Kaufholz 05.12.2011, 04:32

Landesregierung und Landtag haben am Sonnabend knapp 100 Ehrenamtlichen aus ganz Sachsen-Anhalt für ihr Engagement Dank gesagt. Zu den so Geehrten gehörten auch Karin Frey, Roland Barnebeck und Renate Burmeister.

Magdeburg l "Diese Art der ehrenamtlichen Arbeit braucht viel Kraft, aber wir bekommen auch eine Menge Erfahrungen zurück", sagt Karin Frey. Die Samswegerin begleitet Sterbende - nicht im Hospiz, sondern zu Hause.

"Wir werden von Angehörigen, Pflegeheimen oder Ärzten informiert, wenn unsere Hilfe gebraucht wird", erzählt sie weiter. Und das sei immer häufiger: "Die Resonanz ist stark gewachsen."

Frey sieht zwei Ansätze für ihre ehrenamtliche Arbeit: "Zum einen unterstützen wir die Familie des Sterbenden, zum anderen versuchen wir, dem Todkranken - wenn er es möchte - Trost zu spenden."

"Viele Sterbende schleppen seit langem unerledigte Dinge mit sich herum und wollen sich öffnen. Da geht es um Streit mit dem Partner oder Auseinandersetzungen mit den Kindern." Andere wiederum hätten Kriegserlebnisse bis heute nicht verarbeitet und wollten sich aussprechen.

Frey und die übrigen 40 Männer und Frauen, die sich innerhalb der Pfeifferschen Stiftung in Magdeburg der ambulanten Hospizarbeit widmen, versuchen auch, den Angehörigen "das schlechte Gewissen" zu nehmen. "Pflege ist ein 24-Stunden-Job und viele Angehörige begleiten Schwerstkranke bereits eine sehr lange Zeit. Wir bleiben bei dem Sterbenden und die nahen Verwandten haben somit Zeit zum Verschnaufen - eine Art Ferien."

Manche Menschen entschieden sich allerdings auch, nicht zu sterben. "Ich habe gerade eine Wachkomapatientin, bei der das der Fall ist." Ihr helfe sie nun wieder, "das Leben neu zu lernen".

Die Zeit der Sterbebegleitung liege zwischen zwei Tagen und einem Dreivierteljahr. "Wenn es zu Ende geht und ich bekomme ein Lächeln oder der Sterbende legt seine Hand auf meinen Arm, das ist mehr wert als alles Geld der Welt."

Fußball in der "grauzone"

Roland Barnebeck hat 2009 die Hobby- und Freizeitfußballmannschaft "grauzone" gegründet. "Ich habe eine Anzeige in der Volksstimme aufgegeben und neun Leute haben sich interessiert."

Anliegen der Initiative innerhalb der Volkssolidarität ist es, sich um Langzeitarbeitslose zu kümmern. Inzwischen sei die Mannschaft allerdings "gemischt - vom Betriebsleiter bis hin zu Menschen, die seit Jahren keinen Job haben".

Das Alter der 22 Freizeitkicker liege zwischen 20 und 61 Jahren. "Aber der Verein ist nicht nur Fußball, er ist für einige auch so etwas wie die Familie", sagt Barnebeck.

Der Trainer des Teams, das unter dem Dach von Post Magdeburg trainiert und im Jahr rund 24 Großfeldspiele sowie drei, vier in der Halle austrägt, ist die gute Seele des Ganzen.

So ist es für ihn selbstverständlich, dass er einen seiner Spieler, der wegen Drogensachen demnächst eine Haftstrafe antreten muss, unterstützt. "Ich habe ihm gesagt: Ist doch klar, dass ich dich besuchen komme. Und was zu regeln ist, regele ich."

Inzwischen gibt es auch eine zehnköpfige Frauenmannschaft. Sie bestand im November dieses Jahres zwei Jahre.

"Für uns ist neben dem Spielbetrieb die Gemeinsamkeit sehr wichtig." Besonders die jährlichen Trainingslager seien ein bisschen wie Urlaub, den das Gros der Männer und Frauen viele Jahre nicht mehr hatten", sagt Barnebeck.

Viele der Frauen zweigten bereits jetzt Monat für Monat von ihrer staatlichen Unterstützung kleinere Summen ab und überwiesen sie für das Trainingscamp 2012 im Harz. "Natürlich nehmen wir auch die Kinder unserer Spielerinnen mit", sagt der Mann, der pro Woche 16 bis 20 Stunden ehrenamtlich tätig ist.

Eine Nacht bis ein Jahr

Renate Burmeister ist stellvertretende Leiterin des Vereins Frauen- und Kinderhaus Salzwedel, der für den gesamten Altmarkkreis zuständig ist. Seit 1991 kümmert sich die Einrichtung um Frauen, einschließlich der Kinder, die sich vor gewalttätigen Männern in Sicherheit bringen müssen.

"Wir unterstützen die Frauen, die zwischen einer Nacht und einem Jahr bei uns Zuflucht nehmen, auf jedem Gebiet", sagt Burmeister. "Rundumbetreuung" nennt sie es. "Wir lassen die Frauen mit keinem Problem allein, seien es Behördengänge oder Arztbesuche", bekräftigt Renate Burmeister.

"Viele Ehemalige halten auch nach Jahren noch Kontakt zu unserem Verein", so die 59-jährige Altmärkerin. So gebe es eine "Ehemaligengruppe". Das schönste Dankeschön für die ehrenamtliche Arbeit sei, wenn sich eine Frau nach Jahren wieder melde und sage: Ohne euch hätte ich das nicht geschafft.