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Seit 20 Jahren mischen die Stieghahns mit der "Theaterkiste" die Magdeburger Szene auf Eine Familie macht Theater

Papa Stieghahn, Mama Stieghahn, Sohn und Schwiegertochter Stieghahn -
alle stehen auf der Theaterbühne. Auch wer nicht Stieghahn heißt, gehört
zur Familie. Das Steckenpferd der "Theaterkiste": Weihnachtsmärchen.
Das seit 20 Jahren.

Von Franziska Ellrich 22.11.2013, 02:11

Magdeburg l Am Anfang der Theaterkiste steht ein Lehrgang an der Volkshochschule - im Schauspiel. Jetzt, wo die Teilnehmer wissen, wie es geht, finden sie es schade, sich wieder zu trennen. Also setzen sie im Winter 1993 eine Annonce in die Zeitung, suchen Mitstreiter, und Thomas Stieghahn meldet sich.

Heute ist er der erste Vorsitzende der Magdeburger Theaterkiste. 16 Mitglieder gehören dazu: Darunter Mama Ute Stieghahn sowie die Söhne Oliver und Andreas Stieghahn. "Das haben die beiden mit der Muttermilch bekommen", sagt Thomas Stieghahn. Sie seien eben eine richtige Theaterfamilie. "Und alle anderen Mitglieder haben wir als Kinder adoptiert", so Ute Stieghahn lachend.

Das ist genau, was Dana Mittmann gefällt. Die 23-Jährige kommt aus Ebendorf. Sie ist schon seit zehn Jahren dabei. "Hier macht jeder alles, wir bauen zusammen das Bühnenbild, bügeln die Kostüme." Gerade frisiert ihr Ute Stieghahn die Haare und bindet zwei Zöpfe. Ganz zufrieden ist die Maschienenbaustudentin noch nicht: "Ute, das ist ungleichmäßig."

"Bei uns gibt es keinen Zickenkrieg oder Diven-Verhalten", erklärt Ute Stieghahn. Ihr Ehemann beendet den Satz: "Dann lieber einmal richtig anschreien." Thomas Stieghahn steht im Fundus zwischen Kerzenleuchtern, Körben und Pappkartons. "In 20 Jahren sammelt sich eine Menge an."

"Junge Herren sind hier immer willkommen"

Stieghahn zieht ein altes Bühnenbild aus dem Regal - darauf der Dornröschenturm. "Das war unser technisch aufwändigstes Stück." Fast vier Meter hoch war der Turm, in dem das Dornröschen schlief. Und 13 Meter lang die Hecke, die mit Hilfe von Flaschenzügen über die gesamte Bühne wuchs. Die ist im Alten Theater 22 Meter lang. Die Herausforderung: Es gibt keine Scheinwerfer. "Es ist nicht einfach, so eine große Bühne stimmungsvoll auszuleuchten", erklärt Stieghahn. "Du würdest aber auch eine 40 Meter lange Bühne vollkriegen", schallt es aus dem Kostümfundus. Ute Stieghahn verteilt gerade Stiefel, Hüte und lange Kleider im Mittelalterstil. Die Stoffregale im Kostümfundus quillen über.

Silke Born wird in den großen schwarzen Stiefeln zum Mann, zu Klaus, den alle "Dummling" nennen. "Hosenrollen sind nichts Ungewöhnliches", erklärt Stieghahn. Es fehlt dem Verein einfach an Männern. "Junge, gut aussehende Herren sind hier immer willkommen", sagt Ute Stieghahn mit einem Schmunzeln. Einer ist bereits da: Jan-Clemens Ludwicki. Der 16-Jährige wohnt neben den Stieghahns. Diesen Winter spielt er das erste Mal eine größere Rolle. "Nervös sein bleibt nicht aus, aber vor 500 Leuten aufzutreten, macht selbstbewusst", sagt der angehende Schauspieler.

In diesem Jahr ist "Die Goldene Gans" dran. Das haben die Zuschauer so entschieden. Sie durften beim traditionellen Weihnachtsmärchen abstimmen, was als Nächstes kommt. Was die Theaterkiste von den großen Häusern unterscheidet? "Wir machen eben Theater zum Anfassen, begrüßen die Gäste im Kostüm mit Handschlag", erklärt der Vorsitzende. Mal tanzen sie und mal singen sie - in jedem Fall haben sie sich in 20 Jahren immer was Neues einfallen lassen.