1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. Brandstifter halten Retter in Atem

Feuerwehreinsatz Brandstifter halten Retter in Atem

Die Rettungsleitstellen melden Dutzende Flächenbrände in Sachsen-Anhalt seit Ende Juni. Im Harz ist eine Gaststätte abgebrannt.

Von unseren Lokalredaktionen 02.07.2018, 23:01

Magdeburg (vs) l Der Großbrand in Staßfurt war nicht der einzige in den vergangenen 48 Stunden. Im Harzgeroder Ortsteil Mägdesprung hat ein Feuer in der Nacht zu Montag den historischen Gasthof „Kutscherstube“ komplett zerstört. Nach Angaben der zuständigen Rettungsleitstelle Halberstadt war der Brand in dem denkmalgeschützten Fachwerkbau gegen 1.40 Uhr gemeldet worden. Rund 70 Feuerwehrleute aus neun Wehren waren im Löscheinsatz. Dabei wurde ein Feuerwehrmann leicht verletzt. Die Ursache des Feuers blieb bis Montagabend unklar.

Noch am Nachmittag vor dem Brand hatte das als Gaststätte verpachtete Gebäude für Besucher geöffnet. Wegen Einsturzgefahr veranlassten die Behörden nun den Teilabriss. Ob die Ermittlungen trotz Beräumung fortgesetzt werden, soll die Staatsanwaltschaft entscheiden.

Von Brandstiftung geht die Polizei auch bei einem Flächenbrand bei Hessen im Harzkreis aus. Rund 30 Hektar Getreide wurden dabei am Sonntag vernichtet. Nach Angaben der Ermittler war das Feuer an drei Stellen gleichzeitig ausgebrochen. Es entstand ein Schaden von rund 25.000 Euro. Begünstigt durch extreme Trockenheit, Wind und Sonneneinstrahlung halten unterdessen landesweit täglich neue Flächenbrände die Feuerwehren in Atem. Betroffen sind vor allem Felder im Norden und Osten des Landes. Allein die Rettungsleitstelle Altmark registrierte seit vergangenem Mittwoch mehr als 60 Einsätze, im Harzkreis waren es 35, im Salzlandkreis 15.

Die Zahlen entsprechen einer deutlichen Zunahme gegenüber den Vorjahren, meldeten die Leitstellen übereinstimmend. Das Landeszentrum Wald rief mit Geltung ab heute für 12 von 18 Kreisen und Städten Sachsen-Anhalts die höchste Waldbrandwarnstufe (Stufe 5) aus. In den betroffenen Gebieten ist es unter anderem verboten, Feuer zu benutzen oder Wälder außerhalb markierter Wege zu betreten. Auslöser für Flächenbrände ist neben Glasscherben oder weggeworfenen Zigaretten häufig auch landwirtschaftliche Technik. Vermutlich durch Funkenflug an Steinen geriet am Sonntag beim Mähdreschen etwa ein Haferfeld bei Wittenberg in Brand. Um die Zahl der Flächenbrände zu senken, will die SPD jetzt die Bauern stärker in die Pflicht nehmen. Der Landtagsabgeordnete Rüdiger Erben fordert verbindliche Regeln für Erntearbeiten. Landwirte müssten stets ausreichend Löschwasser vorhalten, ebenso wie ein Traktor mit Pflug, um im Notfall Brandschneisen ziehen zu können.

Die Bauernverbände rechnen wegen der anhaltenden Trockenheit derweil mit extremen Ernteausfällen, betroffen seien vor allem Raps und Getreide. Um finanzielle Verluste der Bauern zu kompensieren, will Finanzminister André Schröder (CDU) diesen mit steuerlichen Erleichterungen helfen. „Ich habe die Finanzämter auf die besondere Situation hingewiesen“, sagte Schröder gestern. Die Behörden seien beispielsweise angewiesen zu prüfen, ob fällige Steuern gestundet oder Vorauszahlungen abgesenkt werden könnten.