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Investitionsbank IB-Chef Maas wurde abgelöst

Die Staatsanwaltschaft Halle ermittelt gegen den Investitionsbank-Chef Manfred Maas wegen des Verdachts der Vorteilsnahme.

14.06.2018, 10:16

Magdeburg/Halle l Im Dezernat Wirtschaftskriminalität der Staatsanwaltschaft in Halle stapeln sich die Unterlagen zur so genannten Schalke-Affäre. Eine Affäre, über die nun auch der Chef der Investitionsbank Sachsen-Anhalt, Manfred Maas, gestolpert ist. Der 64-Jährige hatte sich zu Spitzen-Spielen der Bundesliga einladen lassen. Aber was gewährte er im Gegenzug?

Maas gehört zu den einflussreichsten Männern in Sachsen-Anhalt, seit 2004 ist er Chef der landeseigenen Investitionsbank (IB), der wichtigsten Finanzierungs- und Fördereinrichtung des Landes Sachsen-Anhalt. Unternehmen, aber auch öffentliche Einrichtungen, werden von der IB mit Förderprogrammen unterstützt.

Schon einmal in diesem Jahr war Maas unter Druck geraten, weil ein Millionenvertrag  für das Wirtschaftsinstitut ISW in Halle über seine Bank am Landtag vorbeigeleitet worden war. Nun war offenbar für die übergeordnete Nord/LB das Maß voll  - und Maas muss gehen. Offiziell heißt es, er sei bis zur Aufklärung der Vorwürfe freigestellt. Noch vor wenigen Monaten hatte die Nord/LB, deren Tochterunternehmen die IB ist, Maas in Schutz genommen. Nach Veröffentlichungen über die kostspieligen Einladungen, die Maas angenommen hatte, sah sich die Bank gezwungen, ihn aus der Schusslinie zu nehmen: der IB-Chef habe sich keine gravierenden Verstöße gegen hausinterne Regeln zu Schulden kommen lassen, hieß es.

Nachdem die Staatsanwaltschaft jedoch Akten beschlagnahmt und ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Vorteilsnahme eingeleitet hatte, zog man die Reißleine. Donnerstagnachmittag wurde eine Erklärung verbreitet, die das vorläufige berufliche Ende für Maas bedeutet.

Im Zentrum der Schalke-Affäre steht aber der frühere Zeitzer Stadtwerke-Chef Andreas Huke. Gegen ihn ermittelt ebenfalls die Staatsanwaltschaft. Huke, der sich von Anwalt und Ex-DDR-Innenminister Peter-Michael Diestel vertreten lässt, hatte IB-Chef Maas bei einem Liga-Spiel des HFC kennengelernt. Danach ließ sich Fußballfan Maas offenbar gern von dem Zeitzer Stadtwerke-Chef einladen. Auch Polizisten, Politiker und weitere Wirtschaftsvertreter hatten es sich in der VIP-Loge des Unternehmens auf Schalke gutgehen lassen. In mindestens einem Fall ließ sich Maas außerdem sein Hotelzimmer bezahlen. Ebenfalls bei einem FC-Bayern-Spiel in der Allianz-Arena, wo er zwar selbst anreiste, die Übernachtung aber auf Kosten der Zeitzer Stadtwerke gingen. Maas hatte bereits im vergangenen Jahr die Einladungen eingeräumt. Einen Interessenskonflikt zwischen den lukrativen Fußball-Reisen und seiner Tätigkeit als Bankchef habe es aber nie gegeben. Eine Volksstimme-Anfrage am Donnerstag ließ er unbeantwortet.

Maas ist gebürtiger Saarländer und kurz nach der Wende nach Sachsen-Anhalt gekommen. Im Jahr 2000 wurde er zum Staatssekretär ernannt, etwas  später wurde er IB-Chef. Vor drei Jahren hatte die Landesregierung den Vertrag mit Maas verlängert und ihn noch in den höchsten Tönen gelobt.  Nun scheint der Ruf des Bankers mehr als angekratzt. Ob es aber überhaupt zu einer Anklage kommt, ist völlig offen. Die Staatsanwaltschaft muss beweisen, dass – wenn auch nur theorethisch – Entscheidungen der Bank und die Fußball-Ausflüge ihres Chefs in einem Zusammenhang stehen. Wenn es keinen Interessenskonflikt gegeben hat, so wie Maas behauptet, hätte er sich einladen lassen können, von wem er will.

Aber Maas gerät nun nicht nur juristisch unter Druck – auch politisch. Die Linksfraktion im Landtag sprach von einer schweren Hypothek für den Spitzen-Banker. Die haushaltspolitische Fraktions-Sprecherin Kristin Heiß sagte, in der Öffentlichkeit dürfe nicht der Eindruck entstehen, dass Förderbescheide der Investitionsbank durch Einladungen zu Fußballspielen und VIP-Logen beeinflussbar sind.  Die Grünen forderten eine vollständige Aufklärung der Vorwürfe.

Wie schnell die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft vorankommen, ist nicht klar: Ein Sprecher sagte, zunächst müssten alle beschlagnahmenten Dokumente ausgewertet werden.

Kommentar "Gefährliche Spiele" zum Thema.