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Studie ermittelt Engpässe für ein altersgerechtes Zuhause Künftig fehlen 7500 barrierefreie Wohnungen allein in Magdeburg

15.07.2013, 01:25

Magdeburg (dpa) l Fehlende Fahrstühle, zu enge Toiletten und Türen, durch die kein Rollstuhl passt: Viele Wohnungen entsprechen nicht den Bedürfnissen alter Menschen. Wohnraum für ältere Menschen wird auch in Sachsen-Anhalt zunehmend ein Thema.

Nach der Bevölkerungsprognose des Landes wird im Jahr 2025 fast jeder Dritte 65 Jahre oder älter sein. Bauminister Thomas Webel (CDU) forderte Bauherren auf, bereits heute zumindest auf Nachrüstmöglichkeiten zu achten.

"Barrierearmut ist nicht alleine ein Thema für altengerechtes Wohnen, sondern sollte bereits beim Hausbau für die Familie mit Kindern Beachtung finden", sagte Webel.

Nach einer jüngst vorgestellten Studie wird es für die künftigen Rentner in Deutschland viel zu wenige geeignete Wohnungen geben. Es fehle an kleinen und an barrierefreien Wohnungen, die auch eine Pflege zu Hause ermöglichen, erklärte das Pestel-Institut, das auf der Grundlage der jüngsten Volkszählung das Thema "Wohnraum für über 65-Jährige" untersucht hat. Neubauten könnten nur ein kleiner Teil der Lösung sein, vielmehr müsse vor allem umgebaut werden.

Das Institut hat auch regionalisierte Zahlen ermittelt: So würden allein in Magdeburg in den kommenden Jahren rund 7500 altengerechte Wohnungen fehlen. Im Jahr 2035 würden knapp 65 000 Menschen im Alter von mehr als 65 Jahren in der Landeshauptstadt leben - 20 Prozent mehr als heute. Die Kosten schätzte das Institut auf 116 Millionen Euro. Für Halle hat das Regionaldaten-Institut 8800 fehlende Senioren-Wohnungen ermittelt, hier seien Investitionen von 137 Millionen Euro notwendig.

Doch die Analyse wird nicht überall so geteilt. Der Verband der Wohnungswirtschaft verwies auf Untersuchungen, wonach je nach der Entwicklung der Bevölkerungszahlen in einigen Bereichen auch die Zahl der Senioren sinke. In anderen Regionen sei die absolute Zunahme gering. "Weiterhin wird immer wieder vergessen, dass das Alter von 65 Jahren nicht das entscheidende Kriterium ist, sondern der Gesundheitszustand der älteren Menschen und dieser sich erfreulicherweise in den letzten Jahren und sicherlich auch in Zukunft verbessert hat und verbessern wird", sagte Verbandsdirektor Jost Riecke.

Der Verband, dessen Mitglieder mehr als die Hälfte der Mietwohnungen im Land besitzen, sieht grundsätzlich aber auch eine zunehmende Nachfrage und fordert mehr Förderung: "Die staatliche Förderung für altersgerechte Umbauten ist derzeit nicht ausreichend. Dabei geht es nicht vorrangig um Neubau, sondern um die sinnvollen Umbauten von Bestandswohnungen." Bei den Mitgliedsunternehmen des Verbandes in Sachsen-Anhalt gehe es bei den Umbauten vor allem um barrierefreie Eingänge, Fahrstühle, ebenerdige Duschen und generell um die Reduzierung von Schwellen.

Bauminister Webel erklärte, in Sachsen-Anhalt werde der Umbau bereits gefördert. "Das Land Sachsen-Anhalt bietet seit 2011 eine Darlehensförderung für den altersgerechten Umbau über die Investitionsbank Sachsen-Anhalt an." Wichtig sei zudem, dass die baurechtlichen Forderungen bei der energetischen Sanierung nicht noch weiter anstiegen, weil sie den altersgerechten Umbau des Bestandes behindere.