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Radikalisierung auf Social-Media-Plattform Hochschulen in Sachsen-Anhalt kehren „X“ den Rücken

Aus Protest gegen den Kurs der Plattform unter US-Milliardär Elon Musk haben mehrere Hochschulen im Land den Kurznachrichtendienst verlassen. Die Landesregierung hingegen will vorerst bleiben - und nennt dafür Gründe.

Von Alexander Walter Aktualisiert: 24.01.2025, 16:32
Profil von Elon Musk auf X: Zuletzt hatte Musk auf der Plattform deutsche Politiker angegriffen und seine Unterstützung für die AfD bekundet.
Profil von Elon Musk auf X: Zuletzt hatte Musk auf der Plattform deutsche Politiker angegriffen und seine Unterstützung für die AfD bekundet. Foto: Algi Febri Sugita/ZUMA Press Wir

Magdeburg - Aus Protest gegen die wahrgenommene Radikalisierung der Debatte auf dem Kurznachrichtendienst X (vormals Twitter) haben sich mehrere Hochschulen in Sachsen-Anhalt von der Plattform zurückgezogen.

Hochschule Giebichenstein und Anhalt stellen Accounts auf Musks Plattform ein

Die Hochschule Anhalt und die Kunsthochschule Burg Giebichenstein (Halle) gehören zu mehr als 60 Hochschulen bundesweit, die ihre X-Accounts um den Jahreswechsel in einem gemeinsamen Schritt eingestellt haben. Auch die Humboldt Universität Berlin oder die Technische Uni Braunschweig zählen dazu. „Die algorithmische Verstärkung rechtspopulistischer Inhalte bis zur Einschränkung organischer Reichweite machen eine weitere Nutzung für uns unvertretbar“, sagte eine Sprecherin der Hochschule Anhalt der Volksstimme dazu.

„Mit den Grundwerten der beteiligten Institutionen“ nicht vereinbar

„Der Rückzug ist Folge der fehlenden Vereinbarkeit der aktuellen Ausrichtung der Plattform mit den Grundwerten der beteiligten Institutionen: Weltoffenheit, wissenschaftliche Integrität, Transparenz und demokratischer Diskurs“, teilte die Burg Giebichenstein mit.

Angriffe auf deutsche Politiker und Unterstützung für AfD

Zuletzt hatte US-Milliardär Elon Musk, der Twitter 2022 für 44 Milliarden Euro gekauft hatte, X auch für verbale Angriffe auf deutsche Politiker genutzt und seine Unterstützung für die AfD betont.

Hochschulen in Magdeburg bleiben auf „X“, ebenso Uni Halle

Andere Hochschulen im Land halten an X fest. Ein Grund ist die Reichweite: „Beim Kurznachrichtendienst haben wir stabil plus/minus 6000 Follower“, sagte Katharina Vorwerk, Sprecherin der Uni Magdeburg. X werde genutzt, um bei den Zielgruppen Medien, Politik und Wissenschaft sichtbar zu sein und sich zu vernetzen. Gleichzeitig werde die Präsenz auf X derzeit „ergebnisoffen diskutiert“.

Ähnlich äußerte sich Norbert Doktor, Sprecher der Hochschule Magdeburg-Stendal, für seine Einrichtung, deren Account 3.440 Nutzer folgen. Auch die Uni Halle, die bei X 12.000 Follower hat, erwägt derzeit keinen Rückzug.

Landesregierung bleibt nach Beratung in dieser Woche ebenfalls bei „X“

Die Landesregierung will nach einer Beratung in dieser Woche ebenfalls auf X bleiben. Soziale Netzwerke würden von vielen Bürgern zur politischen Information genutzt, auch von jenen, die weder Zeitungen noch TV nutzen, sagte Regierungssprecher Matthias Schuppe zur Begründung. „Gleichzeitig beobachten wir manche Entwicklung mit Sorgen“, ergänzte er. Zum Umgang mit X stehe man mit anderen Ländern und dem Bundespresseamt in Kontakt. Zuletzt hatten das Bundesverteidigungsministerium und das Bundesumweltministerium angekündigt, ihre X-Accounts ruhen zu lassen.

Faktor Reichweite: 18.000 Nutzer folgen Landesaccount

Dem X-Account der Landesregierung @sachsenanhalt folgen aktuell gut 18.500 Nutzer. Die Ministerien entscheiden laut Staatskanzlei in eigener Regie, welche Kanäle sie nutzen. Derzeit betreiben Landesministerien Accounts auch bei den X-Alternativen Mastodon und BlueSky, auf der Fotoplattform Instagram, bei Facebook, LinkedIn und Whatsapp.

Landesregierung will Social-Media nicht Akteuren wie der AfD überlassen

Grund für die Entscheidung der Landesregierung bei X zu bleiben sei auch, dass man das Feld nicht der AfD überlassen wolle, ergänzte Schuppe. Zudem seien auch Alternativen wie die in chinesischer Hand befindliche Plattform TikTok oder Facebook nicht unproblematisch. Meta-Chef Mark Zuckerberg (Facebook, Instagram, Whatsapp) hatte zuletzt angekündigt, die Zusammenarbeit mit Faktencheck-Redaktionen zu beenden.

Auch Hessischer Rundfunk steigt bei X aus, MDR bleibt vorerst

Mit dem Hessischen Rundfunk hatte erst vor Tagen auch ein öffentlich-rechtlicher Sender angekündigt, bei X auszusteigen. Der MDR hat seine Aktivitäten auf X laut einer Sprecherin „deutlich reduziert“. Eine Entscheidung über einen Rückzug gebe es aber nicht. Seit dem Kauf von X durch Musk im Jahr 2022 ist die Zahl der täglichen Nutzer von X laut Statista von rund 400 Millionen auf mehr als 420 Millionen (2023) gestiegen.