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Seniorin aus Güsten ist die älteste Bürgerin von Sachsen-Anhalt / Ihr Tipp für ein langes Leben: Sich alles gönnen, aber in Maßen Maria Jarkulisch wird heute 108 Jahre: Jeden Abend ein Bierchen

Von Karolin Aertel 23.08.2012, 05:22

Güsten l Maria Jarkulisch ist die älteste Bürgerin Sachsen-Anhalts. Die Güstenerin (Salzlandkreis) feiert heute ihren 108. Geburtstag.

Wer sich unter der ältesten Frau des Landes eine gebrechliche, senile Dame vorstellt, liegt definitiv falsch. Maria Jarkulisch ist fit. Zumindest soweit man dies von einer 108-Jährigen behaupten kann. Körperlich zwickt und zwackt es hier und da, aber das ist nichts, was sie aus der Fassung bringen kann. Auch geistig erfreut sich die Seniorin - abgesehen von kleinen Aussetzern ihres Kurzzeitgedächtnisses - guter Gesundheit.

Lesen, das ist das liebste Hobby der betagten Seniorin. Den ganzen Tag schmökert sie in der Volksstimme. "Und das", wie sie mit Nachdruck zu verstehen gibt, "schon seit vielen Jahrzehnten." Schließlich wolle sie immer wissen, was in ihrer Heimat passiert. Und so lange die Augen noch mitmachen, werde sie auch weiterhin ihre Zeitung lesen.

Was inzwischen nicht mehr so recht mitmacht, das sind die Beine. Laufen fällt schwer. Dabei liebte Maria Jarkuleit stundenlanges Spazierengehen. In ihrer Heimatstadt Güsten, in der sie Zeit ihres Lebens wohnte und arbeitete, kannte sie jedes Haus, jeden Baum, jeden Stein.

Doch unterwegs, das ist die Seniorin auch heute noch. Allerdings nicht mehr zu Fuß, sondern im Rollstuhl und auch nicht mehr allein, sondern in Begleitung. Denn während sie bis vor fünf Jahren noch eine eigene Wohnung bewohnte, lebt sie mittlerweile in einem Seniorenwohnpark des Deutschen Roten Kreuzes.

Dass die rüstige Senioren, die zwei Kriege und die Inflation erlebte, 108 Lenze zählen kann, liegt ihrer Meinung nach an dem bescheidenen Leben, das sie immer geführt hat. "Ich habe ein solides und kein ausschweifendes Leben geführt. Ich habe mir nichts zu schulden kommen lassen und habe mir von allem etwas gegönnt - aber nur in Maßen."

Als älteste von vier Kindern musste die Güstenerin früh mit anpacken. So arbeitete Maria Jarkulisch viele Jahre in der "Schankwirtschaft" ihrer Eltern. Daher kommt vermutlich auch ihre Gewohnheit, jeden Abend ein Bier zu trinken. Am liebsten mag sie das "kühle Blonde" aus Nienburg, denn das habe es schon in der Schankwirtschaft ihrer Eltern gegeben, erzählt sie. Maria Jarkulisch lernte zudem den Beruf der Schneiderin. Bis zu ihrem 76. Lebensjahr übte sie diesen aus: "Weil ich ihn geliebt habe."

Familie hat sie abgesehen von ihrem Neffen keine mehr. Ihr Mann ist bereits vor ein paar Jahren gestorben. Ihr Kinderwunsch blieb unerfüllt. Ein wenig traurig ist sie deswegen schon. Viele der Bewohner, die wesentlich jünger sind als sie, haben Urenkel, die sie auch gern hätte. "Denn Kinder bereiten ihr so viel Freude." Dennoch betont Maria Jarkulisch, dass sie mit ihrem Leben zufrieden sei. Es gibt nichts, was sie noch plane oder was sie sich wünsche. "Ich habe doch alles", sagt sie. "Ich fühle mich wohl."

Angst vor dem Tod hat sie nicht. "Warum auch, ich habe ja nun wirklich ein langes Leben. Wenn ich gerufen werde, komme ich", sagt sie. "Ich bin sehr katholisch und glaube fest an ein Leben nach dem Tod."

Dass Maria Jarkulisch noch lange nicht "gerufen" wird, das hoffen viele Menschen. So zum Beispiel die Leiterin des Seniorenwohnparks, Gabriele Kunert. "Sie ist eine sehr harmoniebedürftige Person, die unendlich viel Ruhe ausstrahlt. Das schätzen wir sehr und hoffen, dass wir noch viele Geburtstage zusammen feiern können."

Heute jedenfalls wird erstmal der 108. gefeiert. Dazu wird unter anderen der Landrat des Salzlandkreises, Ulrich Gerstner, stellvertretend für Ministerpräsident Reiner Haseloff, zum Gratulieren kommen.