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Naturschutz Wolfsrisse bei Stendal häufen sich

Rund um Stendal gab es binnen weniger Tage zwei Angriffe von Wölfen - einen davon sogar in einem Wohngebiet.

Von Anke Schleusner-Reinfeldt 05.12.2017, 00:01

Stendal l Die Stendalerin Karin Nelius machte am Sonntagmittag einen grausigen Fund in ihrem Garten. Zwischen Büschen liegen Reste eines ausgeweideten Rehs. „Ich bin entsetzt“, sagt die Geschäftsfrau. Sie wohnt in Stendal im Wiesenweg auf einem weitläufigen Areal – ein Wohngebiet mit Eigenheimen am östlichen Stadtrand von Stendal. Karin Nelius vermutet, dass es sich wohl um den Riss eines Wolfes handelt – und das im Wohngebiet.

Experten des Kompetenzzentrums Wolf in Iden nahmen am Montag zunächst lediglich Fotos in Augenschein. „Aus der Ferne ist eine Beurteilung nur schwer möglich“, sagt Experte Andreas Berbig. Er komme gerne noch vorbei, um vor Ort zu recherchieren, bot er an. Allerdings habe die betroffene Frau den Wunsch dazu nicht geäußert.

Karin Nelius ist enttäuscht, bereits im Februar hatte es ein totes Reh direkt vor ihrem Küchenfenster gegeben. Sie habe die für sie unbefriedigende Antwort erhalten, dass das Tier irgendwo ausgebuddelt worden sei. Mittlerweile ist das Umweltamt vom Landkreis eingeschaltet. Auch zwei Jäger haben sich den neuerlichen Torso angesehen.

Nur etwa zwölf Kilometer von Stendal entfernt auf der anderen Elbseite war vor wenigen Tagen eine Gruppe von eingezäuntem Damwild von Wölfen angegriffen worden. Fünf Tiere wurden getötet. In die Herde bei Neuermark-Lübars (Landkreis Stendal) kehrt nur langsam wieder Ruhe ein. Die beiden Besitzer, die das Damwild seit 2002 in einem Gatter nahe der Elbe halten, haben am Wochenende den Zaun repariert und zusätzlich verstärkt. Auch die acht Tiere, die bei der Hatz in Panik über den Zaun geflüchtet sind, konnten zur Herde zurückgeleitet werden. Die Besitzer sind voller Sorge, dass die Wölfe wiederkommen – wissen sie doch, dass das Damwild ein leichte Beute ist. Ein zusätzlicher Schutz mit Strom im Zaun, den der Wolfsbeauftragte Andreas Berbig empfiehlt, ist schwer umsetzbar, ist diese Anschaffung bei über 1000 laufenden Metern doch zu groß.

In unmittelbarer Umgebung des Klietzer Truppenübungsplatzes, wo inzwischen mehrere Rudel angesiedelt sind, war das der erste Angriff in diesem Ausmaß, so der Wolfsbeauftragte. Das Muffelwild allerdings auf dem Klietzer Platz, das bislang viele auswärtige Jäger anlockte, ist inzwischen nahezu ausgerottet, weil es leichte Beute für den Wolf ist.