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Rechtsextremismus Bürgerfest gegen rechte Demo in Köthen

In Köthen nahmen etwa 450 Menschen an einer rechtsextremen Demo teil. Dagegen feierten knapp 1000 Köthener ein Bürgerfest.

Von Anja Guse 29.09.2018, 16:20

Köthen l In Köthen haben am 29. September 2018 am Nachmittag und frühen Abend laut Polizei etwa 450 Menschen an einer rechtsextremen Demonstration auf dem Marktplatz der Stadt teilgenommen. Dagegen kamen am Tierpark nach Schätzungen von Köthens Oberbürgermeister Bernd Hauschild fast 1000 Menschen zu einem Bürgerfest zusammen, das ein Zeichen gegen den Aufmarsch der Rechten setzen wollte. Auch Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff und Wirtschaftsminister Armin Willingmann nahmen an dem Bürgerfest teil.

Willingmann wertete die große Beteiligung am Bürgerfest als Erfolg, weil die Veranstaltung spontan zustande gekommen war. Urspünglich hatte die Hochschule Anhalt ebenfalls zu einer Veranstaltung auf dem Markt in Köthen eingeladen. Nachdem das Verwaltungsgericht Halle jedoch die rechte Demo auf dem Markt erlaubt hatte, wurde das Hochschulfest abgesagt. Der Aktionstag "Weltoffene Hochschule" soll nun am 13. Oktober 2018 nachgeholt werden.

Offenbar nahmen an der rechtsextremen Kundgebung auf dem Marktplatz nur wenige Einwohner aus Köthen teil. Die meisten Teilnehmer waren der rechtsextremen Szene zuzuordnen und kamen zum Teil aus anderen Bundesländern. Auch szene-bekannte Rechtsextreme waren darunter.

Der Landkreis Anhalt-Bitterfeld hatte den Auftritt unter anderem einer Hooligan-Band verboten und die rechte Demo zunächst auf den Exerzierplatz verlegt. Das Verwaltungsgericht bestätigte zwar das Auftrittsverbot, kippte aber die Verlegung. Deswegen konnten die Rechten nun auf dem Marktpkatz aufmarschieren. Daraufhin war das Bürgerfest am Tierpark veranstaltet worden. Minister Willingmann sprach von einer "Anmeldepanne".

Mitglieder der Band "Kategory C", deren Auftritt von den Behörden offiziell untersagt worden war, nahmen ebenfalls an der Kundgebung auf dem Marktplatz teil. Die Gruppe wird der rechtsextremen Hooligan-Szene zugeschrieben.

Die Linken-Landtagsabgeordnete Henriette Quade kritisierte den Landkreis Anhalt-Bitterfeld: Die Verbotverfügung scheine unprofessionell gewesen zu sein. Allerdings lasse sich der Kampf gegen Rechts nicht mit Verboten gewinnnen.

Armin Willingmann forderte von den Menschen im Land klare Signale gegen Fremdenfeindlichkeit und mehr Weltoffenheit. "Es darf nicht ein Signal von Sachsen-Anhalt ausgehen, das lautet: Wir haben es irgendwie schwer mit dem Fremden", sagte er während des Bürgerfestes. "Das Gegenteil ist doch der Fall." Es könne nicht sein, dass ausländische Kommilitonen und Kommilitoninnen Angst haben. Ein Viertel der fast 8000 Studenten der Hochschule Anhalt mit Sitz in Köthen kommen laut Willingmann aus dem Ausland. Köthen sei ein "Leuchtturm". "Wir dürfen uns die Stadt nicht wegnehmen lassen."

Die Polizei hatte am Nachmittag Kontrollen im Stadtgebiet von Köthen durchgeführt. Bis zum Abend kam es zu keinem Zwischenfall. Bereits am späten Nachmittag hatten erste Gruppen aus der rechtsextremen Kundgebung den Markt verlassen.

Die Polizei will aber "im Zusammenwirken mit der Versammlungsbehörde" alle Redebeiträge prüfen, so eine Sprecherin.

Mit wie vielen Einsatzkräften die Polizei die Veranstaltungen vor Ort absicherte, wollte die Sprecherin aus "taktischen Gründen" nicht sagen, nur so viel: "Es waren Beamte aus mehreren Bundesländern im Einsatz, unter anderem aus Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Niedersachsen." Mit dabei war auch eine Reiterstaffel. Zudem hätten Wasserwerfer zur Verfügung gestanden.

Zum Kommentar "Köthen hat die richtige Antwort gegeben"