Insolvenzantrag gestellt Billigstromanbieter TelDaFax ist pleite
Troisdorf (dpa). Der schwer angeschlagene Billigstromanbieter TelDaFax ist pleite. Das Unternehmen habe beim Amtsgericht Bonn einen Antrag auf Insolvenz und Bestellung eines vorläufigen Insolvenzverwalters eingereicht, sagte ein Sprecher des Gerichts gestern auf Anfrage. Das Unternehmen ist offensichtlich trotz Sanierungskurses nicht aus den Zahlungsschwierigkeiten gekommen.
TelDaFax hat rund 700 000 Strom- und Gaskunden. Die Unternehmensgruppe beschäftigt mehr als 600 Mitarbeiter und soll im vergangenen Jahr einen Umsatz von rund 500 Millionen Euro erwirtschaftet haben. Es ist eine der größten Pleiten in der deutschen Energiebranche. Das Unternehmen war vor allem durch seine Discountgeschäfte in die Schieflage geraten. Auch mehrere Wechsel bei den Gesellschaftern und in der Führung des Unternehmens konnten die Insolvenz nicht abwenden.
Seit längerem steht das Unternehmen aus Troisdorf bei Bonn in den Schlagzeilen. Obwohl der Finanzinvestor Prime Mark Financial Group mit Sitz in Zypern erst im März als neuer Gesellschafter eingestiegen ist und das Unternehmen mit zusätzlichem Kapital im mittleren zweistelligen Millionenbereich ausgestattet hat, haben zahlreiche Netzbetreiber die Verträge mit dem Unternehmen zwischenzeitlich gekündigt, viele Kunden gingen TelDaFax dadurch verloren. Der als Sanierer hinzugezogene Hans-Gerd Höptner hat den Aufsichtsrat Ende Mai gebeten, ihn von seinen Aufgaben als Vorstandschef zu entbinden. Der Werbevertrag mit dem Fußball-Bundesligisten Bayer 04 Leverkusen wurde vor wenigen Tagen vorzeitig aufgelöst.
Das Amtsgericht Bonn hat Rechtsanwalt Biner Bähr, Partner der White Case Insolvenz GbR, zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. Bähr verfügt über langjährige Erfahrung bei der Fortführung und Sanierung großer Unternehmen; unter anderem hat er sich zuletzt lange für den Erhalt des Essener Kaufhauskonzerns Hertie und des Düsseldorfer Solarenergie-Unter- nehmens systaic AG eingesetzt.
Für Strom- und Gaskunden beginnt nun eine Zitterpartie. Bei Kunden, die sich auf einen Tarif mit Vorkasse eingelassen haben, könnte das Geld je nach Insolvenzfortgang verloren sein. Bähr scheint aber entschlossen zu sein, das Unternehmen zu retten - und hierzu ist auch der Erhalt von möglichst vielen Kunden nötig.