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IWH in Halle Ökonomen erwarten 2026 leichte Belebung: Wo weiter Risiken liegen

Die Konjunkturforscher vom IWH in Halle rechnen für 2026 mit einer leichten Belebung. Trotzdem ist noch unklar, ob sich die deutsche Wirtschaft wirklich auf Erholungskurs befindet.

Von Robert Gruhne 11.12.2025, 17:38
Der Chemiepark in Bitterfeld-Wolfen.
Der Chemiepark in Bitterfeld-Wolfen. Foto: Steffen Schellhorn

Magdeburg/Halle - Das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) rechnet für 2026 mit einer leichten Belebung der Wirtschaft in Deutschland. Das Bruttoinlandsprodukt soll um ein Prozent wachsen – nach 0,2 Prozent in diesem Jahr. In Ostdeutschland soll die Belebung mit 0,8 Prozent niedriger ausfallen. Als Grund nennt das IWH die demografische Entwicklung im Osten.

Von Erholung wollen die Konjunkturforscher aber nicht sprechen: „Zum Jahresende 2025 ist weiterhin unklar, ob sich die deutsche Wirtschaft auf Erholungskurs befindet, zumal die Exportschwäche auch im Herbst andauert.“

Im Vergleich zum September hat das IWH die Prognose um 0,2 Prozentpunkte angehoben. Das Ifo-Institut aus München hat seine Wachstumsprognose für 2026 hingegen abgesenkt – auf 0,8 Prozent.

IWH: Höhere Einkommen können zu mehr Konsum führen

Für die leichte Belebung im Jahr 2026 führen die Forscher aus Halle zwei Gründe an: finanzpolitische Impulse und gestiegene Einkommen. Die Lohndynamik bewerten sie angesichts der leicht rückläufigen Beschäftigung als „bemerkenswert kräftig“. Sie gehen davon aus, dass die Deutschen 2026 deshalb mehr konsumieren werden.

Ein Grund ist noch entscheidender für das Wachstum, erläutert IWH-Vizepräsident Oliver Holtemöller: „Was die deutsche Konjunktur aber vor allem beleben dürfte, sind die zusätzlichen öffentlichen Ausgaben für Infrastruktur und Verteidigung, auch wenn die Verausgabung der Gelder wegen Umsetzungsproblemen deutlich schleppender verlaufen wird als geplant.“

China könnte Gefahr für deutsche Exporte werden

Die Erholung stützt sich laut IWH neben höheren Investitionen in Infrastruktur und Verteidigung durch die Sondervermögen auch auf steigende Exporte.

Eine Gefahr für den deutschen Export sieht das IWH in China, wenn die Volksrepublik versuche, ihre schwache Binnennachfrage mit Hilfe von Subventionen auf anderen Märkten auszugleichen. „Davon wäre die deutsche Exportwirtschaft wohl besonders betroffen, denn auf vielen Märkten für Güter des Verarbeitenden Gewerbes sind chinesische und deutsche Unternehmen direkte Konkurrenten“, meint Holtemöller.

Insgesamt bewertet das IWH die internationale Konjunktur als robust. Die Stärke des Welthandels sei angesichts der US-Zölle sogar „bemerkenswert“. Die steigende Staatsverschuldung weltweit stelle ein Risiko dar, zumal sich kaum mehr parlamentarische Mehrheiten für durchgreifende Reformen fänden. Auch den KI-Boom sieht das IWH kritisch, weil die intransparente Finanzierung die Stabilität der Finanzmärkte gefährde.

Arbeitgeberpräsident von Sachsen-Anhalt fordert mehr Innovation

Marco Langhof, Präsident der Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbände Sachsen-Anhalt, attestiert der Bundesregierung einen grundsätzlichen Willen, die Wirtschaft nach vorne zu bringen. „Aber mittlerweile ist der Reformstau so groß, dass selbst 500 Milliarden nicht helfen.“ Es brauche strukturelle Reformen, etwa bei den Lohnnebenkosten.

Langhof bemängelt aber auch eine fehlende Zukunftsorientierung in Politik und Unternehmen: „Wer sagt, wir wollen, dass die Dinge wieder sind wie früher, dem kann ich sagen: Das werden sie nicht.“ Es müsse stärker um Innovationen gehen. „Man muss sich fragen, wo die Märkte der Zukunft sind, und sich da reinstürzen“, sagt Langhof. Aber auch dafür brauche es bessere Standortbedingungen.