Auto Bessere Regionalklassen für Sachsen-Anhalt: Wird die Kfz-Versicherung jetzt günstiger?
Die Versicherer haben die Regionalklassen für Haftpflicht- und Kasko-Versicherungen neu bewertet. In Sachsen-Anhalt profitieren viele von den neuen Einstufungen.

Magdeburg - Wie viel Autofahrer für ihre Versicherung zahlen, hängt nicht nur von ihrem eigenen Fahrverhalten ab. Bei der Prämie spielt auch der Wohnort eine Rolle. Die Versicherer haben nun die sogenannten Regionalklassen für 2025 neu berechnet. In Sachsen-Anhalts Landkreisen ändert sich dadurch einiges.
Bei der Haftpflicht-Versicherung ging es bei etwa der Hälfte der Landkreise um eine Klasse nach unten, zeigen die aktuellen Zahlen des Gesamtverbands der Versicherer (GDV). Grundsätzlich gilt: Je niedriger die Klasse, desto günstiger die Prämie. Nur der Landkreis Stendal und Dessau-Roßlau steigerten sich um eine Klasse. Der Rest des Landes blieb zum Vorjahr unverändert.
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Betrachtet man Teil- und Vollkasko-Versicherungen, gab es sogar gar keine Regionen, die sich steigerten. Hier ging es ebenfalls für die Hälfte der Kreise eine Klasse nach unten.
Versicherer werten Schäden pro Landkreis aus
In Zahlen ausgedrückt sinken die Regionalklassen in Sachsen-Anhalt für rund 520.000 Versicherte in der Haftpflicht-Versicherung und 450.000 in den Kasko-Versicherungen. Regionalklassen sollen das Risiko eines Schadens in einer bestimmten Region abbilden. Darin fließen alle bei den Versicherungen gemeldeten Schäden in der Region ein. Maßgeblich ist der Wohnort des Halters, nicht der Ort des Schadens.
„Auf dem Land kommt es in der Haftpflicht-Versicherung seltener zu Schäden, weil weniger Autos unterwegs sind“, erläutert Hans-Jörg Kurth, der bei den Öffentlichen Versicherungen Sachsen-Anhalt (ÖSA) aus Magdeburg den Bereich Autoversicherungen verantwortet. Das Unternehmen hat in dem Bereich im Land rund 100.000 Kunden.
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Diese Faktoren beeinflussen die Höhe der Kfz-Versicherung
Bei der Haftpflicht-Versicherung geht es um Schäden an Dritten oder deren Eigentum. Halle und Magdeburg sind hier bei den Regionalklassen Spitze. Umgekehrt kann es bei den Kasko-Versicherungen aussehen. „Hier zählen zum Beispiel Schäden, wenn jemand sportlich fährt und aus der Kurve fliegt“, sagt Kurth. Das passiere häufiger auf dem Land als in der Stadt.
Bedeuten die generell niedrigeren Einstufungen für Sachsen-Anhalt nun, dass die Versicherung für den Einzelnen wirklich günstiger wird?
Pauschal lasse sich das nicht sagen, erläutert Kurth: „Es gibt grundsätzlich drei große Blöcke, die den Preis beeinflussen.“ Neben der Regionalklasse sind das die Typklasse des Fahrzeugs und individuelle Faktoren – zum Beispiel die Schadenfreiheit, das Alter des Fahrers oder die jährliche Kilometerleistung.
Preissprung bei der Kfz-Versicherung für 2025 erwartet
Grob gesagt geht laut Kurth der Preisbaustein, der durch die Regionalklasse entsteht, um vier Prozent hoch oder runter, wenn die Klasse um eins steigt oder sinkt. Wie viel das für einzelne Versicherte ausmache, sei individuell. Ein Umzug in eine Region mit niedriger Regionalklasse lohne sich auf jeden Fall nicht, meint der Versicherungsexperte.
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„Ein größerer Faktor ist die Schadenfreiheitsklasse“, sagt er weiter. Zudem habe man selbst den größten Einfluss auf den Preis – je nachdem, für welchen Versicherungsschutz man sich entscheide.
Große Hoffnung, dass die Versicherungsprämien im nächsten Jahr sinken, brauchen sich Autofahrer laut Kurth nicht machen: „Wir fürchten, dass es nur eine Richtung geben wird: nach oben.“
Dazu führen ihm zufolge vor allem höhere Werkstattkosten, ausgelöst durch den Arbeitskräftemangel und die Ersatzteilpreise. „Noch vor einigen Jahren waren Stundensätze von 60 bis 70 Euro normal. Jetzt bekommen wir teilweise Rechnungen mit Stundensätzen von mehr als 200 Euro“, sagt Kurth. Die gesunkenen Regionalklassen seien da nur ein „kleines Pflaster“.
Bundesweit besonders gute Schadensbilanzen in der Haftpflicht-Versicherung haben laut GDV übrigens wie in den Vorjahren Brandenburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern. Die bundesweit beste Schadensbilanz hat der Landkreis Elbe-Elster in Brandenburg. Hier sind die Schäden laut den Versicherern rund 30 Prozent niedriger als im Bundesschnitt.