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Schädlinge Tierische Mitbewohner in Sachsen-Anhalt

Tauben auf dem Dach gehören zum Stadtbild der meisten Orte in Sachsen-Anhalt. Doch sind Tiere in Städten zur Plage geworden?

25.11.2017, 08:04

Magdeburg (dpa) l Insekten, Tauben, Ratten – in Sachsen-Anhalts Städten treiben sich viele Tiere herum, die von manchem Bewohner als lästig empfunden werden. Ob man jedoch von Schädlingen sprechen kann, liegt oft im Auge des Betrachters. "In Magdeburg können wir keine Tierplage feststellen", sagt etwa die Sprecherin der Stadt Magdeburg, Kerstin Kinszorra. Schädlingsbekämpfer Lutz Mittendorf ergänzt: "Schädlinge werden erst vom Menschen zum Schädling gemacht." Am Beispiel Magdeburg lässt sich aufzeigen, welche tierischen Bewohner sich in den Städten herumtreiben:

STRAßENKATZEN: "Noch bis vor drei Jahren hatten wir um die 5000 Straßenkatzen in Magdeburg und dem Umland", sagt Gudrun Müller vom Tierschutzverein Magdeburg. "Das konnte man als Plage bezeichnen." Dank umfangreicher Maßnahmen wie Futterhäuser und einer Kastration der so eingefangenen Katzen sei das Problem heute unter Kontrolle. Seit Jahren besteht laut Stadtsprecherin Kinszorra in Magdeburg ein städtisches Katzenkastrationsprojekt. Dabei würden jährlich etwa 300 herrenlose, freilaufende Katzen im Stadtgebiet eingefangen und im städtischen Tierheim kastriert.

NAGER: "Wenn sich Mäuse und Ratten in Wohnhäusern ausbreiten, liegt das häufig an baulichen Mängeln", sagt Mittendorf. Nach Meinung des Schädlingsbekämpfers herrschen in Magdeburg allerdings "relativ normale Bedingungen", was Ratten betrifft. Kinszorra nennt das Aufkommen sogar "unterdurchschnittlich". Der größte Zufluchtsort ist laut Mittendorf die Kanalisation. Erst recht, wenn sie wie in manchen Städten veraltet sei. "Ratten können lange verdeckt leben", so der Diplom-Ingenieur. "Etwa wenn in Städten großes Buschwerk gepflanzt wird und genügend Futter vorhanden ist." Menschen, die achtlos Müll auf die Straße werfen, würden zusätzlich Futter bieten.

TAUBEN: Im Vergleich zu den 1990er-Jahren ist ihre Population laut Mittendorf heute eher zurückgegangen. Kinszorra bestätigt: "Im Vergleich zu anderen Großstädten ist die Zahl gering". Mittendorf weiß: "Immer weniger Fassaden bieten Anflugmöglichkeiten für Tauben." Das sei auch durch Abwehrmechanismen an Häusern gelungen, die in den vergangenen Jahren installiert wurden. Der Schädlingsbekämpfer beobachtet, dass sich Tauben deshalb immer häufiger in Bäume setzen, obwohl sie von ihrer Abstammung her gewohnt seien, an Felswänden zu hängen.

TAUBENZECKEN: Wo sich viele Tauben niederlassen, kommen auch deren Parasiten vor. Probleme bereiten in Städten leerstehende oder sanierungsbedürftige Häuser. Dort fänden sich neben Taubenzecken auch eine Vielzahl von Speckkäfern, sagt Mittendorf. Aber auch die könnten nützlich sein, weil sie andere Insekten fressen.

SCHWALBEN: Diese Vögel brauchten besonderen Schutz, sagt Mittendorf. Die Nester sollten auf keinen Fall eigenmächtig entfernt werden. Sollten Anwohner sich durch den Kot der Schwalben gestört fühlen, müsse man gemeinsam mit dem Naturschutzbund (Nabu) eine Lösung finden.

INSEKTEN: Sie kommen laut Schädlingsbekämpfer Mittendorf vor allem im Sommer vor. Da sich auch Insekten anpassten, könnten Arten aus südlichen Gefilden wie die Halmfliege auch mal nördlicher auftauchen. Zur Plage seien sie deshalb noch nicht geworden.