1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. Glocken-Geläut soll Wölfe abschrecken

Schäfer  Glocken-Geläut soll Wölfe abschrecken

Ein Schäfer aus Löbejün im Saalekreis setzt zur Abschreckung von Wölfen auf laute Töne. Seine Tiere tragen Glocken um den Hals. Hilft das?

02.04.2019, 00:00

Löbejün (dpa) l Schäfer Michael Zink zieht tagsüber mit seinen Schafen übers Land. Zu Hause sammelt der 66-Jährige Glocken. Um Wölfe abzuschrecken, hat er sein Hobby mit seinem Beruf verbunden – seine Tiere tragen Glocken um den Hals. Er hoffe, dass das Glockengeläut den Wolf abschrecke, sagt Michael Zink. Der Schäfermeister ist leidenschaftlicher Glockensammler. Mehr als 1000 Stück bewahrt er nach eigenen Angaben in seinem Haus auf. Obwohl bereits Wölfe in der Region gesichtet wurden, sei bei ihm noch kein Tier gerissen worden, berichtet Zink. Nach seinen Angaben hat ein Schäfer aus der Region Dessau bereits angekündigt, nun ebenfalls Glocken zur Wolfsabwehr einzusetzen.

Glocken und Schellen helfen Schäfern bis heute, geflüchtete Tiere auch bei schlechter Sicht zu finden. Ob sie effektiv in der Abwehr von Wölfen sind, darüber ist sich aber auch Michael Zink nicht im Klaren. "Vielleicht lässt sich durch das Glockenklingeln der Wolf abschrecken. Ich hoffe es", sagt Zink. Er gehe aber davon aus, dass sich auch die Wölfe an den Klang gewöhnen, so Zink.

In Begleitung seiner beiden Hütehunde Franzi und Bessi zieht er mit seiner Herde bei Wind und Wetter über hügelige Wiesen und steiles Gelände. Sein Gesicht ist vom Wetter gegerbt, die breiten Schulter bedeckt ein robuster Mantel. Die Füße stecken in schweren Lederstiefeln. Etwa 350 Schafe, einige Lämmer und etwa 40 Ziegen besitzt er. Und dann noch die vielen Glocken.

Wer um Einlass in sein Haus bittet, drückt nicht auf den Knopf einer Klingel. Für verschiedene Anlässe hängt je eine spezielle Glocke vor der hölzernen Eingangstür seines Hauses. Die Glocke für Schafangelegenheiten etwa, die Wanderglocke, die Pferdeglocke oder die allgemeine Meldeglocke. "Die läutet meine Frau, wenn ich zum Mittagessen kommen soll", sagt Zink und lacht.

In Zinks Einfamilienhaus am Rande von Löbejün, einem kleinen Ort bei Halle, hängen die kelchförmigen Klangkörper überall von der Decke. Sie füllen Regale oder baumeln in eigens dafür gezimmerten Halterungen. Glocken von der Größe eines Fußballs bis zu solchen im Streichholzschachtel-Format; aus Metall, Porzellan oder Holz. Kaum ein Schritt ist möglich, der nicht von einem hellen Klingeln begleitet wird.

"Diese Leidenschaft habe ich von Kindheit an", erzählt Zink. Intensiviert habe sich seine Sammellust Anfang der 1970er Jahre. Damals brachten ihm seine Frau und sein Sohn eine Glocke als Geschenk aus den Ferien mit. "Andere sammeln Briefmarken, ich sammle eben Glocken", sagt Zink.

Auch Michael Zinks Frau Erika hat an den Glocken Gefallen gefunden. "Wenn ich mal ein Geschenk für ihn brauche, ist es einfach: eine Glocke", sagt sie. Das Lieblingsstück von Michael Zink ist ein solches Geburtstagsgeschenk seiner Frau – ein besonders großes, lautes Exemplar. "Den Wert einer Glocke erkennt man an ihrem Klang. Je länger der anhält, desto wertvoller ist sie", sagt Zink.

Er ist froh über seine große Sammlung. Neuanschaffungen sucht er mit Bedacht aus. Verkaufen will Zink aber keine seiner Glocken. "Ich liebe sie alle", sagt er.