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Region um Bernburg am schlimmsten betroffen / Einwohner beginnen mit Aufräumarbeiten Unwetter fordert ein Todesopfer und verursacht Schäden in Millionenhöhe

13.09.2011, 04:41

Ein Todesopfer und immense materielle Schäden hat das Unwetter vom Sonntagabend in Sachsen-Anhalt hinterlassen. Ein Dachziegel erschlug eine Frau, Hunderte Häuser wurden beschädigt. Das ganze Ausmaß steht noch nicht fest, doch die Schäden gehen in die Millionen.

Magdeburg (dpa). Das verheerende Unwetter in Sachsen-Anhalt hat ein Menschenleben gekostet und eine Schneise der Verwüstung mit Millionenschäden hinterlassen. Eine 51 Jahre alte Frau wurde in Bernburg (Salzlandkreis) von einem Dachziegel erschlagen, wie die Polizei in Magdeburg gestern mitteilte. Ein Verwandter hatte sie auf dem Grundstück entdeckt. Der Notarzt konnte nur noch den Tod feststellen.

Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) hat gestern Morgen das am stärksten betroffene Gebiet im Raum Bernburg (Salzlandkreis) besucht, um sich ein Bild zu machen und erste Maßnahmen in die Wege zu leiten. Haseloff forderte mehrere Ministerien auf, auf der heutigen Kabinettssitzung zu berichten. Dann sollen weitere Schritte folgen.

Nach ersten Angaben von Bernburgs Oberbürgermeister Henry Schütze (parteilos) hat das Unwetter allein an Gebäuden der Region einen Schaden von 70 Millionen Euro angerichtet. 700 Häuser seien betroffen.

In der Region um Bernburg (Salzlandkreis) hatte das Unwetter am schwersten gewütet. Eine Windhose war durch die Ortschaften Peißen, Preußlitz und Cörmigk gefegt. Hagelkörner, so groß wie Hühnereier, und der Sturm hatten bis zu 80 Prozent der Dächer nach Behördenangaben abgedeckt.

Eine Gesamtschadenshöhe für das Land jetzt zu nennen, wäre unseriös, sagte Stahlknecht. "Das gucken wir uns in Ruhe an", sagte er bei einem Besuch des Krisenstabes in Bernburg. Er wollte sich auch noch nicht dazu äußern, inwieweit das Land möglicherweise finanziell helfen könne. Stahlknecht dankte den Helfern für ihren unermüdlichen Einsatz sowie den Menschen in den betroffenen Ortschaften für ihre Hilfe untereinander. "Da können wir stolz sein", sagte der Minister.

Nach dem ersten Schrecken begannen die Menschen gestern mit den Aufräumarbeiten. Die Feuerwehr deckte Dächer mit Folie notdürftig ab, weitere Keller wurden ausgepumpt. Die Handwerkskammer Halle richtete einen Krisenstab ein. Er soll den Einsatz der Betriebe für den Wiederaufbau koordinieren, wie die Kammer mitteilte. Angesprochen seien Dachdecker, Tischler, Glaser und Gerüstbauer.

Die A 14 zwischen Könnern und Bernburg wurde wieder freigegeben, es gibt allerdings Geschwindigkeitsbegrenzungen. "Die kompletten Aufräumungsarbeiten werden sich noch einige Tage hinziehen", sagte Verkehrsminister Thomas Webel (CDU) bei einem Besuch der Autobahnmeisterei Plötzkau. Die A 14 musste gesperrt werden, weil Geröll- und Schlammlawinen die Fahrbahn überflutet hatten.

Mehrere Autos wurden von den Erdmassen eingeschlossen, Insassen harrten auf den Dächern von Fahrzeugen aus. Die Feuerwehr musste mit Schlauchbooten fünf Menschen retten. Für die Räumung der Autobahn setzte die Polizei auch einen Schneepflug ein.

Umgestürzte Bäume und herumfliegende Äste kappten zahlreiche Freilandleitungen und sorgten für Stromausfälle, wie eine Sprecherin des Stromversorgers enviaM in Chemnitz mitteilte. 9500 Kunden in Brandenburg und Sachsen-Anhalt waren in Spitzenzeiten betroffen. Im Laufe des Montags konnten zahlreiche Kunden wieder an das Netz geschaltet werden, wie es hieß. 290 Haushalte in Könnern und Köthen waren noch ohne Strom. Im Laufe des Tages sollten die Schäden behoben sein.

In mehreren Orten der Landkreise Anhalt-Bitterfeld und Mansfeld-Südharz musste die Feuerwehr vollgelaufene Keller auspumpen. In Riestedt floss erneut Schlamm in den Ort. Grundstücke waren aber nicht betroffen. Die provisorischen Schutzwälle aus Sandsäcken hatten gehalten.