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Sachsen-Anhalts Kreise wappnen sich für Risiko-Status

Nach dem Jerichower Land ist nun auch der Burgenlandkreis Corona-Risikogebiet. Jeder scheint mit den steigenden Zahlen anders umzugehen: Einige Kreise verschärfen die Regeln früher als verabredet - andere wollen sie gar nicht ändern.

21.10.2020, 23:01

Magdeburg/Halle/Naumburg (dpa/sa) - Lange war Sachsen-Anhalt ein weißer Fleck auf den Warnkarten, nun häufen sich auch an Elbe und Saale die Risikogebiete.

Nachdem der Landkreis Jerichower Land bereits am Mittwoch den festgelegten Wert von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche überschritt, erreichte am Donnerstag mit dem Burgenlandkreis die nächste Region die kritische Marke. Der Wert der Neuinfektionen pro Woche und 100 000 Einwohner habe am Donnerstag 52,6 erreicht, teilte der Kreis mit. Demnach registrierte der Kreis im Süden Sachsen-Anhalts am Donnerstag 19 neue Fälle des Coronavirus.

Die Landesregierung registrierte seit Mittwoch 149 Neuinfektionen, die Sieben-Tage-Inzidenz lag damit landesweit bei 24,83. Die Zahlen des Landes sind allerdings wegen der komplizierten Meldeketten zwischen Kreisen und Land nie ganz aktuell. Nachdem im Frühjahr viele Infektionen noch auf Ausbrüche, also viele Infektionen an einem Ort, zurückzuführen waren, sind die aktuellen Infektionen nach Angaben aus den Kreisen deutlich verstreuter, was die Ermittlung der Infektionswege erschwert.

Bund und Länder hatten sich vergangene Woche darauf geeinigt, die Corona-Regeln in Kreisen mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von mehr als 50 zu verschärfen, erste Schritte sollen schon ab einem Wert von 35 eingeleitet werden. Solange die jeweilige Landesregierung das, wie in Sachsen-Anhalt, noch nicht in Landesrecht umgesetzt hat, ist das nicht rechtlich bindend. Der Landrat des Burgenlandkreises, Götz Ulrich, hatte angesichts steigender Infektionszahlen jedoch bereits am Freitag vergangener Woche und am Mittwoch erneut strengere Regeln erlassen. So gelten etwa schärfere Vorschriften für private Feiern.

Die Feiern standen auch im Jerichower Land im Mittelpunkt, Landrat Steffen Burchhardt (SPD) setzte die Höchstzahl für Teilnehmer an allen Feiern in dem flächengroßen aber bevölkerungsschwachen Landkreis östlich von Magdeburg noch am Mittwoch herunter.

In Halle wollte Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos) nicht warten, bis die die Corona-Ampel bei einem Wert von mehr als 50 auf Rot springt und verhängte bereits zum Donnerstag schärfere Regeln. Die Stadt meldete am Donnerstag eine Sieben-Tage-Inzidenz von 44. "Dies ist die höchste Inzidenz, die wir in Halle bisher zu verzeichnen hatten" sagte Wiegand. "Das Infektionsgeschehen weitet sich nach wie vor aus".

In der rund 238 000 Einwohner zählenden Stadt gilt seit Donnerstag eine verschärfte Maskenpflicht vor allem in der Altstadt. Sein Eindruck sei, der Großteil der Menschen halte sich daran, sagte Wiegand. Das Ordnungsamt weise die Menschen zunächst auf die Maskenpflicht hin. Ab Freitag seien bei Verstößen Bußgelder fällig.

Wiegand kündigte verstärkte Kontrollen zur Einhaltung der Verordnungen zur Eindämmung der Pandemie an, darunter auch des in Halle geltenden Verbots von Partys auf öffentlichen Plätzen. In der Stadt wurden am Donnerstag 21 Corona-Neuinfektionen gemeldet. Insgesamt lag die Zahl der Corona-Fälle bei 175. Seit Beginn der Pandemie haben sich nachweislich 705 Menschen mit dem Coronavirus infiziert. 516 Menschen gelten als genesen, 14 Menschen sind an oder mit einer Covid-19-Erkrankung gestorben, wie die Stadt mitteilte.

Deutlich anders geht die Landeshauptstadt Magdeburg mit den steigenden Infektionszahlen um. Zwar lag die Sieben-Tage-Inzidenz am Donnerstag bei 36 und damit deutlich unter dem Risiko-Status. Oberbürgermeister Lutz Trümper (SPD) rechnet dennoch damit, dass Magdeburg die 50er Marke in den kommenden Tagen überschreitet. Neue Regeln wolle er dennoch nicht erlassen, sagte Trümper am Donnerstag.

Enge Gassen, wie in Halle, gebe es in Magdeburg gar nicht. Auch gebe es keine Hinweise auf Infektionen aus Kneipen oder Restaurants. Weder eine schärfere Maskenpflicht noch eine Sperrstunde seien daher sinnvoll für die Elbstadt. Außerdem mache es keinen Sinn, jetzt noch neue Regeln zu formulieren, da die Landesregierung am kommenden Dienstag ohnehin eine neue Landesverordnung beschließen werde. Trümper rief die Landesregierung auf, die Beschlüsse der Bund-Länder-Runde von voriger Woche umzusetzen. Dann würden bundeseinheitliche Regeln gelten und nicht in jedem Kreis andere.

In fast allen der 14 Stadt- und Landkreise ist die Sieben-Tage-Inzidenz in den vergangenen Tagen gestiegen. Am Donnerstag meldete etwa Mansfeld-Südharz 16 neue Ansteckungen. Um den kritischen 50er-Wert zu erreichen, würden in dem Landkreis mit rund 140 000 Einwohnern schon 10 Infektionen pro Tag in einer Woche genügen. Der Salzlandkreis warnte am Donnerstag, dass er mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von 32,9 kurz vor der Marke von 35 stehe. Auch im Salzlandkreis gehen die Infektionen nicht auf große Ausbrüche, sondern viele, verteilte Ansteckungen zurück. "Die vergangenen Tage haben gezeigt, dass sich das Virus im gesamten Landkreis befindet", sagte Landrat Markus Bauer (SPD) und warnte vor weiteren Einschränkungen, sollten die Werte weiter steigen.