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Standort der Kirche des Klosters Neuwerk in Halle entdeckt

Spekulationen zum Standort der Kirche des Klosters Neuwerk in Halle gab es immer wieder. Jetzt wurde er bei Grabungen tatsächlich gefunden.

Von Thomas Schöne, dpa 28.05.2020, 13:43

Halle (dpa/sa) – Archäologen haben bei Grabungen im Botanischen Garten in Halle die Reste der einstigen Kirche des Augustinerchorherren-Stiftes Kloster Neuwerk entdeckt. "Die freigelegten Fundamentreste und die anschließenden Ausbruchsgruben lassen die südliche Seitenapsis und Teile der Hauptapsis eines großen Kirchenbaus erkennen. Es sind zweifelsfrei die letzten verbliebenen Spuren der Kirche des Klosters Neuwerk", sagte Projektleiterin Caroline Schulz am Donnerstag. "Die Entdeckung des Standortes der Kirche ist eine archäologische Sensation, die über die stadtgeschichtliche Relevanz hinaus geht." Bislang war der Standort unbekannt und wurde näher an der Saale vermutet.

Zudem kamen 117 Gräber von Männern, Frauen und Kindern aus der Zeit des Mittelalters zutage. In einem Grab lagen mehrere Münzen des Herzog Bernhards von Sachsen-Wittenberg aus der Zeit zwischen 1183 und 1212. In der Herzgegend eines der Skelette in unmittelbarer Nähe der Kirche lag ein Eisenobjekt. Ein Kindergrab enthielt neben dem Kopf ein zusammengefaltetes Bleitäfelchen mit Inschrift. "Nach dem mittelalterlichen Volksglauben hatte Blei magische Kräfte und die christlichen Beschwörungstexte sollten Unheil abwehren", sagte Schulz.

Das Augustinerstift auf Bergsporn oberhalb der Saale in Halle wurde 1116 gegründet, die Kirche 1124 geweiht. Bis zur Auflösung in der Reformationszeit war es das mächtigste Kloster im Süden des Erzbistums Magdeburg. Eine Siegeldarstellung zeigt eine viertürmige, romanischen Kirche mit Portal und rundbogigen Fenstern.

Im Vorfeld des Neubaues eines Herbariums der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg im Botanischen Garten konnten auf der rund 400 Quadratmeter großen Grabungsfläche Besiedlungsspuren bis in die späte Bronzezeit vor 2900 Jahren nachgewiesen werden. "Pfosten- und Siedlungsgruben sowie Keramikfunde deuten auf eine dörfliche Ansiedlung der Salzwirker", sagte Schulz. 

Landesmuseum Halle