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Fußball Wie auf Schienen zum Erfolg

Der Haldensleber SC feiert in diesem Jahr sein 110-jähriges Bestehen.

Von Christian Meyer 14.05.2020, 05:00

Haldensleben l  Zusammen mit Rainer Schütte wirft die Volksstimme in loser Folge einen Blick in die wechselhafte Geschichte des Vereins.

Im zweiten Teil der Serie werden die Spielstätten der Neuhaldensleber Vereine vor dem zweiten Weltkrieg und die Erfolge der späteren BSG Lok Haldensleben nach Gründung der DDR näher beleuchtet.

Wie schon berichtet, galt in den Anfangsjahren des Neuhaldensleber Fußballs der Gänseanger und die Masche als Spielstätte. Aber innerhalb der Stadt war an der Lindenallee ab 1919 für Konkurrenz gesorgt. Im Ortsteil Althaldensleben, im Volksmund auch bekannt als „0lln“, hatte sich der„Sportclub Althaldensleben“ gegründet. Der Bekanntheitsgrad dieses Vereins über die Stadtgrenzen hinaus erhöhte sich dann ab dem Jahr 1945 mit der Umbenennung zur Betriebssportgemeinschaft „Traktor“ Haldensleben. In der Saison 1959/1960 schaffte die Mannschaft den Auftstieg in die Bezirksliga.

Hervorragende Fußballer prägten da bereits über sehr viele Jahre das Fußball-Niveau in der Stadt. In Neuhaldensleben hatte es sich im Jahr 1920 zwischenzeitlich erforderlich gemacht, eine neue Sportplatzanlage zu schaffen, um einen ordnungsgemäßen Sportbetrieb durchführen zu können. Bei der Suche nach einem geeigneten Platz kam man zunächst auf die Gärten hinter der Masche, vor Herzogs Festsälen gelegen. Die Flächenmaße erwiesen sich jedoch als zu klein.

Das Mitglied Wilhelm Ebeling war es, der den Fingerzeig auf den Platz an der Schützenstraße gab und zunächst die Vorverhandlungen aufnahm. Nachdem die finanziellen und baulichen Dinge geklärt waren, wurde in der Mitgliederversammlung vom 27. August 1920 im Saal des Hotels „Zum goldenen Stern“ der Beschluss gefasst, im Oktober mit dem Bau zu beginnen.

Riesige Erdmassen mussten in unzähligen Freistunden bewältigt werden. Ein Vereinsheim und eine Tribüne mit den für den Sportbetrieb erforderlichen Unterkunftsräumen wurden geschaffen. Im Jahr 1930 wurde das neu erbaute Clubheim bedeutend erweitert und verfügte dann neben dem Restaurant noch über ein Café und ein Sitzungszimmer.

Was die jüngeren Haldensleber Generationen nicht wissen können, zeigt ihnen die noch im Original vorhandene Skizze mit genauer Lage des Platzes an der Ecke Schützenstraße/Warmsdorferstraße. Die Arbeiten wurden im Frühjahr so weit fertiggestellt, dass die Einweihung am 8. Mai 1921 durch den Ersten Bürgermeister Bone mit folgenden Worten erfolgte: „Mit dem heutigen Tag erfüllt sich der sehnlichste Wunsch aller unserer Mitglieder. Unsere selbstgeschaffene Sportanlage können wir heute einweihen und in die Freude mischt sich der Stolz, sie unser Eigen nennen zu können. Ausdauernde, unermüdliche Tätigkeit, Opferwilligkeit von Freunden und Mitgliedern des Vereins und dem Entgegenkommen der Behörden ermöglichten diesen Erfolg. Nicht alles ging bei der Herstellung nach Wunsch. Umso mehr zeigte die Anlage bereits, was sportlicher Geist und Energie trotz mancher Widerstände zu leisten vermag“.

Es gab einen Festumzug von der Masche durch die Stadt zum neuen Sportplatz. Mit der Einweihung des Platzes waren die üblichen sportlichen und geselligen Veranstaltungen verbunden.

Durch die Auflösung des SV „Friesen Wacker“ im Jahr 1933 sah sich der Verein vor die Frage gestellt, was mit dem zweiten Sportplatz werden sollte, nachdem die Gewähr dafür vorhanden war, dass in Neuhaldensleben in Zukunft nur noch ein Verein bestehen sollte. Nach reiflichen Überlegungen wurde daher der Entschluss gefasst, den Sportplatz an der Schützenstraße aufzugeben und den Platz an der „Flora-Promenade“ (Jahn-Allee) zu übernehmen. Das dort vorhandene Clubhaus wurde räumlich noch bedeutend erweitert, so dass es allen Anforderungen entsprach.

Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges wurde der „SC Viktoria 1910“ e.V. Neuhaldensleben auf Betreiben der sowjetischen Besatzungsmacht aufgelöst.

Anschließend führte kurzzeitig die SG Haldensleben den Sportbetrieb weiter, bis sie 1948 von der Betriebssportgemeinschaft des Bahnbetriebswerkes der Deutschen Reichsbahn in Haldensleben übernommen wurde. Nach einigen An- fangsschwierigkeiten gab es dann in kürzester Zeit zwölf Sektionen. Zu den bereits ansässigen Fußballern und Leichtathleten gesellten sich alsbald die Sektionen Handball, Kegeln, Wassersport, Boxen, Federball, Tischtennis, Radsport, Billard, Schach und Motorrennsport. Mit der Deutschen Reichsbahn als Trägerbetrieb im Rücken und gewissen Anfangsschwierigkeiten, ließen auch unter neuem Namen die sportlichen Erfolge nicht lange auf sich warten.

Als Spielstätte galt weiterhin der Sportplatz an der Flora-Promenade. Sonntag für Sonntag verfolgten Tausende von sportbegeisterten Menschen das Sportgeschehen in der ganzen Welt. Dominierend hierbei war ohne Zweifel das Interesse am Spiel mit dem runden Lederball auf den Fußballfeldern.

Warum sollte es im Kreis Haldensleben anders gewesen sein? Unzählige Fußballanhänger verfolgten zum Beispiel in der Saison 1952/1953 die Spiele der Bezirksklasse, Staffel 1 und waren gespannt, welche BSG zur Bezirksliga aufsteigen würde. Nach einem aufregenden und bis zum Schluss spannenden Verlauf gelang es der BSG Lok, sich mit drei Punkten Vorsprung vor Dynamo Magdeburg die Staffelmeisterschaft und damit verbunden den Aufstieg in die Bezirksliga Magdeburg zu sichern.

Die fünfziger Jahre blieben für die Lok-Mannschaften sehr erfolgreich, denn sie standen weiterhin unter Dampf. Den größten Triumph in der bisherigen Vereinsgeschichte sollte die Saison 1957 bringen. Die 1. Männermannschaft kickte in der Bezirksliga Magdeburg. Langsam näherten sich die Punktspiele dem Ende zu. Die Liga war überrascht und sprach mit Hochachtung von den Leistungen der Haldensleber. Von Anfang an stand die Mannschaft mit an der Tabellenspitze und hatte sich nicht verdrängen lassen, bei einer sehr positiven Auswärtsbilanz.

Im Vorfeld hochgehandelte Teams wie Chemie und Motor Schönebeck, Motor Oschersleben und auch Turbine Magdeburg wurden besiegt und auf die Plätze verwiesen. Die von Trainer Horst Dürr betreute Mannschaft verfügte neben Kampfkraft auch über ein gutes Maß an technischen Mitteln. Die für die Liga bekanntesten und stärksten Stützen dieser Elf waren wohl Mittelverteidiger Werner Konrad, Außenläufer Günther Frischmuth sowie die Stürmer Richard Zimmermann und Peter Heuer.

Hinter Staffelsieger Einheit Burg und Lok Halberstadt gelang der Elf der Aufstieg in die 2. DDR-Liga (Staffel 3), nach der DDR-Oberliga und der 1. DDR-Liga die dritthöchste Spielklasse im Fußballverband der DDR. 1958 startete diese Liga in fünf Staffeln. Dieser Aufstieg fiel in die Zeit der sogenannten Übergangsrunden die über sechs Jahre (1955-1960) ausgetragen wurden.

Übergangsrunden deshalb, weil die Meisterschaft ab 1955 nach sowjetischem Vorbild an das Kalenderjahr angeglichen wurde und deswegen die Zeit zwischen dem Saisonende 1954/55 und dem Beginn der neuen Saison im Frühjahr 1956 überbrückt werden sollte. Es wurden lediglich 13 Spieltage ausgetragen. Ab 1962 wurde wieder im Herbst-Frühjahr-Rythmus gespielt. Die BSG „Lokomotive“ Haldensleben stieg 1958 als Vorletzter gleich wieder ab.