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Baseball Wie der US-Sport nach Magdeburg kam

Wer einmal von den Poor-Pigs-Baseballern gehört hat, der vergisst sie so schnell nicht wieder.

Von Kevin Gehring 02.04.2020, 04:00

Magdeburg l Dass sich das typisch US-amerikanische Schlagballspiel in Sachsen-Anhalts Hauptstadt so festsetzen würde, daran war im April 1994 wirklich nicht zu denken. Vier Austauschstudenten aus den Vereinigten Staaten brachten den Sport damals mit nach Magdeburg. An der Otto-von-Guericke-Universität führten sie im Rahmen des Hochschulsports den Kurs „Baseball/ Softball“ ein und machten Studenten mit dem Spiel vertraut. Über 50 Teilnehmer zählte das erste Baseball-Training in der Magdeburger Sportgeschichte.

Zu den Interessenten der ersten Stunde gehörte seinerzeit auch Thomas Rochel, der noch heute als Vereinsvorsitzender der Poor Pigs fungiert. „Die Amerikaner waren nach einem Semester wieder weg, aber der Baseball blieb trotz seiner Höhen und Tiefen bis heute hier“, blickt Rochel zufrieden auf die inzwischen 26-jährige Geschichte.

Angefangen hat es damals ohne große Kenntnisse oder Mittel. „Wir waren alle Studenten, hatten keine Ahnung vom Sport und keine richtige Ausrüstung“, erinnert sich Rochel an die Anfänge zurück. Aus dieser Zeit stammt auch der Name, den die Baseballer noch heute tragen: „Wir waren, wie man so schön sagt, im wahrsten Sinne des Wortes arme Schweine.“

Ab 1995 nahmen die „Poor Pigs“ als vorerst einzige ostdeutsche Uni-Vertretung jährlich an der Hochschulmeisterschaft, der sogenannten College Series, teil. „Wir waren zwar nie das beste, dafür aber immer das lustigste Team“, blickt Rochel nur zu gerne zurück.

Über die Zeit wurden auch immer mehr Nicht-Studenten auf den Sport aufmerksam. „Die Veranstalter der College Series haben dann genauer auf die Studentenausweise geschaut. Weil wir aber unbedingt weiter spielen wollten, haben wir uns dazu entschieden, uns unabhängig von der Universität aufzustellen“, erklärt Rochel.

Genau zur richtigen Zeit, wie sich herausstellte: „Im selben Jahr hat sich der Mitteldeutsche Baseball- und Softballverband gegründet. Wir waren eines der Gründungsmitglieder und konnten so einem geregelten Ligabetrieb nachgehen.“

Seitdem haben die Poor Pigs im Ligaalltag eine ganze Menge erlebt. „Von Spielzeiten mit nur Niederlagen bis hin zu Spielzeiten mit ausschließlich Siegen war wirklich alles dabei“, zeigt Rochel die große Bandbreite auf.

Auch vom einstigen Bild der „armen Schweinchen“ ist abgesehen vom Namen nicht viel geblieben. Zum einen, weil das einst in der Kneipe erdachte Logo mit der Abbildung eines Baseball spielenden Schweines weichen musste. Viel mehr aber, weil man bei den Poor Pigs heute sehr wohl weiß, was man macht und im großen Gegensatz zur Anfangszeit auch über entsprechende Mittel verfügt.

Besonders stolz sind die Magdeburger Baseballer auf ihren „Ballpark“ auf der Anlage des Westerhüsener Tonschachtes, für den sich die Poor Pigs um Rochel lange Jahre eingesetzt haben. „Unsere Anlage sucht im Osten Deutschlands ihresgleichen. Wir haben bei uns schon Turniere mit Nationalspielern und Mannschaften aus der ganzen Republik veranstaltet. Viele unserer Gäste haben beim Blick auf unser Areal nur gestaunt“, berichtet der Vorsitzende stolz.

Auch das trug dazu bei, dass sich die Magdeburg Poor Pigs in den vergangenen 26 Jahren einen Namen in ganz Deutschland gemacht haben. Einen Namen, der hoffentlich auch in der Zukunft noch lange mit gutem Baseball und einer Menge Spaß verbunden sein wird.