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Fußball Altmark-Clubs im „Panini“-Heft

Vor 90 Jahren spielten jedes Jahr noch hunderte Fußballclubs in einer Saison um die Deutsche Meisterschaft.

Von Marco Heide 04.06.2020, 08:00

Salzwedel l Der Salzwedeler Sammler Ingo Drechsel besitzt ein Heft mit den Wappen aller Teams der Saison 1930/31 auf Zigarettenbildchen.

Der Fußball ist in Deutschland streng hierarchisch strukturiert. Zwischen der 1. Bundesliga und der Kreisklasse liegen Welten. Das war nicht immer so. Altmärkische Vereine wie der SV Immekath, der SC Arendsee sowie der FC 09 und Eintracht Salzwedel spielten vor 90 Jahren zumindest theoretisch jedes Jahr mit um die Deutsche Meisterschaft. Die Wappen dieser Club klebten damals in Sammelalben von Fußballfans von Freiburg bis Königsberg. Eines dieser Hefte nennt Sammler Ingo Drechsel aus Salzwedel sein Eigen.

Der Hansestädter besitzt ein komplettes Album, das die Berliner-Zigarettenfabrik „Kurmark“ zur Saison 1930/31 herausgebracht hat. 645 Bildchen sind in dem Heft eingeklebt. Diese Bilder lagen den Zigarettenpackungen der Firma bei. Auf den Bildern sind nicht nur die Wappen der Clubs abgebildet. Der Hintergrund soll die Trikot- und Hosenfarbe darstellen. Die obere Hälfte des Hintergrunds steht für das Jersey, der untere Teil für die Hose. Andersfarbige Kragen- und Ärmelaufschläge sind ebenfalls dargestellt.

In dem Album wird auch der Spielmodus um die Deutsche Meisterschaft erläutert - und der ist nicht ansatzweise mit dem heutigen Ligaspielbetrieb vergleichbar. Vor 90 Jahren gab es sieben Landesverbände. Diese schickten ihre Vertreter zu einem finalen Turnier um den Landes-Titel. Jeder Verband handhabte das Ausspielen dieser Vertreter unterschiedlich.

Die altmärkischen Clubs gehörten zum Mitteldeutschen Verband. Diese Vereinigung ermittelte zunächst 22 Gaumeister. Auf dem heutigen Gebiet der Altmark existierten in der Spielzeit 1930/31 die Gauliga Altmark mit der separaten Jeetze-Staffel. Die Gau-Meister spielten dann nach dem Pokalsystem den Verbandsmeister aus. Der Sieger war für die Deutsche Meisterschaft qualifiziert. Außerdem spielten alle Mitteldeutschen Teams um einen Verbandspokal. Dessen Gewinner sicherte sich ebenfalls einen Startplatz beim Deutschen Meisterschaftsfinale.

Ein Blick auf die altmärkische Liga: Es gab die Gauliga Altmark und die Jeetze-Staffel, die nur teilweise nach geografischen Maßstäben eingeteilt waren. Tendenziell kristallisiert sich eine Einteilung in Altmark Ost und Altmark West heraus. Lediglich der VfL Gardelegen spielt heute in einem anderen Gebiet. Was aber auffällt: In beiden Staffeln kickten Vereine aus Wittenberge. Das wäre heute ausgeschlossen. Gleiches gilt für den SV Wustrow (Wendland).

Die Gauliga Altmark existierte von 1910 bis 1933. Von 1923 bis 1930 gab es außerdem die Jeetze-Gauliga, die ab der Saison 1930/31 als Jeetze-Staffel in die Gauliga Altmark integriert wurde. Von 1933 bis 1944 war auf dem Gebiet des heutigen Sachsen-Anhalt und Thüringen die Gauliga Mitte die höchste Spielklasse, in der die altmärkischen Clubs aber keine Rolle spielten.