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Handball Ein neuer Impuls für das große Ziel

Der HV Rot-Weiss Staßfurt hat auf die Negativserie reagiert und sich von Coach Uwe Werkmeister getrennt. Neuer Trainer ist Sven Liesegang.

Von Dennis Uhlemann 17.11.2017, 23:01

Plauen/Staßfurt l Es wurde sehr emotional am Donnerstagabend in der Merkewitz-Halle. Die Spieler des HV Rot-Weiss Staßfurt hatten sich versammelt, weil ihnen Präsident Patrick Schliwa etwas mitzuteilen hatte. „Wir waren gezwungen zu reagieren“, fiel es ihm sichtlich schwer, die Entscheidung zu verkünden. Uwe Werkmeister ist nicht mehr länger Trainer des Tabellenletzten der Mitteldeutschen Oberliga.

Ausdrücklich betonte Schliwa, dass es nicht nur an Werkmeister liegt, dass die Staßfurter in dieser schwierigen Situation stecken. „Er hat zweieinhalb Jahre emotional alles gegeben und wir werden ihn in guter Erinnerung behalten“, huldigte der Präsident Werkmeister, der bei diesem Treffen auch dabei war. Doch apropos Emotionen: Auch der scheidende Coach war sehr aufgewühlt und fand kaum Worte.

Bereits am Dienstag hatte Schliwa ihn in Kenntnis gesetzt. Er war sehr traurig, zeigte sich aber auch verständnisvoll. Wer so viel Herzblut in seine Aufgabe steckt wie Uwe Werkmeister, der verdaut so eine Nachricht nicht ohne Weiteres. „Es ist ihm sehr nahe gegangen. Und einigen Spielern auch“, berichtet der Kapitän des Teams, Sebastian Retting. „Er hat uns schon noch erreicht“, betont der Rückraumspieler. „Wir sind menschlich super ausgekommen. Aber manchmal ist auch eine Veränderung nötig.“ Und so ein Trainerstuhl wackelt im Sport dann immer am schnellsten.

Doch wie kam es dazu, hatte Schliwa bei einem ähnlich schlechten Lauf im Vorjahr doch noch am Coach festgehalten? „Damals hatte ich noch das Gefühl, der Trainer und die Spieler können das Ruder herumreißen“, so Schliwa, der mit dem Klassenerhalt auch die Bestätigung dafür bekam. „Aber das Gefühl hatte ich dieses Mal nicht mehr. Es war eine Resignation, die Mannschaft hat sich teilweise selbst aufgegeben.“

Und gerade deshalb sah sich der Vorstand eben gezwungen. „Wir wollen neue Impulse setzen“, so Schliwa. Und die Verpflichtung von Sven Liesegang schlägt zweifelsohne hohe Wellen. Mit dem 48-Jährigen kommt ein ehemaliger Spieler des SC Magdeburg nach Staßfurt. Einer, der zwei Pokalsiege, zwei Meisterschaften und sogar den Gewinn der Champions League in seiner Vita stehen hat. In 293 Spielen für den SCM erzielte er 591 Tore.

Der gesamte Verein freut sich auf den neuen Coach. „Das ist Wahnsinn. Er ist der richtige Mann. Er ist wirkungsvoll impulsiv und wird die Mannschaft sicher erreichen“, so Mario Kutzer, der Trainer der zweiten Mannschaft. Auch der Präsident verspricht sich sehr viel vom neuen Übungsleiter. „Er bringt die nötige Ruhe und Fachkompetenz mit.“ Hallensprecher Oliver Walther sieht Liesegang als eine „Autoritätsperson“ und er merkt positiv an, dass der Coach das Staßfurter Umfeld kennt. Er trainierte schon Anhalt Bernburg, den Glinder HV „Eintracht“ und bis September 2016 auch den HC Einheit Plauen, mit dem er auch in Staßfurt zu Gast war.

Doch wie kam es zur Verpflichtung? Der ein oder andere aufmerksame Zuschauer hat Liesegang sicher schon beim vergangenen Heimspiel gegen Burgenland bemerkt. Der 48-Jährige nahm als Zuschauer auf der Tribüne Platz. Waren das schon die Vorboten für die Verpflichtung? Laut Schliwa nicht. Auch der Präsident hatte den Coach erst an diesem Tag bemerkt.

Nach der bitteren 24:31-Niederlage hatte er sich am Sonntag dann telefonisch bei Liesegang gemeldet, am Montag kam es zum persönlichen Treffen, am Dienstag stand der neue Coach fest. „Er war sofort interessiert und hat zugesagt“, so Schliwa. Liesegang hat sich beruflich verändert, arbeitet seit kurzem bei der Lebenshilfe Magdeburg.

Und dieser Beruf spannt ihn an den kommenden beiden Wochenenden noch ein. Deshalb übernimmt für die Spiele gegen Plauen/Oberlosa und Glauchau/Meerane interimsmäßig noch Enrico Lampe. Der verletzte Mittelmann übernahm bereits die Trainingseinheit am Donnerstag. Aber auch Liesegang ist später noch hinzugestoßen und es kam zum ersten Gespräch mit dem Team.

Retting, Oliver Jacobi und Andreas Stops, der weiterhin Co-Trainer bleibt, drei der Ur-Staßfurter, hatten nach einer Mannschaftsbesprechung noch Einzelgespräche mit dem Coach. Und Retting weiß: „Er wird uns mehr fordern.“ Es ist die Einführung eines Athletik-Tags geplant. Zudem will der neue Trainer aber auch die „Lockerheit wieder in das Team“ bekommen. Mit seinem Stellvertreter Enrico Lampe tauschte sich der ehemalige SCM-Spieler ebenfalls aus.

Auch die „Übergangslösung“ Lampe findet Retting gut: „Er kennt uns alle und erreicht uns gut. Er ist sehr emotional und wird uns heiß machen vor dem Spiel.“ Und das wird heute Abend um 19 Uhr beim Auswärtsspiel gegen den SV Plauen/Oberlosa auch nötig sein. Denn Retting kann sich kaum daran erinnern, „wann wir da mal zuletzt gepunktet haben“.

Schon in der Vorsaison gingen beide Spiele gegen die Sachsen verloren. Aber sowohl für die Spiele gegen Plauen/Oberlosa als auch für die aktuelle Situation gilt für den Kapitän: „Irgendwann müssen wir ja mal anfangen zu punkten. Wir haben nichts zu verlieren.“ Als Tabellenletzter kann es für den HV Rot-Weiss Staßfurt nur nach oben gehen.