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Rudern Keine Lust auf Haifischbecken

Marcel Hacker vom SCM will zum zehnten Mal deutscher Meister im Einer werden, schließt aber einen Olympia-Start in diesem Boot aus.

Von Daniel Hübner 12.02.2016, 08:30

Magdeburg l Marcel Hacker hat neulich in Ratzeburg seinen Magen-Darm-Trakt auf eine sehr harte Probe gestellt. Nach seinem Ergometer-Wettkampf über 6000 Meter in neuer Bestzeit (18:30 Minuten) rollte er seinen Körper vom Gerät und hielt sich danach auf allen Vieren in der Nähe der blauen Tüte auf, die sein Heimtrainer Roland Oesemann sicherheitshalber bereithielt.

Die Szene, die sich am letzten Januar-Freitag zugetragen hat, bestätigt das Fazit Oesemanns zur Leistung seines Ruderers vom SC Magdeburg: „Marcel hat gekämpft, wie ich es lange nicht gesehen habe.“ Immerhin kämpft der Routinier Hacker um die Teilnahme an seinen fünften Olympischen Spielen.

Das erste Mal, dass Hacker kollabierte und sich von Unrat im Magenbereich befreite, war während des Frühtests in der Olympia-Saison 1996. Damals in Duisburg, als sich Hacker auf dem Wasser über 2000 Meter ins Ziel quälte und letztlich die Spiele in Atlanta (USA) verpasste. „Da habe ich viel Lehrgeld gezahlt als junger Athlet“, sagt Hacker lachend. „Seither nehme ich am Morgen vor dem Rennen keine Milchprodukte mehr zu mir.“ In Ratzeburg allerdings war es die völlige Verausgabung des 38-Jährigen. Um 18 Sekunden hatte er seinen Rekord verbessert. Er belegte Platz zwei hinter Stephan Krüger (Rostock/18:23), seinem Doppelzweier-Partner der vergangenen Saison.

Hacker ist jetzt am Lago Azul in der Nähe von Lissabon (Portugal), wo alle Skuller des Deutschen Ruderverbandes zum ersten Mal überhaupt ihr Trainingslager abhalten. 15 Grad Celsius sorgen für Frühlingsgefühle, allerdings regnet es schon die ganze Woche. Es wird zudem ein Trainingslager in Sevilla (Spanien) folgen, ehe mit dem Langstreckentest am 3. April in Leipzig der Startschuss zur Entscheidung für oder wider Rio gegeben wird. Und diese Entscheidung fällt letztlich beim Kleinboottest, zugleich die deutschen Meisterschaften, am 16./17. April auf dem Fühlinger See in Köln.

Was man wiederum relativieren muss: Der Doppelvierer für Rio ist bereits mehr oder weniger gefunden. Oder wie Hacker sagt: „Der ist eigentlich dicht.“ Karl Schulze, Philipp Wende, Lauritz Schoof sowie Tim Grohmann oder Hans Gruhne heißen die Kandidaten, die ersten vier gewannen 2012 in London Gold. Darauf hat sich Bundestrainer Marcus Schwarzrock bereits festgelegt. Der Zweier geht nur über Krüger und Hacker. Vakant ist dagegen der Platz im Einer, der nach Köln besetzt wird und der im Mai in Luzern (Schweiz) um den Olympia-Start kämpfen muss. Das direkte Ticket hatte Lars Harting (Friedrichstadt) bei der Weltmeisterschaft 2015 verpasst.

Hacker wird um diesen Einer nicht kämpfen: „In dieses Haifischbecken setze ich mich nicht mehr“, betont er. Aber er will das beste Argument pro Rio liefern beim Kleinboottest: „Ich will zum zehnten Mal deutscher Meister werden“, betont Hacker. 2015 in Brandenburg hatte er das Jubiläum als Zweiter hinter Krüger verpasst. Seit diesem Tag ist seine Karriere im Einer beendet.