Handball SCM rettet gegen Erlangen mit Glück einen Punkt
Weil der HC Erlangen ersatzgeschwächt ins Spiel gehen musste, sah vor dem Anwurf vieles nach einem Spaziergang für den SC Magdeburg aus. Aber es wurde ein absoluter Kraftakt, bei dem die Grün-Roten erst im Schlussspurt noch ein 31:31 retten konnten.

Nürnberg/Magdeburg - Nur mit viel Glück und einem echten Kraftakt verhinderte der SC Magdeburg die erste Saisonniederlage. Der Bundesliga-Spitzenreiter musste beim HC Erlangen phasenweise sogar einem Fünf-Tore-Rückstand hinterherlaufen und rettete am Ende ein 31:31. Zur Pause sah es beim 11:16 gar nicht gut aus.
„Speziell das Ende der ersten Halbzeit bringt uns um ein besseres Ergebnis. Letztlich müssen wir mit dem Punkt leben. Großes Kompliment an Erlangen, wie sie dieses Spiel angenommen haben. Dass wir von ihren Kaderproblemen erfahren haben, tat uns wahrscheinlich nicht so gut“, erklärte SCM-Coach Bennet Wiegert nach dem Spiel bei Dyn.
Als die Gastgeber nach fünf Minuten mit 3:1 in Führung lagen, dürfte man das aus Magdeburger Sicht noch ziemlich entspannt gesehen haben. Schließlich musste Erlangen auf acht Spieler aus dem Profi-Kader verzichten und hatte nur A-Jugendliche auf der Bank sitzen. Allerdings holten die sich vergangene Saison die Meisterschaft in ihrer Altersklasse und hatten gegen den Champions-League-Sieger nichts zu verlieren. Als der Ex-Magdeburger Dario Quenstedt in der 11. Minute schon seine fünfte Parade hinlegte und der HCE sogar auf 6:2 stellte, war aber klar, dass das alles andere als ein Spaziergang für den SCM wird. Und dass das kräftezehrende Spiel in Barcelona doch noch mehr als erhofft in den Knochen steckt. Zwischen Schlusssirene in der Königsklasse und Anwurf in der Nürnberger Arena lagen ja gerade mal 43 Stunden.
Ex-Magdeburger Quenstedt mit zehn Paraden bis zur Pause
Um auf 5:6 zu verkürzen brauchte der SCM aber nur sechs Minuten. Weil selbst das noch keine Sicherheit gab, nahm Wiegert in der 20. Minute beim Stand von 8:6 eine Auszeit und brachte Daniel Pettersson für Tim Hornke auf Rechtsaußen. Letzterer hatte von fünf Würfen nur einen verwandelt. Auch Felix Claar kam schwer in die Partie, hatte zur Pause eine Quote von 1:4. Der SCM kam einfach nicht richtig in die Partie und schon gar nicht ins Tempo. Trotzdem war fünf Minuten vor der Pause beim 11:12 der Anschluss wieder hergestellt. Hoffnung machte, dass Magnus Saugstrup, der in Barcelona noch verletzt fehlte, wieder auf der Platte stand. Doch ein 4:0-Lauf des HCE dürfte für eine heftige Pausen-Ansprache des Trainers in der Kabine gesorgt haben.
Während Quenstedt schon bei zehn Paraden und einer Fangquote von 48 Prozent stand, hatte der SCM gerade mal 52,4 Prozent in der Spalte Wurfeffektivität stehen. „Das war von uns zu wenig in allen Bereichen. Wir haben viel zu viele freie Würfe vergeben und andererseits Erlangen zu viele einfache Chancen gestattet. Aber wir haben jetzt noch 30 Minuten Zeit, um das Ergebnis zu verändern“, erklärte Gisli Kristjansson vor dem Wiederbeginn bei Dyn und betonte auch: „Unterschätzt haben wir Erlangen aber auf keinen Fall.“
Der Isländer selbst legte dann gleich mit zwei Toren los. Und der SCM war sieben Minuten nach der Pause auf 16:18 dran. Weil Quenstedt nach dem Seitenwechsel nur noch eine Parade gelang, konnte der SCM immer wieder auf ein Tor verkürzen. Doch der Ausgleich wollte einfach nicht gelingen. Als dann Omar Ingi Magnusson in der 45. Minute per Siebenmeter an Khalifa Ghedbane scheiterte, konnte der HCE sogar wieder auf plus 4 stellen und lag 24:20 (47.) vorn. Saugstrup beendete dann einen 3:0-Lauf zum 24:23 - und der SCM war elf Minuten vor Schluss wieder im Spiel.

Beim 26:25 für Erlangen (51.) rückte Mantej Mandic für Sergey Hernandez zwischen die Pfosten. Der Kroate leitete in der 54. Minute mit zwei tollen Paraden dann auch den Ausgleich ein. Magnusson traf da per Strafwurf zum 27:27 (55.). Zuvor hatte Wiegert in einer Auszeit gefordert, in der Abwehr die Mitte zuzuschieben und den Gegner zu Würfen über die Außen zu zwingen. Wiegert: „Und was davor war, interessiert mich nicht. Mich interessiert nur das Jetzt“.
Und im Jetzt spielte der HCE weiter wie im Rausch und kam auch durch die Mitte immer wieder zu Toren. Zweieinhalb Minuten vor Schluss war Erlangen mit 31:29 vorn und die Sensation lag in der Luft. Obwohl die Gastgeber danach mit zwei Schiri-Entscheidungen haderten und dadurch ordentlich Hektik in die Arena kam, blieb der SCM cool. Pettersson traf 62 Sekunden vor Schluss zum 31:31. Und diesen einen Punkt retteten die Magdeburger gegen die noch einmal angreifenden Gastgeber mit Kampf und Krampf über die Zeit.
Statistik zum Spiel
HC Erlangen: Quenstedt (11 Paraden), Khalifa Ghedbane (1 Parade); Genz, Nissen 10, Bialowas 2, Overjordet 6, Scheerer 1, Willax 3, Schultz, Metzner 4, Lochmann 2, Buck, Steinert 3/2, Senft
SC Magdeburg: Hernandez (8 Paraden), Mandic (3 Paraden); Claar 2, Zechel, Kristjansson 3, Pettersson 6, Magnusson 11/5, Hornke 1, Jonsson 1, Weber, Lagergren, Mertens 4, Saugstrup 1, O’Sullivan, Barthold, Bergendahl 2
Schiedsrichter: Christian und Fabian vom Dorff (Kaarst)
Zuschauer: 5003 in der Nürnberg-Arena
Strafminuten: 12 - 6
Siebenmeter: 2/2 - 5/6